Diebesnest

CN: Sex, Nacktheit, Menstruation, andere Körperflüssigkeiten, Erektion, Genitalien, sexuelle Übergriffigkeit als Thema.

Lilið trat einige Schritte näher, bis sie dicht vor Marusch stand, ohne sie zu berühren. Sofort nahm sie ihren Geruch stärker war. Sie überlegte, Marusch wieder anzufassen, aber stattdessen blieb sie einfach stehen und atmete langsam.

“Was möchtest du?”, fragte Marusch.

Lilið wusste es doch auch nicht. Zumindest hatte sie keinen Plan darüber, wie es weitergehen würde, nach einem Anfang, von dem sie sehr wohl eine Idee hatte. “Ich würde dich gern küssen.”, sagte sie. Noch während sie es aussprach, zogen sich ihre Eingeweide zusammen und irgendein fisseliges Gefühl rann über ihre Flanken in ihren Genitalbereich. “Ich habe noch nie geküsst.”, fügte sie hinzu.

“Die Vorstellung von Küssen kann besser sein, als das Küssen selbst dann ist.”, warnte Marusch. “Mindestens eine Person, die ich auf den Mund geküsst habe, war hinterher sehr enttäuscht. Und es lag nicht an mangelnden heißen Gefühlen und auch nicht daran, dass ich grundsätzlich nicht küssen kann. Eine andere Person hat es sehr gemocht.” Marusch stockte. “Rede ich zu viel?”

“Wieviele Menschen hast du schon geküsst?”, fragte Lilið, statt die Frage zu beantworten. Das holte sie dann aber rasch nach: “Nein, du redest nicht zu viel.”

“So zehn, schätze ich.”, antwortete Marusch.

“Warum?” Lilið hoffte, dass die Frage so sachlich klang, wie sie sie meinte.

“Es haben mich Menschen attraktiv gefunden und gewollt, und ich habe nicht ‘nein’ gesagt.”, anwortete Marusch.

Lilið blieb nicht verborgen, dass Marusch nicht unbedingt glücklich wirkte. “Hast du gewollt?”, fragte sie vorsichtig.

“Meistens.”, antwortete Marusch.

Lilið bohrte nicht weiter nach. “Willst du jetzt?” Diese Frage kam ihr nach Maruschs Eröffnung umso wichtiger vor.

“Ja.” Maruschs Stimme war kaum ein Flüstern, und doch klang es überzeugt.

Lilið hob eine Hand und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. Doch bevor sie sich entschloss, sich zu ihr vorzubeugen, bemerkte sie, dass die Frage, die sie eigentlich hatte runterschlucken wollen, doch bohrte: “Wäre ich also eine Person von vielen?”

Marusch senkte den Blick. “Wäre das schlimm?”

Das war die Frage, die Lilið am liebsten mit ‘nein’ beantwortet hätte. Sie wusste nicht, ob es im Allgemeinen für sie stimmen würde. Vielleicht käme es für sie nicht nie drauf an. Aber als sie sich an Maruschs Wertschätzung erinnerte, schüttelte sie den Kopf. “Nein.”, sagte sie. “Ich komme mir wichtig für dich vor.”

“Das bist du.”, sagte Marusch ohne Umschweife.

Lilið fühlte sich etwas umständlich, als sie sich ihr noch weiter näherte und sie küsste. Es war ein seltsames Gefühl, fand sie. Marusch hatte mit der Warnung vielleicht nicht ganz unrecht gehabt. Das Gefühl der Lippen aufeinander gab ihr nicht so viel, wie sie sich ausgemalt hatte, aber das Kribbeln, dass dabei über ihre ganze Haut lief, und Maruschs rascherer Atem waren es allemal wert. Sie wollte Maruschs Kopf halten, ihr von unten durch die Haare fahren und hielt sich nicht davon ab.

Maruschs Arme lagen unterhalb ihrer, also kamen sie eher an Liliðs Hüfte und sie fasste sie dort an. Ihre Hände glitten unter den Anzug, über das Hemd darunter in ihren Lendenwirbelsäulenbereich und umarmten sie, zogen Lilið an ihren Körper.

Wieder fühlte Lilið, als würde ihr Blut heißer durch ihren Körper rauschen. Sie spürte, wie ihr Atem zitterte. Sie küsste den Mund noch einmal, dann die Wangen, die sich sehr weich und zart anfühlten, und schließlich wieder den Mund.

Marusch hielt sie noch etwas fester und übernahm beim Küssen die Führung, sog Liliðs Lippe vorsichtig in ihren Mund, ließ sie wieder los, und schob ihr zaghaft die Zunge zwischen die Lippen.

Als Marusch sich kurz wieder löste und einen neuen Kuss ansetzte, überlegte Lilið, es umgekehrt auch zu tun, auch wenn sie noch nicht völlig überzeugt vom Konzept der Zunge in ihrem Mund war. Aber die Erektion die sie durch alle Lagen Kleidung hindurch gegen sich drücken spürte, lenkte sie ab. Sie atmete rascher, viel rascher, und löste den Kuss schließlich auf.

“Mochtest du es?”, fragte Marusch.

Nach dem ersten Gefühl, dass noch seltsam gewesen war, hatte Lilið sich tatsächlich daran gewöhnt. Es war nur sehr anders, als sie es sich vorgestellt hätte. “Ja. Wir haben uns auf ein paar Weisen geküsst, und ich bin noch nicht sicher, ob ich sie alle mag, aber”, sie küsste Marusch ein weiteres Mal, weich und ohne Zunge, fühlte das rasche Einatmen des Körpers, den sie mit kontrollierte, und löste sich wieder, “das schon.”

“Möchtest du weiter küssen?”, fragte Marusch.

“Ich möchte mit dir über Verhütung reden.”, legte Lilið den Grund ihrer Unterbrechung dar.

Marusch atmete heftig ein und dann langsam wieder aus. Ihre Arme in Liliðs Rücken wurden etwas weicher, vielleicht zittrig. “Ich habe noch zwei Kondome dabei.”, sagte sie. “Ich bin auf der Feier eins losgeworden. Es gab ein Paar mit einem Bedürfnis, und ich sah wohl vertrauenserweckend genug aus, nach so etwas gefragt zu werden.”

Lilið konnte nicht anders und lächelte breit. “Diese Darlegung gibt mir mehr Sicherheit, als ich erwartet hätte, und ich hatte eine nicht zu unterschätzende Erwartungshaltung.”

“Wenn du mit mir diese Art von Sex möchtest, fände ich es gut, wenn wir uns zumindest die Hände gründlich waschen.”, fügte Marusch hinzu. “Vielleicht auch duschen. Aber ich bezweifle, dass es hier eine Dusche gibt.”

“Du hast recht. Mit beidem.” Lilið atmete tief durch, bevor sie es wagte, die Arme von Marusch zu lösen. Es fiel ihr sehr schwer. “Lass uns schauen, was das Bad hier hergibt.”

Marusch löste ebenfalls ihre Arme von Lilið und wendete sich in Richtung der Tür. Sie schlichen beide, als wären sie einbrechend. Was sie auch waren, fiel Lilið ein.

“Dass du noch nie geküsst hast, heißt nicht, dass du noch nie diese Art von Sex hattest.”, sagte Marusch, als sie das Bad gefunden hatte. “Ist die Frage zu persönlich, ob du hattest?”

“Ich hatte noch nicht.”, antwortete Lilið. “Ich habe viel darüber gelesen und bin gut aufgeklärt, aber ich hatte noch keine Gelegenheit. Ich war nicht gerade beliebt unter Gleichaltrigen, die dafür für mich in Frage gekommen wären.”

“Möchtest du dann wirklich mit mir?”, fragte Marusch. “Ich erwarte das nicht.”

“Aber du würdest wollen?”, fragte Lilið. Ein flüchtiger Gedanke daran, wie sich ein Penis zwischen Vulvalippen anfühlen könnte, rann durch ihre Vorstellungen und ließ sie abermals innerlich auflodern. Aber vielleicht wäre auch das, wie küssen, sehr anders, als sie es sich vorstellte.

“Wenn du es möchtest, ja.”, antwortete Marusch. “Mir fehlt nichts, wenn nicht.”

Im Badezimmer gab es nicht einmal fließendes Wasser. Es gab einen Kanister, der vermutlich regelmäßig mit Wasser aus einer Pumpe außerhalb des Hauses befüllt wurde. Er hatte immerhin einen Hahn und es gab einen Abfluss darunter. Marusch hatte Seife im Gepäck, die sie jetzt für sie beide zur Verfügung stellte. Sie wuschen sich die Hände gründlich damit. Und, um anschließend ihre Körper zu waschen, so gut das ginge, holten sie die Sache mit dem Ausziehen nach.

Lilið zog Marusch zuerst aus. Sie mochte es, es langsam zu tun, immer wieder die Hände nicht davon abzuhalten, die Haut zu berühren, Maruschs schöne Konturen zu streicheln. Sie fühlte abermals diese leichte Gänsehaut, aber glaubte nun, dass es vielleicht kleine Haarstoppeln waren, weil Marusch sich den Körper rasierte. Es fühlte sich schön an. Wobei sie ihre Haare auf ihren eigenen Beinen auch gern fühlte.

Maruschs Körper durchliefen mehrere Schauer, als Lilið ihr Kleid über den Kopf zog. Darunter trug Marusch nichts als eine Spitzenunterhose, gegen die von innen ihre Erektion so sehr drückte, dass sie sich selbst in der Dunkelheit unübersehbar abzeichnete. Liliðs Hand fuhr knapp oberhalb der Knie zwischen Maruschs Beine, die sie leicht nach hinten stolpernd bereitwillig etwas mehr öffnete. Sie gab einen zittrigen, hellen Laut von sich, als Lilið die Hand an einer der Oberschenkelinnenseiten entlang nach oben bewegte, bis sie die seidige Unterhose berührte, und das steife Gewebe durch den Stoff in die Hand nahm. Marusch lehnte sich sachte gegen ihre Hand.

Etwas schepperte. Lilið ließ sofort los und sah sich um. Maruschs Atem bebte noch, als sie sich bückte und ein Kehrblech wieder in einen Eimer steckte, den sie beim Stolpern wohl erwischt hatte.

Lilið ließ ihr kaum eine Verschnaufpause. Als sie sich wieder umwandte, fädelte Lilið kurzerhand ihre Finger links und rechts in Maruschs Unterhose und zog sie herunter. Sie gab darauf Acht, beim Bücken nicht auch etwas herunterzuwerfen. Marusch stieg vorsichtig aus der Hose aus, während Lilið unter ihr hockte und den eigenen Schweiß in den Kniekehlen spürte.

Dann war Marusch dran. Lilið mochte ihre vorsichtigen Hände, als Marusch ihr die Anzugjacke abstreifte, und dann all ihre Knöpfe öffnete. Trotzdem waren die Knöpfe nur im ersten Augenblick interessant. Die Länge der fortwährenden Prozedur, die, weil die Knöpfe noch nicht oft benutzt worden waren, auch nicht so einwandfrei lief und für ein paar Knöpfe mehrere Versuche brauchte, wurde Lilið tatsächlich zum Ende hin langweilig oder beschwerlich. Marusch merkte es wohl und kicherte.

Aber als auch Hose und Hemd sorgfältig auf den Kleiderstapel abgelegt worden waren, drehte Marusch sie kurzerhand schwungvoll um, um an die Brusthalterverschlüsse in ihrem Rücken zu kommen. Es erinnerte Lilið an das Ende des Vortanzens und sofort fühlte sie wieder die Leidenschaft. Besonders als die Verschlüsse gelöst waren, Marusch die Enden des Brusthalters losließ und stattdessen sie von hinten in eine Umarmung zog, die Lippen wieder an ihrem Hals, den Lilið bereitwillig zur Seite legte.

Sie fühlte vorsichtige Zähne in der Haut, die ihr ein Fiepen entlockten, weil das Gefühl überraschend und unbeschreiblich stark war, was sie dort auslösten. Sie fixierten sie dort, nicht mit festem Biss sondern eher als Anweisung, als Marusch die Umarmung wieder löste, um ihren Brusthalter abzustreifen, und ihre Hände sich anschließend von unten an ihre Brüste legten. “Magst du das?”, fragte sie.

Lilið nickte kurz, sprechen konnte sie kaum. Nun trug sie auch nur noch eine Unterhose. Marusch kopierte vielleicht Liliðs Vorgehen von vorhin. Auch sie ließ Lilið kaum Zeit sich wieder zu fangen, sondern wanderte mit den Händen an ihren Hüften hinab bis zur Unterhose, und zog sie ihr langsam vom Po.

Lilið bemerkte, wie sie im Schritt an Körperflüssigkeiten haftete und einige Fäden mit sich zog. Für einen Augenblick fühlte sie sich nicht auf eine angenehme Weise nackt. Aber es hielt nicht lange an.

Marusch befeuchtete einen Handtuchzipfel aus dem Gepäck, dass sie dabei hatte. “Möchtest du, dass ich dich wasche?”, fragte sie.

Lilið nickte vorsichtig. Ihr war unangenehm, dass sie sich überhaupt waschen mussten, aber sie sah die Notwendigkeit. Und sich selber waschen wäre noch unangenehmer gewesen, als gewaschen zu werden.

Marusch rieb ihren Körper ab. Es fühlte sich interessanterweise nicht sehr erotisch an, eher sachlich. Sogar als sie mit dem Handtuch erst die Innenseite ihrer Beine entlangfuhr und schließlich ihr Genital wusch. Es erregte sie kaum.

Marusch ließ sie los, um einen neuen Teil des Handtuchs nass zu machen, und stutzte. “Du menstruierst.”, sagte sie.

“Oh, Mist.”, brachte Lilið hervor. Auch das noch. Es brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass das nicht nur Auswirkungen auf jetzt hatte. “Ich habe nicht einmal Binden dabei. Die waren im Gepäck, das ich bei meinem übereilten Verlassen der Reisefragette an Bord gelassen habe.”

“Ich kann mir gut vorstellen, das dieser Haushalt so etwas hat. Ich glaube, ich habe welche gesehen, als ich die Bettlaken gesucht habe.”, beruhigte Marusch. “Wenn du möchtest, ruh dich aus und ich suche danach.”

“Ich habe Angst, das Bett voll zu bluten.”, gestand Lilið.

Marusch bückte sich erneut nach ihrem Gepäck und holte eine Decke hervor, die fast Liliðs Körpergröße hatte. “Das ist eine Decke, die ich unterlege, wenn ich nur auf feuchtem Boden schlafen kann. Sie lässt keine Flüssigkeit durch. Taugt die?”

Lilið nickte und nahm sie dankend an.

“Möchtest du dich damit ins Bett legen, ich wasche mich, suche Binden und komme nach?”, fragte Marusch. Sie musste bemerkt haben, dass Lilið diese Mitteilung sehr mitgenommen hatte.

Lilið zögerte, nickte dann aber noch einmal. “Ich habe nicht damit gerechnet, dass das jetzt passiert.”, fügte sie noch hinzu. “Ich menstruiere meistens nur ungefähr alle zwei Monate.”


Die Wartezeit war ihr unangenehm. Sie lag eigentlich nicht gern nackt in Betten, vor allem nicht, wenn sie menstruierte. Sie versuchte, das unangenehme Gefühl, dass diesen schönen Moment zerstören wollte, irgendwie niederzuringen. Es war so viel trotzdem schön. Marusch war so eine liebenswerte Person. Vielleicht gehörte sogar zu Maruschs Liebenswürdigkeit, dass sie potenziellen Mörderinnen half. Das war ein seltsamer Gedanke.

“Ich habe welche gefunden.”, sagte Marusch, als sie wieder zur Tür hereinkam. Nackt, und derzeit ohne Erektion, stellte Lilið fest. “Dann wird das hier wohl nicht ohne Diebstahl ablaufen, aber bei so etwas sind Konsequenzen oft auch eher mild, sollten wir erwischt werden.”

Lilið nickte einfach und hob die Decke an, damit sich Marusch zu ihr kuscheln konnte. Marusch legte, was sie bei sich trug, neben dem Bett ab und schob sich zu Lilið unter die Decke.

Lilið hätte kaum damit gerechnet, aber ihre Erregung und das romantische Kribbeln kehrten sofort zu ihr zurück, als sich ihre Körper berührten, noch gepaart mit dem verblassenden Gefühl, dass ihr alles unangenehm war. Sie vergrub ihre Hand in Maruschs inzwischen wirren Haaren und zog sie in einen weiteren Kuss. Sie unterbrach ihn sofort wieder, als ihr einfiel, zu fragen: “Möchtest du überhaupt noch?”

Als Antwort legte Marusch ihren Arm über Liliðs Rücken und schmiegte ihre nackten Körper aneinander. “Ja.” Und erwiderte den Kuss.

Lilið spürte abermals die Erektion gegen ihr Bein drücken. Und nun war nichts mehr zwischen ihnen. Zu wenig, als dass es sich angenehm und sicher angefühlt hätte. “Kondom?”, flüsterte sie. “Wenn dir das mit Blut nicht zu eklig ist.”

Marusch schüttelte den Kopf. “Ich ekele mich ziemlich selten.”, sagte sie. Sie beugte sich vom Bett hinab, fand das bereitgelegte Kondom und zog es sich an.

Lilið beobachtete genau, wie sie es tat. Sie fand den Vorgang nicht besonders ansprechend. Und als sie sich wieder in den Armen lagen, zeigte die kurze Pause ihre Nachwirkungen. Lilið fühlte sich wieder viel zu sehr im falschen Denkuniversum für Sex. Und die Angst, dass es vielleicht doch weh tun könnte, tat ihr übriges.

Marusch küsste ihr den Hals entlang, was sie elektrisierte, strich mit der Hand ihre Hüfte entlang, über den Bauch und zwischen ihre Beine. Lilið atmete rascher.

Sie war aufgeregt. Abwechselnd durchströmten sie Gefühle von Unsicherheit und davon, genau das zu wollen. Maruschs Finger fuhren ihre Vulvalippen entlang, was sehr schön war, aber eigentlich mochte sie die Küsse und zarten Bisse im Schulter- und Halsbereich viel lieber.

Sie bemerkte, wie sie selbst passiver wurde und wunderte sich deshalb nicht, als Marusch sie noch einmal fragte: “Willst du das wirklich?”

Sie antwortete nicht. Aber sie wollte. Also ergiff sie selbst Initiative und fand ihrerseits mit den Händen einen Weg von Maruschs Rücken zu ihrem Penis. Marusch fiepste auf und küsste Lilið als Reaktion zart auf die Stirn.

Lilið hatte gar nicht daran gedacht, dass ihren Penis zu berühren, ja auch ein krasses Gefühl in Marusch auslösen musste. Die Bewegung war eigentlich dazu gedacht, den Penis einzuführen, aber Maruschs Reaktion war wunderschön und ließ Lilið rascher atmen.

Trotzdem drehte sich Lilið auf den Rücken, unter Marusch, und versuchte, ihren Penis an die richtige Stelle zwischen ihren Beinen zu sortieren. Was sich als viel schwieriger herausstellte, als sie vermutet hätte. Er rutschte ab, verirrte sich mehrere Male eher zu ihrem Anus, und wenn sie den Winkel anders sortierte, dann lag er eher nach oben gekippt auf ihr, stimulierte dabei aber ihre Klitoris. Was sich ebenfalls überraschend wenig überzeugend anfühlte.

Wollte sie wirklich? Die Antwort, die Lilið sich gab, war immer noch ‘ja’. Sie wollte wissen, wie es war. In ihrer Vorstellung musste es auch schön sein, wenn sie sich nicht mehr um das Verheddern vorher kümmern musste.

Marusch führte Liliðs Beine in eine angewinkelte Position, was ihr Becken etwas kippte, und sortierte dann selbst ihren Penis, sodass er nicht wegflutschte.

Lilið atmete zügig ein. Das fühlte sich tatsächlich schön an, fand sie. Dieser Moment, bevor es passierte. Sie atmete zittrig wieder aus und gab einen flatterigen, aber bestätigenden Laut von sich. Sie wusste nicht genau, wie sie sich bewegen müsste, damit der Penis eindrang, aber Marusch interpretierte das Geräusch richtig. Sie verharrte in der Bewegung aber wieder sofort, Liliðs Gesicht beobachtend, das vielleicht ein wenig Schmerz wiederspiegelte.

Es war kein starker Schmerz. Sie fühlte vielleicht die Eichel in sich, aber es fühlte sich auch alles dumpf an. Und irgendwie unangenehm. Das musste sie sich eingestehen, auch wenn sie eigentlich nicht wollte. Vielleicht kam es einfach dadurch, dass sie verkrampft war oder dass sie Angst hatte. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

Marusch löste die Position auf, drehte sie beide wieder in Seitenlage und nahm sie in den Arm. “Was brauchst du?”, fragte Marusch.

Die Frage war zu viel für Lilið. Sie fühlte, wie sich ihre Lunge verkrampfte und eine Träne ihr über die Nase lief, die sie nicht davon abhalten konnte. Ihre Nasenschleimhäute schwollen an, sodass sie nicht einmal sprechen können würde, ohne dass das Weinen raushörbar wäre. “Ich schäme mich so.”, flüsterte sie.

“Du brauchst dich nicht zu schämen, es gibt keinen Grund dazu.”, versicherte Marusch. “Warum hast du das Gefühl? Hilft es dir, wenn wir es zerreden? Oder wärest du lieber allein? Oder brauchst du etwas anderes?”

“Ich habe dich, seit wir uns wiederbegegnet sind, verführt.” Lilið hatte vor dem letzten Wort gezögert, weil sie sich nicht ganz sicher gewesen war, ob es traf, was sie meinte. Aber es passte. “Und nun lasse ich dich mitten drin mit einer Erektion hängen.” Einer Erektion, die immer noch gegen ihren Körper drückte.

“Du schuldest mir nichts.”, versicherte Marusch. “Klar habe ich irgendwo ein Bedürfnis nach Befriedigung, aber nur weil ich ein Bedürfnis habe, stehst du nicht in irgendeiner Verpflichtung, es zu decken. Vor allem bei so etwas nicht.”

“Aber ich habe es ausgelöst.”, wandte Lilið ein.

“Du hast dir dabei nicht gedacht, dass du mich in eine mich nach dir verzehrende Lage bringen und darin gefangen halten möchtest.”, sagte Marusch. “Und selbst das wäre ein Spiel, dem ich nicht grundsätzlich abgeneigt wäre. Aber das war nicht deine Absicht. Du hast da aufgehört, wo du dich ungeplant nicht mehr wohl gefühlt hast, und das ist absolut richtig so.”

“Möchtest du dich selbst befriedigen?”, fragte Lilið.

“Wie würde es sich für dich anfühlen?”, fragte Marusch.

Lilið schluckte. Wieso sollte Marusch in dieser Hinsicht auf sie Rücksicht nehmen? Nach so etwas? Aber sie dachte trotzdem ehrlich über die Frage nach und fühlte sofort, dass es für sie eher ein Ertragen wäre, das sich auch unangenehm in sie einbrennen könnte. Einen Moment später konnte sie beschreiben, was sie fühlte: “Mein Gefühl von Erregung ist unangenehmerweise in eines von Abstoßung oder gar Ekel übergegangen. Ich glaube, ich mag nicht, wenn Körperteile in mir drin sind. Auch Zungen nicht. Bei der Zunge ging es noch, aber jetzt fühle ich mich widerlich.”, gab sie zu. Sie fragte sich, ob die Worte verletzten. Trotzdem fuhr sie fort. “Ich würde mich eigentlich nicht wohl damit fühlen, davon mitzubekommen, wenn du dich selbst befriedigst, oder mir gar Gedanken machen zu müssen, ob ich in diese Art Sex vielleicht als Gedanke doch involviert wäre.”

Marusch nickte. “Es ist schön, dass du das so ehrlich sagen kannst.”, sagte sie. “Es tut mir leid, dass du dich so fühlen musst. Brauchst du noch etwas, um dich wohler zu fühlen, oder etwas, was dir Sicherheit gibt.”

“Ich mag deine Erektion nicht mehr fühlen.”, gab sie zu. “Es fühlt sich beschissen an, das zu sagen.”

Marusch stand kurz aus dem Bett auf, um sich das Kondom sorgsam zu entfernen, und nutzte wieder das Handtuch, um Körperflüssigkeiten abzuwischen. “Möchtest du eine Binde und eine Unterhose haben?”

Lilið nickte und stand ebenfalls auf, um dem Vorschlag nachzukommen.

Marusch reichte ihr das Handtuch und wartete, bis sie fertig war, räumte dabei irgendetwas auf. “Möchtest du gern mehr Abstand? Oder magst du im Arm gehabt werden?”

“Ich würde gern im Arm gehabt werden.”, flüsterte sie. Sie kroch wieder ins Bett und machte Platz. “Wenn du magst.”

Sie hatte Angst, gleich doch wieder die Erektion zu fühlen, obwohl sie gesehen hatte, dass sie abgeklungen war, aber Marusch sortierte vorsorglich eine Deckenfalte zwischen ihre Becken.

“Warum bist du so lieb zu mir?”, fragte Lilið.

“Ich würde gern behaupten, dass ich einfach so so wäre, was höchstens zum Teil stimmt.”, sagte Marusch. “Aber ich kenne das beschissene Schuldgefühl. Und ich weiß, wie fehl am Platz das ist, aber dass es nicht so einfach loszuwerden ist.” Marusch streichelte ihr sanft über den Rücken. “Und mein Verhalten sollte nicht lieb genannt werden müssen, sondern eher der Standard sein. Ich frage mich, ob sich die Welt je in eine entwickeln kann, in der wir dieses Schuldgefühl beim Sex loswerden. Und wenn ja, wie lange das dauern wird.”

“Du kennst es?”, fragte Lilið. Im nächsten Moment kam ihr die Frage unbedacht vor. Sie fragte da nach negativen Erfahrungen mit Sex.

“Sie war älter als ich, wir hatten, nun, über einige Wochen hinweg geflirtet. Sie hat anzügliche Bemerkungen gemacht, und ich fand das spaßig und habe sie erwidert. Schließlich haben wir uns mal zu zweit getroffen und geküsst. Und als wir uns körperlich näher gekommen sind, habe ich mich auf einmal nicht mehr wohl gefühlt.”, berichtete Marusch.

Lilið wartete ab, ob sie noch mehr sagen würde, aber ein Schauder von Ekel durchlief sie jetzt schon. Eine völlig andere Art Ekel, als Blut und Schleim auslösen könnten. Das war nicht in Ordnung von dieser Person, dachte sie. Und dann wurde ihr bewusst, dass sie das Ende der Geschichte nicht kannte. Natürlich ging es sie eigentlich nichts an. “Ich habe gerade festgestellt, dass ich automatisch schlimme Dinge auf diese Person projiziert habe. Ich habe mir vorgestellt, dass sie dich bedrängt hat. Aber sie könnte genauso gut abgebrochen haben und gefragt haben, ob du überhaupt willst.”

“Beides nicht.”, sagte Marusch. “Sie hat mich zu nichts überredet. Ich habe mich von selbst schuldig gefühlt, weil ich ja vorher schon hätte sagen können, dass ich nicht will.”

“Dann ist sie trotzdem nicht safe.”, hielt Lilið fest.

“Für mich nicht.”, sagte Marusch. “Ich möchte trotzdem festhalten, dass sie keine Schuld trägt. Sie hat jedes ‘nein’ akzeptiert, das ich ausgesprochen habe, als ich mich dann überwunden habe. Die Schuldgefühle kamen nicht durch sie. Die waren in mir, weil sie in unserer Gesellschaft oder Kultur irgendwie in uns gepflanzt werden.”

Lilið nickte. “Das stimmt.”, sagte sie. Unpassenderweise überkam sie ein Gähnen. “Ich frage mich, wie genau. Denn eigentlich hat mir meine Mutter mitgegeben, dass ich nichts tun soll, was ich nicht will. Und in der Situation, die du geschildert hast, denke ich automatisch, dass diese Person etwas falsch gemacht hat. Weil du dich nicht sicher fühlen konntest. Warum hat es mich so viel Mut und gutes Zureden deinerseits gekostet, zu sagen, was sich für mich gerade schlecht anfühlt? Und warum fühlt es sich immer noch falsch an, dass ich nicht möchte, dass du in meiner Gegenwart masturbierst?”

“Bei Letzterem kann ich vielleicht mit Gedanken weiterhelfen, warum ich das sehr verstehen kann: Vielleicht magst du es nicht, weil du eben doch involviert wärest. Selbst wenn du nicht hinsiehst macht es Geräusche, Gerüche und verursacht rhythmische Bewegungen, bei denen dein Körper mitschwingt, wenn ich es im Bett tue. Du partizipierst automatisch.”, erklärte Marusch. “Wenn du mir vorschreiben wolltest, dass ich auch in deiner Abwesenheit nicht mehr masturbieren dürfte, wäre das etwas anderes, aber in diesem Fall fühlst du dich einfach damit gerade nicht wohl, und das ist verständlich und in Ordnung.”

“Was bist du eigentlich für ein Diebeswesen, das Wörter wie partizipieren im normalen Sprachgebrauch hat und auf Bällen tanzt?”, fragte Lilið.

“Glaub mal nicht, dass Gesellschaftschichten da ein zwangsläufiges Argument gegen wären. Hast du Allil reden gehört?”, fragte Marusch, ohne Umschweife den Themenwechsel mitmachend.

“Ohja, sogar wenn sie meinen Vater gespielt hat. Oder noch veredeltere Personen.”, erinnerte sie sich. Es war trotz allem eine schöne Erinnerung. Sie schmunzelte. Dann sog sie heftig die Luft ein. “Ich denke, dass Lord Lurch, den du vorhin erwähntest, mein Vater ist, ist dir nicht entgangen, oder?”

“Nein, das habe ich mitbekommen.”, bestätigte Marusch. Sie gähnte nun auch. Und küsste Lilið sanft auf die Stirn. “Wollen wir schlafen?”

Lilið küsste ihren Hals. “Das wäre wohl vernünftig.”, sagte sie.

Aber so richtig vernünftig waren sie nicht. Als sie sich fürs Schlafen zurechtkuschelten, fanden ihre Lippen wieder gegenseitig Stellen an ihren Körpern, die den Atemrhythmus mit Schlaf inkompatibel machten. Die Deckenfalte zwischen ihren Becken sortierten sie immer wieder neu dorthin. Sie schliefen ein, als der Atem nichts mehr hergab und sie nicht mehr konnten.