Urban Fantasy Going Intersectional
Herausgegeben von: Aşkın-Hayat Doğan & Patricia Eckermann
Gesamteindruck
Ich bin nicht so gut darin, mein Sammelsurium an Eindrücken unter einen Hut zu stecken. Noch dazu fiel es mir schwer, auf die Geschichten mit einem Blick zu schauen, wie ich sonst auf die meisten Medien schaue: Ich bin gewohnt, dass etwa Binarität und Behindertenfeindlichkeit Teil von vielen Medien sind und wir froh sein können, wenn nicht die komplette Bandbreite an Ausschluss, indirekter Abwertung, Stereotypisierung etc unhinterfragt ausgeschrieben wird. Auf ein Medium, das um Intersektionalität geht, schaue ich automatisch mit einem anderen, kritischeren Blick und hoffe, dass dies nicht passiert. Auf der einen Seite erscheint mir das gerechtfertigt: Ich weiß noch ungefähr, was auf Twitter zum Beispiel so los war, als ich eine der Geschichten für die Anthologie testgelesen habe, über was für Themen geredet wurde, welches Bewusstsein vielleicht hätte da sein können. Auf der anderen Seite ist es ein Indie-Projekt mit viel ehrenamtlichem Einsatz und eine enorme Aufgabe, sich mit Intersektionalität und möglichst allen Diskriminierungsformen auseinanderzusetzen. Es ist gleichzeitig eine unbedingt notwendige und wichtige Aufgabe für Solidarisierung, und eine unmögliche Aufgabe für kleine Orga-Teams, die auch noch selbst mit Marginalisierungserfahrungen und den Folgen zu lange andauernder psychischer Belastung kämpfen müssen. Zumindest in einer Runde, in einem halben Jahr oder Jahr.
Ich sehe die Anthologie positiv. Mich haben einige Geschichten erschreckt und einige tief berührt und bewegt, erschienen mir wichtig. Ich konnte sehr viel mitnehmen. Für mich hat die Anthologie eine starke Bedeutung, und ich hoffe auf mehr solcher Projekte. Danke besonders an die Herausgebenden, dass ihr euch so sehr eingesetzt habt.
Zu einigen Geschichten habe ich nichts geschrieben, weil ich sie nicht verstanden habe, oder mir einfach nichts Besonderes dazu einfiel. Wenn Schreibende (auch nicht erwähnte) gern etwas ausführlicheres Feedback haben möchten, dürfen sie mich gern anschreiben.
Vielleicht sollte ich bei den folgenden, geschilderten Eindrücken mehr zu jeweils dem Faktor der Repräsentation sagen. Ich habe dazu Gedanken, aber in vielen Fällen lese ich hier lieber zu. Aufgezählt sind sie sicher schon in anderen Rezensionen, zum Beispiel in der Rezension auf alpakawolken.de, und bewerten möchte ich vor allem, was ich selbst beurteilen kann.
Die letzte Heimkehr
James A. Sullivan
In dieser Geschichte mochte ich besonders den kreativen Umgang mit indirekt wiedergegebenem Slutshaming. Es ist eine Mischung aus Dekonstruktion und absurdem Humor, der für mich meist das beste Mittel ist, mit entsprechenden Situationen fertig zu werden. Der Hauptcharakter hat eine angenehme innere Ruhe, die ich zugleich als Selbstschutz-Mechanismus interpretieren würde.
Vegan für fortgeschrittene Tote
Annie Waye
CN: Transfeindlichkeit
Der Hauptcharakter entspricht einigen Schwulenklischees, hat eine Freundin, die mehreren frauenfeindlichen Klischees entspricht, und steht auf einen Mann, der nicht nur einigen Macho-Klischees entspricht, sondern auch vegan-feindlich ist. Außerdem kommt sie ohne reproduzierte Transfeindlichkeit, um sich gegen andere Queerfeindlichkeit zu verteidigen, nicht aus. Die Krönung, als argumentiert wird, dass er nicht schwanger sein könne, weil er ein Mann wäre: "Doch ich war nicht schwanger. Ich war schwul, aber im Gegensatz zu dem, was mir oft hinterhergerufen wurde, immer noch ein Mann." Die Geschichte hätte vielleicht durch ein Sensitivity Reading gewinnen können, da sie aber aus den Klischees quasi bestand, bin ich mir nicht sicher, ob dann noch mehr als ein Skelett übrig geblieben wäre.
Die Pirouette
Ilka Mella
CN: SuizidversuchDie Grundidee fand ich gut und den Anfang der Umsetzung habe ich genossen: Es geht um Personen, die Ballett tanzen möchten, aber meistens im Rahmen von Lookism und Bodyshaming gegatekeept (ausgeschlossen) werden. Obwohl am Anfang Nebencharaktere viel fettfeindlich, queerfeindlich, sogar transfeindlich abwerten, erscheinen die Charaktere zunächst nicht wie Klischees der scheinbaren Widersprüche, sondern als Personen, die mit Leidenschaft dabei sind und bei denen Tanz zum Leben gehört, die einfach sie selbst sind, ihr eigenes Image haben. Leider wird schon am Anfang bei der Beschreibung der Haare des zweiten Hauptcharakters nicht nur am Rande Rassismus reproduziert - nicht als story-interne Abwertung, sondern unreflektiert durch den PoV (point of view).
Im zweiten Teil der Geschichte plant der zweite Hauptcharakter einen Suizidversuch und die beiden Hauptcharaktere kommen darüber das erste Mal ins Gespräch. Der erste Hauptcharakter überredet den zweiten, sich anders zu entscheiden, wird dabei von jenem massiv abgewertet und es werden doch die plakativen Klischees der scheinbaren Widersprüche reproduziert, welche Art von Personen nie im Ballett erwartet würden, was vielleicht als Idee zur Geschichte geführt haben mag. Das rettende Gespräch wirkt auf mich nicht, als würde es das Thema Suizid sonderlich ernst nehmen, sondern kam eher als Mittel der Dramaturgie rüber, - natürlich sind alle Erfahrungen individuell und das ist ein persönlicher Eindruck.
Ich fand diese Entwicklung besonders schade: Es fühlt sich wie verlorenes Potenzial an, weil der Anfang wirklich einige Momente hatte, in denen ich mich als tanzende Person mit sichtbaren Oberarmmuskeln in Kleidern wiedergefunden hatte. Ich habe Glück, dass mich Lookismus gefühlt eher weniger angekratzt hat, als andere in meinem Umfeld, aber selbst ich musste mich erstmal so mögen lernen. Ich wünsche mir da mehr Repräsentation, in der Charaktere sich so wohl fühlen, denn das hat durchaus Einfluss, das habe ich auch als Feedback von anderen in meinem Umfeld für meinen Hauptcharakter in "Myrie Zange" gesagt bekommen. So einen Moment hatte ich am Anfang der Geschichte.
BURKITTY
Aşkın-Hayat Doğan
Eine Geschichte, die mir aus zweierlei Gründen sehr viel Spaß gemacht hat: Zum einen kann ich häufig Kampfszenen nicht gut folgen, aber diese waren exzellent kurz und prägnant beschrieben, wirkten nicht übertrieben auf mich, vielleicht sogar realistisch, und zugleich haben sie bei mir dieses Gefühl von Wehrhaftigkeit ausgelöst. Ich mag leicht overpowerte weibliche oder queere Charaktere. Zum anderen ziehen sich Vergleiche und Feststellungen über die Umgebung durch die Geschichte, die mich permanent zum Schmunzeln brachten. Aus Sicht dieses Charakters würde ich durchaus gern mehr lesen.
ZuneigungsFormen
Robin Nayeli
Meine liebste Geschichte. Die ersten Absätze haben mich noch etwas abgehängt, aber das finde ich nicht einmal negativ, im Gegenteil: Sie werden später wiederholt, wodurch sie mit Kontext auf einmal in einem Fluss stehen und Sinn ergeben.
Die Geschichte ist ein einziger Redefluss, manchmal mit etwas fehlender Struktur, vielen Abzweigungen in den Gedanken, wie direkt aus dem Kopf des Hauptcharakters heruntergeschrieben. Durch die Gedankengänge und Schwierigkeiten des Charakters wird jener erfolgreich als eine Person beschrieben, von der ich mir vorstellen kann, dass sie viel sanistische Abwertung erleben könnte, Abwertung dafür, nicht schlau genug für etwas zu sein, für ihre Legasthenie, für andere kognitive Eigenschaften. Die Geschichte hält sich mit entsprechender Abwertung im Wesentlichen zurück. Sie ist herzlich und liebenswert, sie ist einfach, passiert vor sich hin, unapologethisch. Das hat mich glücklich gemacht. Und, dass sich die Geschichte nicht für sich selbst entschuldigt. Von Robin Nayeli würde ich gern mehr lesen.
Meine Lieblingsstelle: "Statt in Gedanken Wort an Wort zu reihen, springt sie von Bild zu Bild. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte? Tja, kein Wunder, dass ihr Mund dann nicht mehr hinterherkommt."
Antimykotikum
Oliver Kontny
Schwierig einzuordnende Geschichte, ich glaube, ich habe einiges nicht verstanden. Der Hauptcharakter reproduziert am Anfang Rassismus, Transfeindlichkeit und noch einige -ismen, aber nicht wie das Shaming, das in Geschichten sonst oft vorkommt, wenn ein feindlicher Mobb vorgestellt werden soll, sondern auf die perfidere Art, wie ich es in manchem Zwangsumfeld (Umfelder, gegen die ich mich nicht so richtig wehren kann, sie zu haben, wenn ich irgendwo teilhaben will) erlebt habe, wo sich die Leute für durchdacht und aufgeweckt halten. Es ist aus meiner Sicht fieser, weil es nicht ausschließlich direkt ist, sondern Argumente darin stecken, auf die der Kopf nicht gewohnt ist, spontane, dekonstruierende Antworten zu haben. Es zeigt eine gefährlichere, und zugleich realistische Art der Ignoranz, die einfach nur hilflos macht, - so empfinde ich es. Hilflos auch, weil es nicht so gewalttätig aussieht, aber Betroffene allein in diesen Worten schwimmen, die einen Teil von uns zerfetzen, den wir erst später genau lokalisieren können.
Dann bekommt der Charakter ein Heilmittel gegen "toxische Männlichkeit", aber eigentlich wohl eher gegen Ignoranz, das ist seltsam oder nicht schlüssig gelöst. Die Argumentation ist quasi, dass gegen Ignoranz nichts hilft, kein Gespräch, kein Überzeugen, gar nichts, solange die Person nicht will. Im Gegensatz zu anderen Rezensionen, die ich gelesen habe, interpretiere ich nicht, dass er in eine Frau verwandelt würde. Vorher werden die Unisex-Namen der anderen Charaktere erwähnt, und der Charakter bekommt auch so einen (nicht, dass ich das unbedingt gut oder besser fände). Das Resultat der Welt, in der Ignoranz zwangsweise mit Medizin behandelt wird, wirkt auch nicht positiv, wie auch, wenn es auf Zwang aufbaut. Es wirkt auf mich irgendwie unecht und dystopisch, anders dystopisch als vorher, aber vielleicht fällt mir hier eine "richtige" Interpretation schwer.
Jedenfalls ja, irgendwie resoniert die Grundfrage darin sehr mit mir: Diese Hoffnungslosigkeit, nachdem man sich wirklich, wirklich heftig eingesetzt hat, mit gewissen Personen zu reden, und einfach weiß, es hilft nichts, nie. Und diese Personen gibt es so viele: Alle Umfelder, die größer sind, als besonders kleine, sorgsam ausgewählte, sind von lauten, ignoranten Leuten durchsetzt, von denen die Mehrheit nicht sieht, wie ignorant sie sind und wen sie mit aller unsichtbarer Gewalt gatekeepen. Diese Hoffnungs- und Machtlosigkeit und die Frage, "Was machen wir jetzt?" drückt diese Geschichte für mich aus.
Magiebegabt, 35F, in Ausbildung
Teresa Teske
Auch eine meiner liebsten Geschichten. Der Schreibfluss ist ein Sog, die Geschichte emotional, zeigt in ihrer Kürze trotzdem ein ganzheitlich wirkendes Bild einer Familie und der Nachwirkungen ihrer Verhaltensweisen - auch nach dem Auszug noch - auf den nun emanzipierteren Hauptcharakter. Die Geschichte setzt sich mit psychischen Problemen realistisch und personennah auseinander und beschreibt zugleich Menschlichkeit, Halt in so greifbarer Weise, dass ich mich selbst hinterher gemocht fühle.
Majas Queste
Judith Vogt
Eine Geschichte, an der ich Zweierlei mochte: Zum einen den Nebel. Es ist eine Geschichte über gefährlichen Nebel, und ich mag Nebel und die Bildgewalt damit sehr. Er fließt, ist mal dunkelgrau, mal heller, sammelt sich in Pfützen. Zum anderen den nicht-binären Hauptcharakter. Das weiß ich aus einem Reply von Judith Vogt auf Twitter, in der Geschichte selbst wird nicht ausdrücklich gesagt, dass der Charakter nicht-binär ist. Aber es ist eine Ich-Erzählung und der Charakter wird einmal mit "Geschwister" referenziert. Zwar könnte es viel mehr nicht-binäre Charaktere laut und unmissverständlich geben, aber ich habe mich hier gefreut, auch gerade weil es so ein Nebenelement ist, oder auch, weil es nicht ganz klar ist, sondern mit dem Wort "Geschwister" vor allem markiert ist, dass keine binäre Zuweisung stattfindet, sonst nichts. Das entspannt. So gern ich Geschichten mit hervorgehobener Repräsentation nicht-binärer Charaktere lese, möchte ich doch eigentlich mindestens ebenso gern viel mehr Geschichten lesen, in denen Geschlecht keine Rolle spielt, also wirklich keine, in der es nicht genannt wird.
Serenade und die Berge
Luna Day
Wie ist diese Geschichte in der Anthologie gelandet? Gegen diese ist Twilight eine Geschichte über eine vergleichsweise extrem gesunde Beziehung. Das Loveinterest der Sirene stalkt jene. Die Sirene fügt ihm zum Vorführen ihrer magischen Kräfte ohne erfragten Konsens Schaden zu, und das Loveinterest entschuldigt sich dafür, dass es hätte wissen müssen, dass sie das tun würde (das Self-Victim-Blaming bleibt so stehen). Das Volk der Sirenen hat die ihr unangenehme Eigenschaft, zum Überleben Menschen zu töten, und das Loveinterest hat dafür einen spontanen Lösungsvorschlag, der noch niemandem in ihrem Volk je gekommen ist (Stichwort Saviorism). Dabei wird der Sirene quasi vorgeschlagen, stattdessen nicht-menschliche Tiere zu töten (welch revolutionäre Idee /sarcasm), was ethisch viel vertretbarer wäre. Jene These wird nicht weiter hinterfragt. Später bedrängt das Loveinterest die Sirene zu Aussagen über ihre Gefühle, nachdem diese deutlich abgeblockt hat, mit den Worten "so kommst du mir nicht davon". Eine Geschichte voller Redflags für toxische Beziehungen.
Korallen
Marcel Lewandowsky & Schwartz
Eine Geschichte, die ich größtenteils nicht so richtig verstanden habe. Ich würde interpretieren, dass sie eine Metapher sein soll, bei der durch Verschwörungstheorien und durch klassische Corona-Leugnenden- und Klimawandel-Leugnenden-Rethorik sich die Hauptperson aufhetzen lässt, gegenüber einer marginalisierten Gruppe gewalttätig zu werden. Die Gruppe, die ausgewählt wird, soll vielleicht für andere stehen: Alte Leute. Zumindest ist mir nicht bekannt, dass alte Leute Target von Verschwörungstheorien sind. Auf der anderen Seite bilden alte Leute eine marginalisierte Gruppe, die vor allem auch aus Aktivismus aktiv ausgeschlossen wird (etwa mit "alter, weißer, [manchmal noch: hetero, cis] Mann"). Wir reden viel zu wenig über Ageism und die Geschichte macht mir dahingehend ein unwohles Gefühl, eben weil alte Menschen häufig unter Generalverdacht stehen, besonders zu diskriminieren, und die Geschichte wie ein "wir drehen den Spieß um"-Versuch auf mich wirkt. Dann wieder habe ich keine Ahnung, ob die Interpretation nicht sehr weit hergeholt ist, weil ich die Geschichte zu einem großen Teil nicht verstanden habe.
Gezeiten
Jade S. Kye
Die Geschichte hat mich glücklich gemacht: Hier kommen Fantasy-Völker aus dem Meer und Tümpeln vor. Die Geschichte erzählt außerdem über nicht ernstgenommene Diskriminierungserfahrungen, selbst von Seiten, wo das so so dringend nötig wäre, wie, äh, Diskriminierungsbeauftragte? Sie erzählt so perfekt in Worte gefasst aus dem realen Leben so vieler Leute, mit denen ich geredet habe und aus meinem eigenen, und zeitgleich über Freundschaft! Sie erzählt über realistisches Gatekeeping, aber auch davon, dass wir nicht alleine sind, und das macht mutiger.
Wünsch mir die Apokalypse
Nora Bendzko
Ich mag den ersten Satz zitieren, weil ich ihn im Moment sehr fühle: "Ich hatte geholfen, den Weltuntergang zu verhindern, und fühlte mich beschissen". Auch andere Sätze dieser Art im Werk resonieren mit meiner momentanen Wut. Ich mochte auch sehr, dass Mal technische oder anders erfinderische Hilfsmittel mit der Magie von Vampiren und Werwölfen verbunden werden, sowie die Durchmischung der Themen Boss-fight mit Queer-Prides.
Die Jurte des Todes
Patricia Eckermann
Das war eine der beiden Geschichten, deren Kernthema war, dass die Hauptfigur für ihre eigenen Ziele oder für sich selbst einzustehen lernt. Dabei redet sie mit dem Tod in dessen Jurte. Die Geschichte beschreibt die Umgebung und Geschehnisse stimmungsvoll beeindruckend. Sie deckt dabei eine sehr große Palette an Emotionen ab, die der Hauptcharakter und wir mit ihm durchleben.
Kreise
David Grade
Die Geschichte ist aus der Sicht einer Person mit Schizophrenie geschrieben. Die Wahrnehmung deckt sich einigermaßen mit der beschriebenen Wahrnehmung einer anderen Person, die mir davon erzählt hat, und ich mag gern mehr darüber lesen, um zu lernen. Durch die vermischten Themen, Fantasy mit Portal-Magie, reale Flucht/Bedrohung und die Wahrnehmung der Hauptperson entsteht eine beeindruckende Atmosphäre und ein Sog aus Spannung. Die Stimmung besteht gleichzeitig aus einer Art notwendiger Gelassenheit und permanent spürbarer Gefahr.
Me Time
Victoria Linnea & Alexander Neumann
Eine wunderschöne Geschichte über eine Person, die sehr darauf Acht gibt, wie es ihrem Umfeld geht, sich sorgt. Sie bekommt eine Einladung in ein magisches Restaurant. Hier wird sie bestärkt und bestätigt, in einer Art, die beim Lesen auf mich einen ebenso bestärkenden und bestätigenden Einfluss hatte. Vielleicht ist dies die wholesomste Geschichte.
Allgemeine Anmerkeungen
Thema Alkohol:
Alkohol (Wein und Bier) als Genussmittel kommt in vier Geschichten vor. Ich bin nicht sicher, warum ich das erwähne. Mir fällt die Präsenz zunehmend auf.
Sanism
Das sanistische Wort "Idiot", das als Bezeichnung für eine psychische Krankheit historisch mit viel (auch staatlicher) Gewalt verknüpft ist, kommt in zwei Geschichten unhinterfragt vor. Eine davon ist auch insgesamt sehr sanistisch, u.a. mit "Spatzenhirn" als Beleidigung. "Bescheuert" und ähnlich abwertender, unhinterfragter Sanism tritt in einer anderen auf.
Gendern
Zwei Geschichten gendern mit Stern (allerdings nicht durchgehend), zwei gendern neutral, die anderen nutzen das generische Maskulinum, soweit ich es überblickt habe. Eine einzige Geschichte kommt ohne offensichtliche Geschlechtszuweisung durch den PoV von außen aus.
Häufiger kommen Phrasen wie "Männer und Frauen" vor, oder binäre Einteilungen auf andere Art. Gelegentlich wird einem Säugling ein Geschlecht zugewiesen.
Kussnormativität
Als Kussnormativität bezeichne ich normalerweise, wenn der Anfang oder die Existenz einer romantischen Beziehung durch Küssen auf den Mund gekennzeichnet wird. Das passiert in einigen Geschichten, in keiner wird es aktiv hinterfragt. Außerdem passiert Küssen auf den Mund als Heilmittel und als Tötungsmittel mit scheinbarem Romantikzusammenhang.
Non-Konsens
In mindestens drei Geschichten kam es zu Szenen der Art, dass der eine Charakter sich aus einer Umarmung winden möchte, der andere das aber nicht zulässt, oder andere Interaktion, wo etwas über die kommunizierten Grenzen drängen als romantisch oder positiv geframet wurde.
Fazit
Ich habe zuvor noch nie eine ganze Anthologie durchgelesen, glaube ich. Die Grundidee ist großartig, und die Umsetzung teils sehr positiv bewegend, teils auch eher verletzend. Insgesamt halte ich das Projekt für einen positiven Schritt, von denen ich mir weitere wünsche und mich dafür einsetzen mag, sofern ich denn Kapazitäten habe.
Link zu Content Notes zu den Geschichten, zusammengesammelt von Noah, @Herzschlaege auf Twitter.