Robert Shivran - Asarga, Teil 1
"Asarga", Teil 1 von Robert Shivran ist ein Science Fiction Roman mit interessantem World Building über die psychische und physische Vorbereitung auf einen Zweikampf, über verschiedene Formen von Zuneigung, queer sein in einer von unserer abweichenden Kultur, Kuscheln und BDSM (Homepage, twitter).
Hätte mir eine Person das Buch wie oben knapp zusammengefasst, hätte es mich
interessiert und ich bereue nichts.
Das World Building ist für ein gar nicht mal so langes Buch (aber es folgen ja
weitere Teile) relativ komplex. Abstrakt und sehr heruntergebrochen geht es
um humanuide Wesen, die wiederum verschiedene Völker mit verschiedenen Kulturen
gebildet haben und nun vielleicht (wieder) zusammenfinden. In diese Kulturen
hineingebettet ist ein anderes Geschlechtssystem, mehr oder weniger
geknüpft an eine andere Fortpflanzungsbiologie, als wir es in unserer Welt gewohnt
sind. Das gibt viel Raum, um sich mit den eigenen Biologismen, mit Geschlechtsrepräsentation
in Sprache, Geschlechtermodellen und Sexismus auseinanderzusetzen. Mich
hat an dem World Building sehr beeindruckt, dass es ein Beispiel
zeigt, in dem es um Fortpflanzungsbiologie geht, und das dabei zugleich
nicht biologistisch ist. Queer sein wirkt in diesem Setup etwas alltäglicher
oder auch nur anders als bei uns, und ist ein Element
im Buch. Obwohl ich es hier breit erwähne, fügt sich dieser
World Building Aspekt aus meiner Sicht nach der ersten Gewöhnung wie selbstverständlich
in den Plot ein. Die nicht so sehr auf Interaktionsebene und mehr mit
Historie zusammenhängenden World Building-Aspekte waren für mich schwieriger
zu erfassen, aber auch mit den Schwierigkeiten habe ich das Buch gern gelesen. Ich
bin Schwierigkeiten der Art bei mir allerdings auch gewohnt, mir fällt es
generell schwer, ein Konzept auf der Ebene von Geschichten zu erfassen.
Was mich wirklich in das Buch hineingesogen hat, war die psychische und haptische Interaktion. Ich habe selten ein Buch mit so viel Zärtlichkeit erlebt, die einfach so selbstverständlicher Plotanteil ist. Die warme und liebevolle, auch physische Interaktion ist ständiger Bestandteil der Handlung und fühlt sich an vielen Stellen heilsam an, während die Welt um einen herum brennt. Die Geborgenheit und die Konflikte zugleich sind aus meiner Sicht wunderschön emotional und authentisch geschrieben.
Fast die ganze zweite Hälfte des Romans befasst sich mit BDSM. Wenn ihr mal Bücher mit unangenehmen, toxischen Beziehungen mit ungleichem Machtverhältnis gelesen habt, bei denen diese aber im Narrativ als positiv rübergebracht werden, und ihr habt etwas daraus gezogen, aber ihr möchtet diesen Narrativ nicht, dann würde ich dieses Buch vorschlagen: Es erfüllt das ganze auf zwei Ebenen. Es gibt eine BDSM-Beziehung, in der Konsens ein wichtiges Thema ist, in der dieses ungleiche Machtverhältnis zugleich ein Geben und Nehmen ist, das abgesprochen ist. Und zugleich ist in der Außenhandlung ein ungutes, toxisches Machtungleichgewicht auf einer anderen Ebene Thema, aber es wird nicht romantisiert, sondern als eben etwas Toxisches benannt. Es ist so durchwachsen und komplex, wie ich toxische Beziehungen aus dem realen Leben kenne, und wenn auf die Content Notes vertraut werden darf, wird es dazu in den Folgebänden noch mehr Reflektion geben.