Geschlechtsangleichende OP - Nachher

Dies ist der zweite Teil aus einer Reihe. Der erste Teil befindet sich hier.

Generelle CN: Operationsmethoden im Detail beschrieben. Fotos von Brüsten am Ende.

Die OP

Die OP hat wohl um die drei Stunden gedauert. Davon erzählen kann ich nichts, weil ich nicht bei Bewusstsein war.

Heilungsphase

Einschränkungen

Für eine Woche habe ich die Arme nicht über den Kopf gehoben. Ab dann war ich vorsichtig. Doll gestreckt habe ich nicht. Für eine Woche habe ich außerdem Hilfe beim Einkaufen in Anspruch genommen, weil ich nicht so viel tragen wollte/sollte.

Für 1-2 Wochen hatte ich Hilfe beim Essen zubereiten, weil Schneiden zu doll auf die Arme geht.

Ich durfte bis 6 Wochen nach dem Schließen der Narben (eine Woche nach der OP etwa) nicht schwimmen, nicht baden und keine vibrierenden Sportarten ausführen, wie Joggen oder Trampolin springen. Außerdem durfte ich nicht auf dem Bauch/auf der Brust liegen.

Die ersten zwei Wochen durfte ich nur auf dem Rücken schlafen, was mir sehr schwer fiel.

Tagebuch

Im folgenden erzähle ich vom OP-Tag und den darauffolgenden Tagen. Ab wo sich nicht mehr viel ändert, erzähle ich seltener.

CN: Im Folgenden wird wirklich oft Blut erwähnt. Und nicht selten Panik. Aber es passiert nichts Schlimmes.

17.Oktober

Die OP war von etwa 12 bis 15 Uhr. Ich bin noch auf dem Weg zum Aufwachraum das erste Mal aufgewacht. Direkt nach der OP hatte ich im Aufwachraum einige Gaps, also die Zeit sprang. Ich fühlte mich dazwischen eigentlich überwiegend wach, aber die Uhr zeigte plötzlich spätere Zeiten an. In den kurzen Wachzeiten hatte ich Schmerzen in den Narben. Mir wurde Novalgin gespritzt, aber davon habe ich nicht viel mitbekommen.

Gegen ungefähr 17 Uhr war ich dann wach genug, um von Monitoren genommen und in mein Krankenzimmer gefahren zu werden. Ich sollte mich möglichst noch nicht so viel bewegen. Zwei Stunden gar nicht, dann einmal zum aufs Klo gehen. Ich weiß nicht mehr, ob es eine Pflegekraft war, die das gesagt hat, oder einer der beiden Chirurgen. Letzterer hat mir erzählt, dass die OP verlaufen wäre wie geplant. Dass sie alles zugeklebt haben und dass ich mir in einer Woche einen Termin geben lassen soll, wo sie dann die Klebung entfernen und sich das alles nochmal ansehen.

Auf meinen Brustwarzen lagen zwei schwarze große Dinge auf (soganennate Vakuumschwämme, aber ich wurde erst eine Woche später darüber informiert), und darüber war ich wie in Klarsichtfolie eingeklebt. Alle Narben, sowie die Brustwarzen waren darunter dicht und fest verborgen. Ich habe vorsichtig mit den Fingern über die Haut gestrichen, wo keine Narben waren, und konnte dort sensibler fühlen als vor der OP.

Zum Abendbrot war eine befreundete Person da und hat mir mein Brot in kleine Häppchen geschnitten. Es hat sehr gut getan, wieder zu essen. Veganes Essen war möglich. Es gab außerdem noch einmal eine Ibu 600 zum Abendessen. Gegen 21 Uhr war ich auf dem Klo. Dabei brauchte ich beim ersten Mal Hilfe, weil mir erklärt werden musste, wie ich meine Drainagen mit mir herumtrage. Auf dem Klo war mir leicht schwindelig, aber ansonsten ging das ganz gut.

Ich durfte nur auf dem Rücken schlafen (und das würde für die kommenden 2 Wochen so sein). Es war zu viert im Zimmer viel zu warm. Aber trotz Atemgeräuschen der anderen war schlafen grundsätzlich möglich. Es standen zwei von den Mini-Gläsern Wasser an meinem Bett und ich habe einen Trinkhalm benutzt, aber verkehrtrum, damit ich besser im Liegen trinken konnte. Das war eine gute Idee. Alleine eingießen hätte ich vielleicht gekonnt, aber wäre mit Strecken verbunden gewesen und das sollte ich nicht.

18. Oktober

Morgens gegen halb 8 hatte ich einen Besuch vom Sanitätshaus, von deren Seite mir ein BH oder eine Kompressionsweste angepasst werden sollte. Aber dann besuchte mich der eine der beiden Chirurgen und teilte mir mit, dass sich der Chef (der andere Chirurg) umentschieden hätte: Ich bräuchte keine. Da würde gar kein Gewicht an den Narben ziehen, das wäre nicht notwendig. Stattdessen habe ich nur einen Verband (aus diesem typischen, hellen Stoffverbandsstoff) um den Klebeverband um die Brust gewickelt bekommen.

Gegen halb 10 wurden meine Drainagen gezogen und ich wurde entlassen. Mir wurde Bedarfsmedikation mitgegeben. Ich stand noch etwas unter dem Einfluss von Schmerzmitteln am morgen. Mich hat eine befreundete Person abgeholt und nach Hause gebracht. Die halbstündige Fahrt war anstrengend, aber überraschend gut machbar. Daheim konnte ich mir das ganze das erste Mal sinnvoll im Spiegel ansehen und fotografieren.

Ich habe besonders die Narben genauer fotografiert und auch in den Folgetagen, um die Entwicklung genauer beobachten zu können und mich beruhigen zu können, welches Blut unter der Folie schon da war.

Gegen 13:30 habe ich nach einer weiteren kleinen Mahlzeit etwa 1.5h einfach so geschlafen. Dann bin ich noch einmal aufgewacht und ich habe gelesen. Mir war leicht flau, aber ansonsten ging es mir gut.

Ich hatte allgemein das Gefühl, irgendein muffiger Geruch würde sich einstellen, sobald ich das Fenster zumachte, und war generell sehr froh, lüften zu können, wann ich will. Irgendwie hatte ich den Eindruck, ich würde Plastik nachschmecken oder so. Das war merkwürdig.

Auch die Träume waren etwas seltsam und intensiv. Als würde jemand meinen Arm heben oder die Stirn gegen meine lehnen, aber es wirkte realer als ein Traum.

Ich war nochmal wach von 15 bis 17:30 und habe gelesen. Danach bin ich wieder ins Bett und habe weitere 3.5h geschlafen, bis mein Wochenendbesuch kam. Ich habe eine eng befreundete Person eingeladen, um mich in den ersten Tagen nach der OP zu betreuen, und das war eine wirklich gute Idee.

Nach dem Aufwachen war ich erstmal wirklich matsch, so wie wenn man krank ist oder war vielleicht, aber nicht ganz so doll. Nach einiger Wachzeit ging es besser.

Bis auf Ibu 600 am Morgen hatte ich keine weiteren Schmerzmittel genommen. Die Narmen ziepten gelegentlich manchmal.

19. Oktober

Nur auf dem Rücken schlafen ist sehr anstrengend für mich. Ich war nach 6h zur Erholung vom Liegen etwas auf den Beinen und habe dann nochmal 2h nachgeschlafen.

Mein Fischpflegebesuch hat mir später meine Haare gewaschen. Dabei saß ich auf dem Boden und habe den Kopf über den Badewannenrand gelehnt. Waschen war ein mühseliger Prozess. Insgesamt war ich von vielen kleinen Tätigkeiten wie Waschen, Essen, kurz rausgehen oft bereits sehr schlapp, als hätte ich sehr viel getan. Ich habe immer nur sehr kleine Schritte gemacht. Aber um 17 Uhr waren wir einkaufen und das ging durchaus. (Ich habe den Einkauf nicht getragen.) Beim Gehen hatte ich sehr viel das Gefühl, ich falle auseinander. Ich führe das darauf zurück, dass meine Narben eingeklebt waren und darum ein Verband gewickelt, und beides nicht mit BH-Trägern gehalten wird, und das mich sehr an das Gefühl von trägerlosen BHs erinnert, die immer rutschen.

Zum Abend haben wir noch einen Film geguckt. Ich war ab etwa 18 Uhr die ganze Zeit in einem leichten Panikmode, ob das alles okay ist. Es war ein klein wenig neues Blut am Rand einer Narbe ausgetreten. An der selben Brust war ein kleiner blauer Fleck oberhalb der Narbe entstanden. Und generell neige ich zu Panik.

Zum Glück kenne ich einen trans Mann, der so eine OP auch hinter sich hatte, und mir zu jeder Frage erzählt, dass er die Gefühle auch hatte.

20. Oktober

In dieser Nacht habe ich besser geschlafen. Nur auf dem Rücken schlafen ist immer noch schwierig, aber ich habe zwischendurch mit Kissen meinen Rücken einmal erhöht, dann kurz im Sitzen geschlafen und mich dann wieder hingelegt, um mehr Abwechslung reinzubringen.

Am frühen Vormittag habe ich einen Spaziergang gemacht, wo ich jeweils auf Bänken pausiert habe. Ich war vielleicht 1.5h draußen für eine Strecke, die ich sonst in so 20 Minuten schaffe, und war danach auch gut erschöpft. Aber insgesamt ging es mir eigentlich gut. Ich war bis auf gelegentliches Ziepen und Jucken schmerzfrei, die Narben sahen genau so aus wie am Vortag. Mein Fischpflegebesuch hat mir den ganzen Haushalt abgenommen und ich habe viel ausgeruht.

Gegen frühen Abend fingen dann stärkere Dissoziationen und Migräne an (Das sind Symptome, die einfach auch random im Alltag herumexistieren, also nichts Ungewöhnliches). Ich habe dagegen Ibu 400 genommen und kann entsprechend nicht sagen, wieviel Schmerzen ich andernfalls gehabt hätte.

Die Narben sahen genau aus wie am Vortag, aber um die Narben herum verfärbte sich die Haut gelblich wie bei Blutergüssen.

21. Oktober

Montag. Ich bin um 8:00 zur Ärztypraxis gegangen, um mich für 2 Wochen krankzuschreiben. Leider war sehr viel los, sodass ich erst um 10:00 wieder draußen war. Aber irgendwie war ich, obwohl ich auf dem Boden rumgesessen und gewartet habe und es generell viele Reize waren, danach noch fit genug, um mir Weintrauben zu kaufen.

Um die Narben herum war es vielleicht sogar noch etwas gelblicher als am Vortag. Aber die Ärztin hat sich das angesehen und abgetastet und gemeint, das wäre sogar vergleichsweise wenig.

Nach kurzer Zeit daheim trat aus einer der Narben etwas Blut aus (vielleicht ein viertel Fingerhut, eher weniger). Das hat mich in Panik versetzt. Ich habe Fotos davon gemacht und mit Freund*innen draufgeguckt. Alles schien an sich nicht besorgniserregend. Aber ich hatte ein sehr merkwürdiges Körpergefühl, das ich nicht zuordnen konnte. Ich war überhaupt dissoziiert (was bei mir Trauma-bedingt gelegentlich mal vorkommt). Und habe mich 3h ins Bett gelegt, um die Zeit zu überbrücken, bis mein Besuch kam, um mir im Haushalt und mit meinen Gefühlen zu helfen.

Während der Besuch da war, ging alles ganz gut. Wir haben Haare gewaschen und dabei festgestellt, dass vor dem Badewannenrand knien und rüberbeugen besser gegen Überschwemmungen ist. Wir sind sogar kurz spazieren gewesen.

Aber als ich abends im Bett lag, hat mein Hirn mir Horrorszenarien vorgespielt, die ich leider nicht einmal greifen konnte, um sie zu rationalisieren. Ich habe extrem schlecht geschlafen. Ich bin wirklich kein Rückenliegewesen. Am klarsten festzumachen: Die linke Brust bildet außen einen kleinen Bluterguss (wie so ein klassischer blauer Fleck, wenn ich gegen etwas gegen renne), und ist sehr viel druckempfindlicher. Weil mir die Chirurgen gesagt haben, der Verband wäre nicht wichtig, sondern ich könne das handhaben, wie ich mich wohler fühle, habe ich ihn für die Nacht ausgezogen, weil er gedrückt hat.

22. Oktober

Das insgesamt ausgetretene Blut (nicht nur das vom Vortag) beginnt endlich unter der Folie zu gerinnen. Ich habe Fotos vom Bluterguss gemacht und sie an Freund*innen verschickt. Die meinen, es sähe sehr gut und normal aus. Ich bin sehr unausgeschlafen, aber ansonsten geht es mir okay. Der leichte Druckschmerz, der mich durch die Nacht begleitet hat, ist auch weg.

Ich habe bis 12 versucht, irgendwie noch nachzuschlafen. Dabei hat sich die Panik wieder bemerkbar gemacht.

Es hat sich ein Schmerz entwickelt, der auf der linken Seite des Brustbeins sehr stechend war, manchmal vorn, manchmal hinten, und der mich die nächste Woche über begleiten sollte.

Der Schmerz war nur im Liegen da, und wie ich später feststellte, wenn ich den Rücken sehr gerade gemacht habe. Ich vermute, es war eine Muskelverspannung, weil ich ja nur auf dem Rücken liegen kann und mich etwas anders halte, um die Narben nicht zu spannen.

Gegen Nachmittag ging es mir richtig gut. So, als gehörte das alles so. Ich konnte am Abend selber kochen, was am Vortag noch schwierig war, zumindest wenn es mehr Schritte als Kram in Pfanne wenden war. (Brot ging zuvor auch.) Im Wesentlichen ziept nichts mehr.

Leider ist mir das Essen nicht bekommen. Vielleicht war das Gemüse schon zu wenig frisch oder es war zu scharf. Jedenfalls hatte ich darauffolgend Durchfall und die Panik ging vorsichtig wieder los.

Zum Abend hin wurde es wieder besser.

Das Schneiden des Gemüses hat sich im Nachhinein als eher zu viel Bewegung mit Kraft mit dem Arm rausgestellt. Vielleicht war das der Grund, dass es in der Nacht wieder leicht geblutet hat.

23. Oktober

In der Nacht habe ich besser geschlafen. Ich habe es hinbekommen, mit zusätzlichen Kissen meinen Oberkörper etwas erhöht zu betten, was sehr geholfen hat. Unausgeschlafen war ich am Ende doch und eine kurze Zeit in der Nacht habe ich wieder im Sitzen geschlafen.

In der Nacht haben dieses Mal meine Brustwarzen geziept. Ich glaube, das war das erste Mal der Fall, also länger als einmal kurz. Am Morgen darauf war unter der linken Brustwarze ein bisschen frisches Blut unter der Folie.

Nochmal eine Stunde nachgeschlafen und bis min 15 Uhr eher schlaff und müde und dissoziiert.

Gegen Abend ging es mir recht gut. Es ziepte nur wenig. Die Nacht war nur schlimm wegen der Tatsache, dass ich nur auf dem Rücken schlafen durfte.

24. Oktober

Das Blut unter der Folie ist nicht mehr, aber auch noch nicht geronnen (das war aber an anderen Stellen auch so, dass das lange gedauert hat). Ansonsten fühlt sich alles viel heiler an und ziept weniger.

Die Narben haben über den Tag nur in den Brustwarzen leicht geziept.

25. Oktober

Blut immer noch nicht getrocknet. Aber heute war Tag zum Klebefolie entfernen. Das lief verhältnismäßig schmerzfrei, nur leichtes Ziepen. Dabei hat es auch leicht geblutet. Die Person meinte, alle meine Symptome und Erlebnisse seien normal, es verheile sehr gut.

Taubheitsgefühl nicht nur auf der Brustwarze, sondern auch um alle Narben herum. Weiterhin außen sehr sensibel, sensibler als vorher. Beim Abziehen der Vakuumschwämme von den Brustwarzen hat es an der selben Brustwarze wie oben beschrieben ein bisschen nachgeblutet. Die Person nannte es Kontaktblut und meinte, es wäre normal.

Ich könne weiterhin nichts drüber tragen, aber wenn ich mich mit einem Bustie wohler fühlte, wäre das genau so gut, das könne ich tun.

Ich soll nicht auf dem Bauch liegen, darf aber die Arme heben, aber soll kein Trampolin springen. Die Infos fühlten sich irgendwie nicht so klar für mich an.

Ich darf wieder duschen, soll nur nicht doll rubbeln.

Meine Brustwarzen leben in komischen Knicken, also direkt darüber sieht die Haut geknickt aus. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt. Vielleicht kommt es, weil die Vakuumschwämmchen die Haut nach innen gedrückt haben.

26. Oktober

Besser geschlafen habe ich nicht. Ich erinnere mich rückwirkend daran, am Vorabend gedacht zu haben, dass mich niemand mehr attraktiv finden würde wegen der Knicke. Aber als ich mich im Spiegel angesehen habe, waren die Knicke schon etwas weniger und auch unabhängig davon habe ich mich sehr schön und gut so gefühlt!

Ich habe das erste Mal Post-OP ganzkörpergeduscht. Das war durchaus angenehm und okay.

Es fühlt sich generell alles fragil und fürchterlich empfindlich an, als könne es auseinanderfallen. Das ist ein Körpergefühl, das auch ein anderer trans Mann mir beschrieben hat. Es fühlt sich auch gut an, aber auch noch etwas wund eben.

Ich sehe immer noch etwas verprügelt aus. (Blutergüsse.)

Um Mittag herum war ich knapp 2.5h spazieren. Ich hätte damit gerechnet, nach einer halben Stunde erschöpft zu sein, aber dann war Wetter schön und ich konnte einfach fast normalzügig gehen und hatte überhaupt keine Erschöpfungserscheinungen. Da bin ich dann einfach losspaziert und habe mich auch noch verlaufen.

27. Oktober

In der Nacht und am Morgen hat es ziemlich oft ein wenig gepiekst. Das ist anstrengend. Ein enges, dehnbares Hemd drüberziehen hat geholfen, oder es ist einfach so weniger geworden.

28. Oktober

Stand heute: Die Narben unten wirken etwas wulstiger irgendwie. Aber … ich hab Gefühl in der linken Brustwarze?! Direkt unterhalb der Brustwarzen ist es weiterhin überwiegend taub.

29. Oktober

Morgen ziehen sie Fäden. Ich habe mit einer anderen trans Person das irrationale Gefühl geteilt, das wir beide irgendwie hatten: Die Brustwarzen könnten abfallen.

Interessanterweise erinnere ich mich gefühlt nicht mehr daran, wie sich mein Körper vor der OP angefühlt hat, weil es so fremdkörperartig falsch war, das war einfach nie richtig.

Aber wie es jetzt ist, fühlt sich halt noch verwirrend an, so hier sehr empfindlich, da taub, und irgendwie als hätte ich einen Gurt um, und als hätte ich irgendwas unter den Armen.

Ich glaube, der Arm reibt an Haut, die mal höher gesessen hat, deshalb das Gefühl von Brüsten unter den Armen.

30. Oktober

Heute war Fäden ziehen. Dazu lag ich auf dem Rücken und eine Person hat sehr vorsichtig und umsichtig Fäden aus den Rändern der Brustwarze gezupft. Ihr war wichtig, sie nicht zu zerschneiden, um alles zu erwischen. Die Fäden hingen teils in der Kruste fest, weshalb es manchmal ein wenig geziept hat, aber insgesamt war es nicht schmerzhaft.

Ich habe das Klinikpersonal nochmal Dinge nachgefragt:

Sechs Wochen lang soll ich

  • nicht baden oder schwimmen.
  • kein Sport mit Vibrationen oder viel Belastung in der Brustgegend wie Joggen, Trampolin springen.
  • nicht auf der Brust liegen.

Danach geht alles wieder, wenn nichts seltsam verläuft.

Außerdem hat mich der Chirurg informiert, dass der Knick oberhalb der Brustwarzen beabsichtigt so ist. Das Brustgewebe verschiebt sich innerhalb der Brust noch, sodass das alles gleichmäßiger wird. Wäre die Kante nicht da, würde es später dann irgendwann seltsam aussehen.

Anschließend habe ich mir Bepanthen Narben-Gel mit Massage-Roller gekauft. Den Roller soll ich erst 4 Wochen nach der Schließung der Narben benutzen, aber das Gel darf ich auf den geschlossenen Narben bereits vorher verwenden. Die Anwendung über mindestens zwei Monate soll dazu führen, dass Narben weniger gerötet und weniger erhaben werden, und kann vorbeugend gegen Narbenwuchern sein, soweit ich das verstehe.

31. Oktober

Es ziept etwas weniger. Ich habe zweimal täglich die Creme draufgeschmiert. Ansonsten keine Änderungen.

Am Abend hatte ich wegen Dissoziationen, die mir manchmal Orientierung und Zusammenhang rauben, wieder die etwas seltsame Angst, alles würde auseinanderfallen, wenn ich was falsch mache. Es hatte nichts mit der Realität zu tun.

1. November

Auf dem Sofa schlafe ich viel besser als im Bett, so das Ergebnis der letzten drei Nächte. Trotzdem hatte ich, wie auch die Nächte zuvor, eine Schlafunterbrechung gegen 5, wo ich eine Weile sitzen musste.

Nach langem Liegen auf dem Rücken tun beim ersten Aufstehen danach ein paar Nähte in der einen Brust weh, besonders eine Ecke der Brustwarzen. Das vergeht nach einer Weile.

4. November

Etwa zwei Wochen nach der OP habe ich, obwohl ich so viel Maske trage etc, dann irgendwie Corona positiv getestet. Es ging mir ziemlich schlecht, aber ich habe die folgenden zwei Tage fast 22h am Tag geschlafen.

7. November

Dritter Tag Corona, der linke obere Rosaanteil färbt sich etwas dunkler.

17. November

Der Schorf, der auf den Brustwarzen liegt und brustwarzengroß ist, beginnt, sich zu lösen. Es ist etwas fordernd, dem Drang zu wiederstehen, ihn abzuziehen. Aber da ich kein Gefühl in den Brustwarzen habe (bzw schon, aber nicht so … oberflächlich?), habe ich auch nichtmal gute Indikatoren dafür, ob das nicht eigentlich wirklich invasiv wäre. Ist bestimmt besser, es zu lassen.

19. November

Ich hatte einen Gyn Termin, wo sie sich beide Seiten angeguckt hat. Es gibt im T Kreuz rechts eine kleine Lücke, aus der manchmal, selten, trockenes Sekret bröselt. Danach wollte ich fragen. Sie meint, das ist ganz normal.

Die rechte Brustwarzenkruste ist irgendwann abgefallen. Schon wieder muss ich mich an ein komplett neues Image gewöhnen. Aber ich denke, das es ab nun besser wird.

20. November

Auch die andere Brustwarzenkruste ist abgefallen. Das gewöhnen an das neue Image ging ziemlich schnell.

4. Dezember

Ende des Protokolls: Nach dem Duschen ziepen die Narben oft ein wenig. Ansonsten eigentlich nicht mehr. Auch das Gefühl von Brüsten unter den Armen ist weg, oder die Überreizung der Haut am Brustbein, wo früher eben nie Hemd auflag, jetzt aber schon. Nichts fühlt sich nun mehr krass ungewohnt an.

Wenn ich die Brustwarzen berühre, gibt es oft anfangs einen Moment, wo ich denke, wow, das fühle ich! Und es ist ein recht schönes Gefühl. Danach fühle ich es aber nicht wieder. Die Brustwarzen und auch gar nicht so wenig Hautfläche links und rechts neben dem vertikalen Schnitt sind taub. Da ist kein Temperaturgefühl und auch kein haptisches Gefühl. Vielleicht kommt das noch, dann mache ich hier nochmal ein Update. Es sind ja auch erst 6 Wochen.

Im Alltag merke ich durch die Taubheit aber nichts, was stört. Wenn Füße schlafen oder so, das stört mich. Ich habe auch die taube Stelle im Rücken gemerkt, als ich da einen kleinen operativen Eingriff hatte. Aber an der Brust merke ich von der Taubheit nur etwas, wenn ich mit den Fingern darüberstreife.

Vielleicht ist das so, weil ich vorher auch schon viel Taubheit an der Brust hatte und auch das Gefühl nicht so mochte. Das weiß ich nicht.

Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit der Entscheidung und dem Ergebnis.

Fotos

Zum Schluss zeige ich mit unkenntlichem Gesicht Vorher-Nachher-Fotos. Das erste Bild zeigt, wie es vorher war. Das zweite ist meine Fotobearbeitung, die ich vorgelegt habe, um zu erklären, wie ich mir das vorstelle. Das dritte ist von einer Woche nach der OP, als sie mir den Verband abgenommen haben. Das letzte ist vom 5. Dezember 2024, also ungefähr sechs Wochen nach der OP.

Collage aus vier Fotos eines nackten Oberkörpers: Vor
Mastek mit großen Brüsten, D-Körbchen, bildbearbeitet, eine Woche nach der OP
und sechs Wochen nach der OP..

Es ist etwas weniger flach, als ich wollte, aber es okay so. Es fühlt sich so an, als wäre das halt mein Körper, und daran ist vielleicht nicht alles völlig perfekt. So ähnlich, wie ich vielleicht gern ein paar mehr Muskeln hätte, denke ich, ich finde mich nicht perfekt, aber kann mich damit wie Ich fühlen. Es ist weit entfernt von diesem kompletten Fremdheitsgefühl. Wenn ich jetzt auf das erste Foto schaue, fühle ich mich im ersten Moment immer etwas irritiert: Das war da mal? Das soll irgendwie mein Körper gewesen sein? Das war nie mein Körper. Während ich eine tiefe, innere Ruhe fühle, immer öfter, wenn ich nun meinen Körper fühle oder sehe.

Tröt