Das FLINTA+-Acronym

Ein Artikel zum Acronym FLINTA+, wozu es da ist, wer gemeint ist, und was oft vergessen wird oder unter den Tisch fällt.

Wozu ist das Acronym da?

FLINTA+ steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Das Plus für diejenigen, die in keine der Kategorien fallen und auch dazugehören.

Das Akronym ist der Versuch, diejenigen Menschen zusammenzufassen und zu benennen, die durch patriarchale Strukturen systematisch die benachteiligtere Gruppe sind. Denn sexuelle Übergriffigkeit, schlechtere Bezahlung, Unsichtbarmachung, Gatekeeping, Erwartungen bezüglich Care Arbeit etc sind Probleme, die im Zusammenhang mit Geschlecht nicht nur Frauen betreffen, sondern uns eben genauso oder schlimmer. Nicht stattdessen, sondern on Top erleben wir auch noch Transfeindlichkeit oder Interfeindlichkeit oder Nichtbinärfeindlichkeit.

Oder andere -ismen. Feminismus hat auch häufig gatekeepende Strukturen, weil er von weißen, abled, goy oder anders privilegierten Frauen ausgeht. Das Acronym FLINTA+ ist nicht genug beim Kampf gegen gatekeepende Strukturen, sondern setzt sich vor allem mit dem Gatekeeping durch die ausschließende Benennung der Aktionen oder Personengruppen auseinander.

Die allermeisten Aktionen, die sich für Frauenrechte/-sichtbarkeit einsetzen, wären eigentlich erst zu Ende gedacht, wenn sie sich nicht nur auf Frauen, sondern auf alle FLINTA+-Personen bezögen, weil sie Probleme adressieren, die uns mitbetreffen. Wir sind nicht irgendwie magisch außenvor und leben auch nicht in einer losgelösten Welt für uns.

Umbenennung von Frauen-Aktionen in FLINTA+-Aktionen lösen allerdings erst einmal nur das Gatekeeping beim Benennen, um wen es geht. Es löst nicht direkt Gedankenmuster auf, die LINTA+-Personen ausschließen, ist aber trotzdem aus meiner Sicht oft ein hilfreicher Schritt. Zum Thema FLINTA+-Spaces schrieb ich einen anderen Artikel, der darauf genauer eingeht.

Für den heutigen Tag (8. März) etabliert sich allmählich der Name #FeministischerKampftag, den ich bevorzuge, weil er aussagt, worum es geht.

Warum das Acronym nicht kürzer wählen?

Im restlichen Artikel geht es darum, was im Zusammenhang mit dem FLINTA+-Acronym oft vergessen wird.

  1. Das L für Lesben führt oft zu Verwirrung, was habe eine sexuelle Orientierung im Geschlechtszusammenhang verloren? Dazu:

    • Der Begriff Lesbe beschreibt für viele Menschen eine Geschlechtsidentität. Viele Lesben sind keine Frauen.
    • Auch historisch war “Lesbe” ein Begriff, der viel mehr Menschen zusammengefasst hat, die aus Geschlechsstereotypen ausgebrochen sind, teilweise schlicht gendernonconforming Frauen, oder sogar trans Menschen, nur dass der Begriff “trans” früher weniger oder anders etabliert war.

      Dieser Artikel gibt einen weiteren Einblick in das Thema he/him-Lesben.

      Viele Menschen vor allem aus älteren Generationen benutzen den Begriff immer noch so.

    • Die generelle Trennung von sexueller Orientierung und Geschlecht ist, nebenbei erwähnt, auch ein Konstrukt aus weißem Queer-Aktivismus. Für manche sind es trennbare Dinge, für manche gehört ihre sexuelle Orientierung und ihr Geschlecht zusammen zu einer Identität. Ich hätte dazu gern eine Quelle, aber habe es leider aus vielen Einzeltweets gelernt. Folgt dazu gern queeren BPoC.
  2. Das “A” für agender wird häufiger ausgelassen, weil Leute meinen, agender würde unter nicht-binär fallen. Und während ein paar agender Personen das für sich zutreffend finden, gibt es auch viele, für die nicht-binär ausdrücken würde, dass sie ein Geschlecht hätten.

Wie wäre es, wenn wir nicht anderen Leuten sagen, wie sie sich labeln sollen, sondern offen sind für die Anliegen, mitgenannt zu werden?

Über vergessene Personengruppen bei der Umsetzung

Oft wird FLINTA+ fast Synomym zu so etwas wie Frauen* verwendet. Die Problematik zu Frauen* erklärt dieser Missy-Artikel sehr gut.

Der Eindruck entsteht zum Beispiel, wenn von “einer FLINTA” die Rede ist (wegen des Femininum in “eine”). Es gibt auch viele queere Menschen, die nicht mögen, wenn ein Acronym oder ein beschreibendes Adjektiv plötzlich als Personenbezeichnung benutzt wird, wie in “ein Queer”, “ein_e FLINTA”, etc..

Der Eindruck ensteht auch, wenn zu beschränkend von “weiblich gelesen” die Rede ist, oder trans oder inter Männer, sowie trans maskuline Personen nie auch nur erwähnt werden. Oder wenn alle Beteiligten unter dem Femininum vereinnahmt und teils misgendert werden.

Sehr oft kommt es rüber, als würden queere Männer oder inter Personen im Acronym vergessen. Unter anderem wird häufig vergessen, dass es inter Personen gibt, die cis sind. So etwa ist oft von cis Männern die Rede, die das Akronym als einzige Gruppe nicht abdecke. Dabei deckt es inter Männer ab, die cis sind. Wenn vom + abgesehen würde, wären es dya/endo cis Männer, die es nicht abdeckte, aber es kann auch hilfreich sein, im Kopf zu behalten, dass es gendernonconforming Männer gibt, oder im Zusammenhang mit nicht weiß-christlichen Kulturen Männer, für die ihr Geschlecht nicht die selbe Implikation bezüglich Patriarchat hat, die vielleicht auch unter das Acronym fallen. Dazu habe ich ebenfalls zu wenig Expertise und reiße es nur an.

Lasst uns für Veränderungen bereit sein und Strukturen immer wieder hinterfragen, ob wir nicht Leute draußen stehen lassen, die es besonders schwer haben.

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