Ria Winter - Der Feuervogel von Istradar
"Der Feuervogel von Istradar" von Ria Winter ist ein Slavic-Fantasy-Roman mit Abenteuer, queerer Romantik und Politik. Die Istra trennt den Kreml vom Rest der Stadt. Im Kreml lebt die Großfürstin Oksana mit ihren Gardistinnen, den Sperbern. In der Stadt lebt Firaya mit ihrer Wahlfamilie, eine Diebin, Teil der Nachtigallen, die auf ihre Art versuchen, die ungerechte Politik zu beeinflussen. Es geht viel um die Frage, ob man in diesem Leben eine Rolle spielen muss, was für eine, und dass es okay ist, keine Antworten zu haben. Mein Lieblingssatz aus dem Buch: "Es gibt doch gar nicht genug Schicksal für uns alle.". (Homepage, twitter).
Firaya ist ein Charakter, der wie für mich geschrieben ist, von denen ich kaum genug lesen kann. Sie hat atypische Mimik, die für selbst geübte Menschen schwer zu lesen ist. Sie ist oft geduldig, gern bewusst unauffällig und leise, Wasser ist ihr zu Hause, - sie fährt Leute über die Istra -, und Fluss ist ihre Metapher. Überhaupt sind die Metaphern in diesem Werk wunderschön, Metaphern über Wasser und Sturm, Ruhe und Gelassenheit. Firaya verknüpft sich selbst mit Nacht, Dunkelheit und Vergänglichkeit, ohne dass es negativ ist. All das baut eine Atmosphäre auf, in der ich mich zu Hause fühle.
Firayas Humor baut auf Sarkasmus auf oder ist satirisch angehaucht, und für mich trotzdem sehr verständlich. Ich mag ihn sehr, weil er trotzt. Es ist ein Coping mit Ungerechtigkeit, das ich sehr nachempfinden kann und gut und respektvoll dargestellt finde.
Später kommt auch liebevolles Necken zwischen den Hauptcharakteren hinzu, das auf dem vorherigen Muster aufbaut und dem Humor einfach eine weitere Ebene gibt. Die zweite Hauptfigur ist weniger beherrscht, liebevoll, und vor allem steht sie dazu, wenn sie Mist gebaut hat, und drängt sich nicht auf.
Hauptmerkmal der Romantik sind zärtliche und wertschätzende Gedanken, eine meiner Lieblingsstellen, wo explizit nach Konsens gefragt wird. Eine Besonderheit des Buchs ist auch die Selbstverständlichkeit und vor allem die Häufigkeit queerer Beziehungen, die am Rande mit Teil der Handlung sind.