Trans mask, Typ Zoisite

Begriffserklärung

CN für diesen Abschnitt: Homofeindlichkeit, Queer-Erasure.

Sicher wissen nicht alle Lesenden, wer oder was Zoisite ist, daher erkläre ich das hier kurz: Zoisite ist nicht nur der Name eines Minerals oder Edelsteins, sondern vor allem ein Charakter aus dem Sailor-Moon-Universum (einem sehr bekannten Magical Girl Anime/Manga). Zoisite ist ein Mann, der im Manga gar nicht so furchtbar präsent ist, aber im Anime in einer romantischen Beziehung mit einem anderen Mann, Kunzite, ist.

Da Schwulsein im Fernsehen so eine Sache war, wurde Zoisite beim Übersetzen in verschiedene Sprachen, darunter Deutsch und Englisch, von einer Frau synchronisiert und auch weiblich misgendert. Dazu “eignet” sich der Charakter, weil er langes Haar hat, klein und zierlich ist und auf diese Art ein weibliches Passing hat.

Darüber hinaus gibt sich der Charakter im Anime gelegentlich als eine andere Person aus, und unter jenen sind auch Frauen.

Es ist der erste (und bisher einzige recht bekannte) Charakter, mit dem ich mich geschlechtlich je identifiziert habe. Dazu komme ich im Laufe des Artikels.

Link zu einer Sailor-Moon-Wiki-Seite über Zoisite.

Einleitung

Dies wird ein sehr persönlicher Artikel. Ich habe lange gehadert, ob ich mit diesem Inhalt überhaupt public gehen möchte. Aber ich glaube, er kann vielleicht helfen, noch mehr Facetten von diesem riesigen Thema Trans-Sein zu sehen. Und vielleicht helfen die klaren Erkenntnisse, die ich heute hatte, gegen die Einsamkeit und Unsicherheit, die ich in meiner Nische habe, auch anderen.

In diesem Artikel möchte ich verständlich machen, wie mein Transsein funktioniert, wie nicht, wo ich struggle und unsicher bin. Es geht hier vor allem um mich. Ich verwende das Vokabular, das ich kenne und ich kenne mich ein bisschen aus, aber es gibt sicher viel des Spektrums an Transsein und Vokabular dazu, von dem ich noch nicht gehört habe. Es soll kein Artikel sein, in dem ich erkläre: So funktioniert Transsein allgemein. Sondern: So funktioniert es für mich persönlich. Ich teile es trotz des wenig aufklärerischen Charakters, weil ich mich alleine fühle, und vielleicht gibt es da draußen noch andere, denen es ähnlich geht, und für die meine Perspektive eine Nische im Transspektrum aufzeigt, in der sie sich wiederfinden und dann weniger allein sind. Deshalb lege ich es offen.

Bevor ich Vokabular kannte

Ich schrieb einst den Artikel “Woher weißt du”, in dem ich darüber erzähle, woher ich weiß, dass ich trans nicht-binär bin. Er hilft mir, ich lese ihn immer wieder, weil es mir schon so waberig klar ist, aber ich dann denke, was, wenn das nur ein temporäres Gefühl ist? Weil ich die Erinnerungen vergesse oder nicht präsent habe, weil sie Alltag sind. Und im Artikel kommt eben doch eine ganze Menge zusammen.

Ein Erlebnis ist dabei für mich am klarsten, am prägnantesten: Ich trat damals einer Computer-Nerd-Chatgruppe bei. Während ich das Internet eigentlich immer vor allem deshalb auch cool fand, weil Geschlecht nicht offen gelegt werden müsste und sich Gruppenchats aus meiner Sicht als Raum anbieten würden, um so äußerliche Zuordnungen sein zu lassen und einfach ohne diesen Aspekt miteinander zu interagieren, war die erste Frage: Alter, Geschlecht, Name, sexuelle Orientierung.

Ich ließ in der Antwort “Geschlecht” aus und schrieb, als jemand danach frug, widerwillig, dass es aus meinem Namen zu schließen wäre. Einige Leute in diesem Chat freuten sich: Oh, eine Frau, und begeisterten sich dafür. Das war mir unangenehm. Irgendwann, vielleicht als Gegenbewegung unterhielten sich zwei Personen und meinten: “Wir mögen gar keine Frauen, oder?” Vielleicht war es, um Stellung zum Sexismus zu beziehen. Ich kann das schwer deuten. Ich jedenfalls eröffnete: “Für mich wäre es okay männlich zu sein. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Die Biologie hat das entschieden.”

Für mich ist das bis heute ein klarer Schlüsselmoment. Ich habe schier nur darauf gewartet, es sagen zu können. Es war alles so unangenehm. Es war so klar, dass ich mich in der Ecke, in die ich da gestellt wurde, nicht wohlfühlte. Frau passte nicht.

Mein Gedächtnis ist nicht das beste und ich fürchte manchmal, es korrigiert nachträglich Dinge so, dass sie zu dem passen, was ich heute denke oder weiß oder zu denken glaube. Wieviel prägt mich das Vokabular, das ich heute habe? Wie sehr wäre ich völlig anders trans, wenn völlig andere Flavours bekannt wären? Wie sehr finde ich mich auch heute “nur” in einem Modell?

Aber damals kannte ich das Modell, das mir heute über Transsein bekannt ist, einfach noch gar nicht. Und doch bin ich ausgebrochen, habe versucht zu vermitteln, was Sache ist, dachte bloß, ich darf das nicht.

Repräsentation

Aber wenn ich keine Frau bin, was bin ich dann?

Öffentlich ist bisher, dass ich keine Frau bin und dass ich auch nicht irgendwie doch halbwegs Frau wäre und dass eine Gruppe mit mir drin keine Frauengruppe sein kann, weil das wirklich misgendert. (Nicht weil Frau zu sein schlecht wäre oder weil ich frauenfeindlich wäre. Das wird mir manchmal unterstellt. Aber… im Zweifel schaut euch an, was ich abgesehen von Transaufklärung so schreibe oder mache. Schon immer.) Öffentlich ist an etwas versteckteren Ecken, dass ich das Label trans mask verwende, aber da wird es schon struggelig.

Und vielleicht reicht das auch einfach. Vielleicht muss ich nicht genau wissen, was los ist, was ich bin, und vielleicht müssen andere es auch nicht wissen. Es ist okay, unwissend zu sein in so einem Punkt.

Aber die Frage bohrte doch in mir.

Als die ersten Trans-Repräsentationen in Literatur und Film/Serien durch meine Lebens-Timeline fleuchte, fühlten sich manche Leute gesehen, andere nicht. Es stand die Frage im Raum, in welchen Charakteren sich trans Personen eigentlich geschlechtlich wiederfinden. Und so richtig war für mich niemand dabei. – Dachte ich.

Und dann habe ich mich an Sailor Moon erinnert, an Zoisite. Ich habe mich seit jeher in Zoisite wiedergefunden. Nicht völlig: Zoisite gehört zur verfeindeten Seite und ist fies. Das mochte ich nicht.

Er spielt gern Rollen, was ich mag. Er hat sogar einmal Sailor Moon selbst dargestellt! Zoisite hat unverkleidet Haar in so einer nicht allzu strahlenden Farbe. Sie sind lose zusammengebunden, wirken etwas wirr, so als wären ein paar Strähnen vom Wind gelöst worden. In dem Stil habe ich mich sehr gesehen gefühlt.

Damals wusste ich nicht, dass Zoisite ein Mann ist, weil ich die deutsche Synchro gesehen habe. Aber mir ist aufgefallen, dass die weiblichen Charaktere größer gezeichnete Augen haben als die männlichen. Mir ist aufgefallen, dass Zoisite die anderen Augen hat, und das hat mich auch irgendwie angesprochen.

Und heute? Heute fühle ich mich so gesehen in Zoisite, in diesem Mann, der einfach von der ganzen Welt wegen gewisser Feindlichkeiten und Erasure weiblich misgendert wird, weil das mit dem Image geht. Wenn ich gezwungen würde, mich konkret zu meinem Geschlecht zu äußern, würde ich vielleicht sagen, ich bin ungefähr ein Mann und zwar einer wie Zoisite. Ich bin trans mask, Typ Zoisite. Ich habe einen geschlechtlichen Ausdruck, mit dem mich die meisten Leute in dieser Welt immer misgendern werden, aber ich weiß irgendwie, dass mein Geschlecht trotzdem in ungefähr diese queere Kategorie von männlich fällt, die Zoisite ist.

Inzwischen habe ich in meinem Roman “Wenn es nicht passiert” einen cis männlichen Charakter geschrieben, in dem ich mich auch wiederfinde: Marim trägt gern Röcke und Ringelstrümpfe und Strumpfbänder und das Haar lang. Er ist soft und feministisch und genderqueer. Das fühlt sich für mich richtig an.

(Und trotzdem fühle ich mich manchmal mit dem Pronomen “er” sehr wohl und manchmal misgendert, weil mit “er” zumeist eine Männlichkeit verknüpft wird, die nicht meine ist.)

Aber sind Geschlechter nicht einfach Rollen, die wir spielen/leben/sind?

Es gibt immer wieder die Frage, was Geschlecht überhaupt wäre. Und eine häufige Antwort darauf ist, es wäre ein soziales Konstrukt. Es ist nur da und funktioniert nur, weil die Gesellschaft daran glaubt. Wie Geld.

Ich stimme nicht ganz zu. Ich vergleiche es eher mit Farbe: Farbwahrnehmung wird durch Sprache und Kunst und Literatur, durch Kultur beeinflusst tatsächlich! Es gibt wohl Kulturen, für die Blau und Grün dieselbe Farbe ist, nicht unterscheidbar, und es gibt Kulturen, in denen Grüntöne klar unterschieden werden können, die wir in unseren Breiten für identisch halten. (Quelle: MaiLab.) Diese Macht hat Sprache und Kultur. Aber Farbe existiert auch ohne Kultur.

Nun ist Farbe und Funktion davon physikalisch halbwegs einfach nachweisbar und wenn wir das mit Geschlecht versuchen, wird es entweder biologistischer, interfeindlicher, transfeindlicher Mist oder kompliziert. Aber ich behaupte, dass Personen ihr eigenes Geschlecht auch ohne Kultur wahrnehmen können, so ähnlich wie Autismus oder sexuelle Orientierung. Manche haben keines. Manche können sich (z. B. deshalb) kaum vorstellen, dass eigene Geschlechtswahrnehmung auch ohne Kultur existieren kann. Manche haben eines, und je nachdem, was unsere Kultur aktuell dafür für Worte kennt, können sie es ausdrücken oder nicht. Manchmal können sie es erst durch die Worte überhaupt wahrnehmen, manchmal wissen sie, dass die Worte nicht reichen, aber wissen nicht genau wie sie das nicht tun.

Kultur hat schon einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie Leute sich geschlechtlich einordnen, oder was für Geschlechtsvorstellungen da sind. Dieser Einfluss ist so stark, dass es sehr schwer sein kann, sich zu finden, wenn man nicht in dieses Modell passt, und auch nach dem Finden noch schwierig sein kann, sich sicher zu sein und sich nicht dauernd zu hinterfragen.

Soweit ein kleiner Exkurs.

Wenn wir aber in unseren Breiten (was das auch immer genau heißt) schauen, was wir erwarten, wenn wir von einer trans Person hören, können wir noch so sehr akzeptiert haben, dass trans Männer der Welt keine Maskulinität schulden, trans Frauen keine Femininität und nicht-binäre Menschen keine Androgynität, viele erwarten in Geschichten oder auch im Leben aber schon eigentlich… was anderes als was ich bin. Unter trans mask wird der Wunsch eines männlichen Passings verstanden, und zwar nicht in der Hinsicht, dass die Welt sich ausreichend ändert, dass ich mit meinem Image als männlich gelesen werden könnte, sondern dass ich mein Äußeres den Erwartungen der Welt anpassen möchte. Aber das ist nicht, was ich will.

Und das bringt mich regelmäßig mit meinem Transsein zum Struggeln. Bin ich wirklich trans? Ich will lange Haare, ich will Röcke und Ringelstrümpfe, ich will bunte Farben und schillernd sein. Oder auch manchmal einfach gemütlich, aber soft. Ich fühle mich tatsächlich in der Ecke, in die Männer üblicherweise geschoben werden, überhaupt nicht wohl. Ich bin kein genderconformer Mann. Ich frage mich, würde ich immer zuverlässig männlich gelesen werden, ob ich mich dann auch misgendert fühlen würde, weil es nicht das männlich wäre, was mir zugewiesen würde, was ich tatsächlich bin. Wilde Gedanken.

Aber hier ist die Sache:

Wenn ich cis männlich wäre, wenn mir Leute das “ansehen” würden, würde mir eher nicht abgesprochen, mich männlich nennen zu dürfen, wenn ich Kleider trage. Es gibt amab Personen, die Kleider tragen, weil sie trans sind (trans weiblich, trans demiweiblich, trans nicht-binär, alles mögliche), aber auch welche, die es tun, weil sie den Stil und den Ausdruck mögen, während sie männlich sind (was sie zugleich mit genderqueer sein können oder auch nicht, alles möglich). Ich hätte vielleicht am liebsten dieses Passing (was komplett unmöglich ist) einer amab Person, die gern Kleider trägt oder auf andere Weise diese Softness ausdrückt.

Möchte ich nur Label haben?

Und da stellt sich mir manchmal die Frage: Möchte ich nur ein Label haben? Möchte ich einfach marginalisiert sein? Also, trans sein, während ich schon quasi weiblich wäre, wofür ich amab sein müsste? Eigne ich mir da eine Marginalisierung an?

Erst einmal: Mir ist sehr bewusst und klar, dass ich nicht dieselbe Perspektive wie eine trans Frau oder eine trans demiweiblichen Person habe. Die Erfahrung ist eine andere. Es decken sich auch Dinge, es gibt Parallelen, aber ich merke, dass es Unterschiede gibt. Ich hatte so viele Gespräche mit meiner Freundin, es ist so interessant, und ich weiß, dass mein Erleben und mein Struggle nicht genau die gleichen sind und das ist auch okay. Ich habe nicht das Anstreben, mich da in etwas wiederzufinden, was nicht meines ist.

Und ansonsten hilft mir bei der Frage wieder der Einblick in diesen ersten Abschnitt dieses Artikels: Woher weiß ich überhaupt, dass ich trans bin? Es gibt klare Erkenntnisse zu meinem Transsein, als ich noch überhaupt keine trans Person kannte (zumindest wusste ich es nicht), als ich noch keine Begriffe dafür hatte (siehe Farbanalogie), wo ich aber trotzdem wusste, Frau passt nicht.

Und zudem hatte ich, seit mein Brustwachstum eingesetzt hat, Dysphorie. Aber das ist auch wieder eine interessante Sache.

Dysphorie

CN für diesen Abschnitt: Genitalien, flapsige Sprache im Rahmen von Coping, geschlechtsangleichende OP.

Ich hatte als Kind, wie andere Kinder, eine flache Brust, und das fand ich gut. Dann änderte sich das irgendwann und das fand ich nicht gut. Man hat mir gesagt, dass ich mich daran gewöhnen würde oder sowas, ich habe darauf vertraut, denn was weiß ich schon, aber der Fall ist nie eingetreten. Nun habe ich Fremdkörper. Ich prangere, was soll das?!

Nun ist es so, dass ich nicht zwangsläufig denke, dass Dysphorie in dieser Art heißen muss, dass ich nicht-binär oder männlich sein müsste, nur weil ich afab bin und mich entbrüsten möchte.

Es gibt trans Frauen mit Penis, die glücklich mit ihrem Penis sind. Weil es alles so kreuz und quer gibt, schließe ich, dass es auch assigned female at birth Frauen geben wird, die sich mit einem Penis besser fühlen würden.

Es ist so merkwürdig: Bei cis Menschen akzeptieren wir, dass sie sich wild durcheinander Kleiden möchten, dass sie mit Geschlechterrollen spielen können, die nicht der Kategorie entsprechen wie ihr Geschlecht, und dass das nicht heißen muss, dass sie nicht cis sind. (Aber kann.) Während wir von trans Menschen irgendwie erwarten, dass sie nur die jeweiligen Geschlechtsdinge tun, die ihrem Geschlecht entsprechen. Vielleicht mal ein bisschen spielen, aber nicht so krass. Es sei denn, ihr Passing ist überzeugend genug.

Bei trans Menschen sind wir (wenn wir von transMeds oder irgendwelchen toxischen Richtungen absehen) soweit, zu sagen, dass Dysphorie Transsein nicht definiert. Trans Menschen können Körperdysphorie haben, müssen aber nicht. Aber von cis Personen (sofern wir cis definieren als Personen, die ihr agab sind) denken wir, dass sie mit ihrem Körper so vom Genitalbausatz oder Brüsten her schon okay sein müssten, sonst hätte es was mit Transsein zu tun.

Wobei… ich denke, es hat vielleicht schon was mit Transsein zu tun, aber dafür brauchen wir eine erweiterte Definition von cis und trans. Es hängt mit Erwartungen an Geschlecht zusammen. Ich finde schon, dass zwar Körperdysphorie nicht notwendig ist, um trans zu sein, aber Körperdysphorie auch gleichzeitig immer ausreichend ist, sich trans zu nennen, selbst wenn die Person das Geschlecht hat, das ihr bei der Geburt zugewiesen worden ist.

Zusammenfassend: Ich habe also Körperdysphorie. Ich möchte eine geschlechtsangleichende Operation. Das weiß ich schon lange, und je länger ich darüber nachdenke (Jahre schon), desto sicherer werde ich mir. Was eine interessante Sache ist, weil ich in der Frage, welches Geschlecht ich denn nun tatsächlich habe, so oft und auch immer wieder viel struggle. Vielleicht sogar zunehmend.

Ich bin mir leider sehr sicher, dass ich post-op auch nicht unbedingt weniger misgendert werde, weil einen Binder zu tragen fast nichts in der Hinsicht bringt. Aber ich würde mich selbst mit meinem Körper wohler fühlen, da bin ich sehr sicher! Angst habe ich trotzdem. Wie immer. Aber was kann unangenehmer sein als diese Fremdkörper, die in jeder Hinsicht so falsch sind?

Abschlussworte

CN für diesen Abschnitt: Ausgeschriebene, transfeindliche Sprüche.

Ich glaube, würden wir in einer Welt leben, in der mich Menschen im Allgemeinen als sehr genderqueeren Mann lesen würden, würde es mir vielleicht nicht einmal etwas ausmachen, gelegentlich als Frau misgendert zu werden. Vielleicht würde ich manchmal bewusst diese Rolle spielen.

Es fällt mir schwer, mir das genau vorzustellen. Wir leben nicht in so einer Welt. (Viele wollen da nicht einmal hin, vielleicht selbst ich nicht. Denn: Geschlechter einfach nicht zuweisen, wäre schon besser, denke ich.) Und in der Welt, in der wir leben, in der die Nische, in der ich mich wohlfühlen würde, einfach nicht existiert, fällt es mir sehr schwer, mich selbst zu finden. Es ist wie der Struggle von damals: Als ich das Wort “trans” noch nicht kannte, und gedacht habe, ich müsse mich weiblich nennen, wenn ich so bin wie ich bin. Nun kenne ich Wörter wie “trans” und trotzdem fühlt es sich an, als könnte ich nicht ausdrücken, was ich bin. Trans mask, Typ Zoisite kommt dem am nächsten. Manchmal kann ich es Leuten damit einigermaßen begreiflich machen. Oft habe ich doch nicht einmal über mich selbst eine Ahnung und struggle einfach herum.

Aktuell stehe ich vor dem Problem, dass in meiner Art trans zu sein in dieser Welt für mich zu schmerzhaft ist. Es gibt ungefähr vier Fälle:

  • Eine kleine Ansammlung überwiegend queerer Menschen, die mich einfach mit allem akzeptieren und bei allem zuhören. Hier kann ich das vielleicht. Ich sein.
  • Eine kleine Ansammlung von Menschen, die keine Ahnung haben, sich aber wirklich bemühen, dabei ausversehen Dinge falsch machen und lernen. Das ist schön und super! Aber wenn ich etwa in meiner Therapie die Aufklärung machen würde, die es bräuchte, damit diese Unsicherheit einigermaßen weg wäre, würde das einfach extrem viel Raum einnehmen und Zeit von der Therapie beanspruchen, die eigentlich um was anderes geht. Viele, die mit dem Thema Schwierigkeiten haben, aber wollen, leiden dabei, weil sie mir nicht weh tun wollen und Angst haben, was falsch zu machen. Es ist eine permanente Stresssituation für alle Beteiligten. Ich mag das nicht.
  • Eine große Ansammlung von Menschen, die mir schreiben “ich rede Sie jetzt aus Gewohnheit trotzdem mit Frau an”, oder sagen “Sie muten Ihrem Umfeld aber ganz schön was zu”, oder “Deine Neopronomen gehen ja noch, da habe ich viel Schlimmere erlebt”, oder “Sind Sie auch inter oder ist das nur Ihre Psyche”, oder die mich bei einer Terminvereinbarung für eine Wohnungsbesichtigung über die Funktionsfähigkeit meiner Gebärmutter ausfragen, um ihr misgendern zu rechtfertigen… ich könnte ewig fortfahren. So viele Menschen, die überhaupt kein Interesse haben, irgendwo ein bisschen Platz zu schaffen, damit ich vielleicht in ihr Weltbild mit reinpasse.
  • Eine kleine, aber gefährliche Ansammlung von Menschen, die einfach vollkommen transfeindlich ist, sich vor Menschen wie mir ekelt und sich aggressiv verhält.

Ich habe keine Lust mehr. Ich habe mir das lang genug angeguckt. Ich bin keine Aufklärungsmaschine. Ich möchte mich nicht dauernd erklären, nur um diese Erlebnisse immer wieder zu durchleben, während sich kaum etwas ändert. Aber was mache ich nun? Was ziehe ich für mich nun für eine Schlussfolgerung?

Das ist eine Frage für wann anders.

Tröt