The Other Side Of TERF - Not All Men
Content Notes: Biologism, Binarism, Nicht-binär-Feindlichkeit, about TERFs, Sexismus, Sexuelle Gewalt, Trauma, Gate Keeping, Rowling
Einleitung
Das Patriarchat dekonstruieren - aber ohne Transfeindlichkeit
Das Patriarchat benachteiligt vor allem jene Menschen, die aus irgendwelchen Gründen als "nicht männlich genug" einsortiert werden. Als ersten Impuls dagegen:- werden Frauengruppen gegründet
- Frauenhilfsangebote erstellt
- gibt es Frauenlesechallenges
- werden Frauen Plattformen gegeben
- fluchen Leute über Männer und ihre Privilegien
- werden Frauen-dies, Männer-das Aussagen getätigt
Wir werden drei Mal geschlagen:
- Weil wir "nicht männlich genug" gelesen werden, von Patriarchat und Sexismus.
- Von Transfeindlichkeit, Nicht-binär-Feindlichkeit, Deadnaming, Misgendern, vieles mehr.
- Von feministischen Förderungsangeboten, weil wir "nicht weiblich genug" sind.
Als "Lösung" werde ich oft nach einem Ersatzwort für "weiblich" gefragt. Aber so einfach ist das nicht. Die Lösung geht nicht eben schnell nebenbei, ohne ein Umdenken. Teil des Sexismus erlebe ich, weil ich weiblich gelesen werde, aber es ist kein Label. Dennoch die Frage: Warum sperren sich diese Projekte für Frauen, sich zu erweitern auf mehrfach vom Patriarchat benachteilgte Personen? Was ginge bei FLINTA (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binär, trans, agender) Gruppen verloren für sie? (Lesben ist ein Label, das, soweit ich informiert bin, nicht nur Frauen abdeckt sondern für viele auch eine Identität darstellt.)
Dieser Artikel beschäftigt sich nur mit einem bestimmten Teil des Gate Keepings, der anderen
Seite von terfigem Feminismus (wird später erklärt). Er führt die aufgeführten
Punkte aus und untermauert sie. Es lohnt aber auch Gate Keeping gegenüber zum Beispiel
trans Frauen im Blick zu haben, oder nicht zu vergessen, dass
Feminismus auch häufig Rassismus und Ableismus unberücksichtigt lässt.
Ein guter Teil der Einleitung war schon in
diesem Thread, falls
Leute den Wunsch verspüren sollten, ihn auf Twitter teilen zu wollen.
Erklärung von Begriffen
TL;DR: In diesem Abschnitt werden die Begriffe TERF, dya, cis, Gate Keeping erklärt, sowie die Phrase "Not All Men".TERF ist die Abkürzung für trans exclusionary radical feminist oder manchmal auch trans exclusionary radical feminism. Damit werden Leute charakterisiert, die in ihren feministischen Ansichten trans Personen nicht mitvertreten. Eine besonders bekannte TERF ist J.K. Rowling, die es als eine Gefahr für dya cis Frauen darstellt, wenn trans Frauen erlaubt wäre, widerstandsfrei auf Frauentoiletten zu gehen. Feminismus, der Darstellungen beinhaltet, die zur Diskriminierung von trans Frauen beitragen, ist TERF oder wird auch terfig genannt. Generell wird das Ausschließen von Personen aus einer Gruppe, weil sie nicht ausreichend Kriterien für die Gruppe erfüllen, während diese Kriterien selbst diskriminierend sind, Gate Keeping genannt. Klassisch für terfigen Feminismus ist das Gate Keepen von trans Frauen aus Safe Spaces für Frauen.
Not All Men ist ein Hashtag und eine Beschreibung einer Reaktion eines
meistens halbwegs privilegierten dya cis Mannes auf eine Aussage einer Person, die
eine generalisierte Aussage über Sexismus macht, der von dya cis Männern
ausginge. Dya (kurz für dyadisch) heißt nicht inter*. Cis ist ein Adjektiv, das eine Person
beschreibt, die immer, vollständig und ausschließlich das ihr bei ihrer
Geburt zugewiesene Geschlecht hat. Es steht dem Adjektiv trans gegenüber, aber
es gibt auch Menschen, die weder cis noch trans sind.
Ein Zusammehang für ein Not All Men-Argument
könnte zum Beispiel sein, dass eine Frau schreibt: "Es hat
schon wieder ein Mann auf meine ebay-Kleinanzeige zum Verkauf meines Fahrrads
geschrieben, er wolle das Fahrrad nicht, ob ich ihn nicht
stattdessen daten wolle. Männer können doch weg!" und
ein Mann reagiert darauf mit "Nicht alle Männer sind so. Du scherst hier alle
über einen Kamm. Das ist total falsch von dir."
Das wäre ein Not all Men-Argument. Meistens ergibt sich in einem Gespräch, dass
viele Männer, die so reagieren, keinerlei Ahnung haben, wie die Welt für
Betroffene ständiger, sexueller Übergriffigkeiten, meistens weiblich gelesener Personen, tatsächlich
aussieht. Meistens ist das ein Argument, das mindestens unsensibel angebracht ist. Das
eben verkennt, dass diese Aussage getroffen wird, weil es ein generelles Zuviel ist, das
lebenslänglich etwas mit einem macht, und dieser Aspekt, dass hier eine
zu generelle Aussage getroffen wird, vielleicht mal ruhen sollte, weil etwas
anderes viel wichtiger ist. Um das Gefühl ein bisschen verständlicher zu machen: Einer Person
wird von einer anderen ständig auf den Fuß getreten und sagt: "Warum trittst
du mir immer auf den Fuß" und die andere antwortet: "Nicht immer!".
Nun, das ist vielleicht nicht die beste Metapher, aber darum soll es hier gar
nicht gehen. Wen das Thema mehr interessiert: Dya Cis Male Fragility ist
ein gutes Stichwort zum Suchen. (Und leider steht das dya cis meistens
nicht dabei.)
Warum der Titel?
Trans Exclusionary Radical Feminism bezieht sich meistens auf Personen oder ihren terfigen Feminismus, die trans Frauen nicht voll zu Frauen zählen. Was häufig übersehen wird: Dass Feminismus, der nicht-binäre, inter* und trans maskuline Menschen, sowie nicht-binäre, trans und inter* Männer nicht mitberücksichtigt, so tut, als wären wir weniger von Sexismus betroffen, ebenfalls terfig ist. Bei Sätzen wie "Männer haben keine Ahnung, was es bedeutet, täglich sexuelle Übergriffe befürchten zu müssen" ergibt Not All Men auf einmal einen sehr wichtigen Sinn: Trans Männer und trans maskuline Menschen verlieren ja nicht auf einmal ihre sexualisierte Früherziehung oder die sexuell übergriffigen Erfahrungen oder damit in Zusammenhang stehende Traumata, weil sie irgendwann herausfinden und mitteilen, dass sie männlich oder trans maskulin sind. Oft sind diese Übergriffe noch schlimmer, weil darin Transfeindlichkeit inbegriffen ist. Sie stellen mindestens ein Misgendern (in diesem Fall, falsch Lesen) dar, das oben drauf kommt, aber häufig auch eine andere Form von Gewalt durch Abwertung und geringerem Respekt, weil Abweichung von binär-cis-normativen Vorstellungen häufig dazu führen, dass Menschen ihre Menschlichkeit aberkannt wird. Wie bei allen Menschen, die aus normierten Mustern Fallen. Und es hört mit der Erkenntnis, dass eine Person trans maskulin oder trans männlich ist, auch nicht auf. Bis zu dem Punkt, an dem eine afab (asigned female at birth) Person männlich gelesen wird und von der Übergriffigkeit, dem Sexismus, der Diskriminierung nicht mehr genau so oder schlimmer betroffen ist als viele Frauen, ist ein langer Weg und häufig ist er unmöglich und der Moment tritt nie ein. Manchmal ist er auch gar nicht erwünscht. Eine Person muss nicht ein anderes körperliches Erscheinungsbild haben wollen, wenn sie trans ist. Und schließlich, selbst wenn es dazu kommt, dass eine Person irgendwann männlich gelesen wird: Die Vergangenheit ändert sich dadurch auch nicht. Die Traumata bleiben bestehen. Personen überspringen auch nicht plötzlich Stufen auf der Karriereleiter, die sie wegen Sexismus nicht gehen konnten.Das perfide an der Situation ist, dass es viele dieser Sprüche gibt, unter dem genau dieses Not All Men angebracht wäre, aber da diese Art der Argumentation als ablenkend verschrien ist, werden mit diesem Argument trans, inter* und nicht-binäre Personen an Protest gehindert. Es passiert eine Argumentation in der Richtung: "Du bist männlich/nicht weiblich? Halt dich mal zurück, um dich geht es hier nicht." Aber das stimmt eben für trans maskuline, inter* und nicht-binäre Menschen, trans, inter* und nicht-binäre Männer nicht. Es geht genau um uns dabei, vielleicht besonders. Aber wir werden unsichtbar gemacht, werden so sozialisiert, dass wir nichts sagen dürfen, und dann wird uns mit generalisierten Aussagen wie Not All Men verboten, etwas einzuwenden. Und selbst, wenn dies nicht direkt passiert, so ist es sehr schwer, Protest unter einem Statement zu äußern, auf das sehr viele Reaktionen toxische Männlichkeit oder Male Fragility wiederspiegeln, auf die dann statt dieser Einordnung eine Not All Men Reaktion erfolgt. Wenn so etwas nötig ist, wäre vielleicht ein Not All Dya Cis Men angebrachter.
Dieser Artikel befasst sich mit dem Ausschluss nicht-binärer, inter* und trans maskuliner Personen, sowie nicht-binärer, trans und inter* Männer aus feministischen Schutzräumen. Im Artikel "Weiblich gelesen" ging es schon um das Thema, aber mit dem Fokus darauf, dass eine Person weiblich zu lesen auch fast immer eine gewaltvolle Zuschreibung eines Geschlechts darstellt und keineswegs ein Label. Der Artikel stellte dar, dass nicht einfach ein neuer Begriff für "weiblich" benötigt wird, sondern das Problem komplexer ist, und welche internalisierten Gedanken zu Diskriminierung führen. In diesem Artikel ist der Fokus mehr auf dem Gate Keeping an sich. Er erklärt, wie arg unsolidarisch Frauen-only Netzwerke eigentlich sind, und dass es ebenfalls terfig ist, wenn sie sich feministisch nennen.
Zweimal Sexismus und einmal Transfeindlichkeit, bitte
Stell dir vor, du wirst dauernd nicht für Jobs genommen, weil du nicht männlich genug bist. Oder Leute behandeln dich deswegen, als wissest du nichts. Leute trauen dir die Führungsposition einer Gruppe nicht zu deswegen. Oder lassen dich nicht reden. Du wirst einfach ständig übergangen, wegen Sexismus.Dann sagst du, dass das Sexismus ist, aber auch, dass du gar nicht weiblich bist. Und plötzlich schauen dich die Leute noch einmal mega viel genauer an, und sagen Sachen wie: Aber dein Denken ist schon ganz schön weiblich. Ich erkenne dein Geschlecht an deinem Schreibstil. Wieso trägst du nicht eindeutig männlich kodierte Kleidung?
Und dann gehst du zu den Gruppen, die sich stark machen gegen diesen Sexismus. Die dafür kämpfen, dass - seufz, Frauen gefördert werden. Frauenquote, Frauennetzwerke, Frauenhäuser, Frauenförderung, Gleichstellungsbeauftragte. Und du bekommst davon nichts, weil du nicht weiblich genug bist.
Es ist doch nicht schlimm, wenn dieses eine Netzwerk nur für Frauen ist, und eben nicht das richtige für dich.
Wenn ich mit der Fragestellung an Frauennetzwerke herantrete, ob sie sich öffnen wollen, sodass sie auch alle Personen mitfördern und mitvertreten, die marginalisiert durch Sexismus und Patriarchat sind, also auch nicht-binäre, inter* und trans maskuline Personen, nicht-binäre, trans und inter* Männer, so höre ich einen Haufen Argumente, die ich im Folgenden aufzähle und angehe. Aber am Ende läuft es häufig darauf hinaus, dass sie sich als ein Netzwerk verstehen, das durchaus die Diskrimierung von trans, inter* und nicht-binären Menschen voll auf dem Schirm habe, aber eben nur Frauen vertrete. Es wäre dann nicht das richtige Netzwerk für mich, aber ich würde sicher ein Netzwerk finden, das eher für mich wäre.Aber so einfach ist das nicht. Das machen nämlich leider fast alle Frauennetzwerke. Ich habe mich mal gefragt, ob ich eine Liste erstellen sollte mit Netzwerken, die ausschließlich Frauen fördern, oder manchmal zusätzlich auch Menschen, die bereit sind, unter dem Begriff "Frauen" unsichtbar zu bleiben.
Die Netzwerke, die für mich übrig bleiben, sind
- Netzwerke für speziell trans, inter* und nicht-binäre Menschen. Die sind vergleichsweise klein. Wir sind nicht so viele. Die Trans- und Interfeindlichkeit und der Kampf gegen Unsichtbarkeit, Nicht-binär-Feindlichkeit und Biologismus ist auch schon so kräftezehrend, dass in solche Netzwerken zwar viel herumkommt, aber eben bei Weitem nicht so viel herumkommen kann und die Zielsetzungen viel grundlegender sind, als in einem Netzwerk, das zu einem bestimmten Thema jeweils etwa die Hälfte der Menschen zulässt. Meistens ist eine der Zielsetzungen der Kampf dafür, dass die Welt um uns herum uns mehr sieht und weniger terfig ist, und jede Menge Aufklärung.
- Netzwerke, die keine Beschränkungen bezüglich Geschlecht haben. In diesen werden automatisch wieder dya cis Männer laut. Solche Netzwerke bieten auch keinen Schutzraum für bestimmte Themen wie Sexismus oder sexuelle Übergriffigkeit. Das sollte Frauennetzwerken wohl bekannt sein, schätze ich.
Aber es geht hier nicht um einen weiteren Kampf, der hinzugefügt wird. Es geht um den selben Kampf. Man könnte den Kampf gegen Transfeindlichkeit hinzufügen. Das ist sinnvoll, genauso, wie es sinnvoll ist, Rassismus, Ableismus, Sanismus, Antislawismus, Antisemitismus, Fatmisia, Agism und andere -ismen mit in die Themen aufzunehmen, mit denen sich ein intersektional feministisches Netzwerk auseinandersetzen sollte. Aber darum geht es hier gerade gar nicht.
Nicht-binäre, trans maskuline und inter* Personen, sowie nicht-binäre, trans und inter* Männer aus Netzwerken auszuschließen, deren Haupttarget Sexismus und Patriarchat darstellt, weil sie schon mit den Problemen, die sie haben, zu viel zu tun haben, ist wie Menschen mit Behinderungen auszuschließen. Wie absurd wäre das: Wir sind ein Netzwerk für abled FLINTA-Personen. Oder, falls das besser zu verstehen ist, für abled Frauen. Frauen mit Behinderung nehmen wir nicht auf, weil wir uns schon mit zu vielen Problemen auseiandersetzen müssen.
Gründe dir doch dein eigenes Netzwerk
Ein eigenes Netzwerk zu gründen ist eine prinzipiell schöne Idee. Ich schaffe das wahrscheinlich nicht, weil mich mein Alltag mit dem täglichen Sexismus und Ableismus, der täglichen Transfeindlichkeit zu sehr zermürbt, als dass ich das auf die Beine gestellt bekäme. Noch dazu, wer in einem Netzwerk ist, weiß, wie lange es dauert, bis es bekannt ist. Ein weiteres Problem ist die spezielle Ausrichtung: Wollte ich etwa ein Netzwerk Schreibender der Fantastik gründen, die trans, inter* oder nicht-binär sind, würde es sicher nicht besonders groß werden. Ich fange an, eine Liste zu pflegen, das ist schon aufwändig genug. Die Frage ist, wieviel Sichtbarkeit so ein Netzwerk generieren kann. Noch dazu kann es keinen Schutzraum bieten für Personen, die aus irgendwelchen Gründen nicht out sein können oder wollen. Ein FLINTA-Netzwerk für Schreibende der Fantastik zu gründen, wäre sicher auch reizvoll, aber wieviele dya cis Frauen würden da eintreten, wenn es schon so viele Netzwerke für Frauen gibt, in denen sie vertreten sind und das Problem nicht sehen?Schauen wir mal, vielleicht schaffe ich es irgendwann, eines mit anderen zu gründen. Ich fände eines sehr cool, dass sich mit sehr vielen Formen von Diskriminierung und mit Intersektionalitätsproblemen befasst. Das wird anstrengend, wäre aber mal nötig.
Was mich aber trotzdem sehr an diesem regelmäßigen Vorschlag ankratzt: Dass er von Leuten kommt, die gern dieses Frauennetzwerk so behalten wollen, wie es ist, dann irgendwie eingesehen haben, dass ich Diskriminierung erlebe, die das Netzwerk nicht mit abdeckt, aber dann statt mir deutlich zu machen, wie sehr sie das stört, mir sagen: Dann gründe halt dein eigenes. Kümmer dich selbst um deine Probleme. Meistens wird mir das nicht so direkt, sondern freundlicher gesagt, vielleicht auch nicht mit der Implikation. Aber irgendwie steckt da für mich immer diese Wucht der Hoffnungslosigkeit drin, dass sich je etwas ändern könnte. Dass es mal eine Gruppe Allies geben könnte. Allies, die nicht nur am Rande auch mal eine Aktion für trans, inter* und nicht-binäre Menschen machen, sondern auch explizit klar Stellung beziehen, dass sie sehen, dass trans maskuline Menschen und trans Männer von demselben Sexismus mindestens so arg betroffen sind. Die für Sichtbarkeit auf Plattformen sorgen.
Die klassischen Argumente und Formulierungen
In meiner Freizeit führe ich seit über sieben Jahren mit vielen Einzelpersonen und Netzwerken Gespräche über genau dieses Gate Keeping. Immer wieder. Es ist ätzend.Ich fange im Normalfall übrigens nicht mit der Argumentation an: "Ihr seid übrigens TERFs". Am Anfang war es die Unschuldsvermutung, Leute hätten das einfach nicht auf dem Schirm. Es ging allerdings um Spaces, die sehr wohl gewahr waren, dass es trans Frauen gibt, und sie nicht (mehr) ausschlossen. Meine Vermutung war diese hoffnungsvolle, dass es einfach eines Gesprächs bedürfe, und dann wäre die Sache geklärt. Leider ist der größte Teil solcher Gespräche verletzend und in den meisten Fällen ändert sich fast nichts. Am häufigsten ist das "weiblich gelesen"-Argument, das in diesem Artikel angegangen wird. Und ich bin sehr froh, dass es ein paar Menschen gibt, bei denen dies das einzige Gespräch bleibt, das sie brauchten, um das Problem zu verstehen.
Häufig kommen aber noch ganz andere Argumente. Erst einmal folgen eine Menge Argumente, warum es völlig okay wäre, dass der Raum nur für Frauen ist, oder dass er doch gar nicht nur für Frauen wäre, sondern auch für nicht-binäre Menschen, die sich als Frau verstehen. Warum sollten letztere eigentlich keine Frauen sein? Warum soll das inklusiver sein? Vielleicht gibt es ein paar Menschen, die sich wohler fühlen, wenn sie sich nicht als Frau bezeichnen, sondern als eine Person, die sich als Frau versteht. Aber es gibt dem gegenüber sehr viele Frauen, die sich damit unwohl fühlen, zum Beispiel viele nicht-binäre Frauen, viele trans Frauen, weil es so klingt, als gäbe es eine Berechtigung, dass manche sie nicht als Frauen verstünden. Als wäre es ihre Entscheidung gewesen, sich als Frau zu verstehen und als sei eine Geschlechtsidentität austauschbar durch ein Selbstverständnis, so etwas wie ein Vertrag oder eine Einigung. Es ist ein ähnliches Problem gegeben, wie bei Frauen*. Dazu gibt es einen sehr guten Artikel, der erklärt, warum Frauen* eine unangenehme und diskriminierende Bezeichnung ist.
Es gibt einen ganzen Satz an Formulierungen, mit denen immer wieder versucht wird, dem Wunsch, das Netzwerk zu öffnen, nachzukommen, ohne das Netzwerk dafür zu öffnen. Menschen, die
- weiblich gelesen werden.
- weiblich sozialisiert wurden.
- sich unter dem Schirm eines Frauennetzwerkes wohlfühlen.
- sich als Frauen fühlen.
- sich als Frauen verstehen.
- Frauen* sind.
- Frauen, trans Frauen, inter* Frauen und nicht-binäre Frauen sind.
- eigentlich nur nach einer neuen Formulierung für weiblich gesucht wird.
- die Personen, die diese etablieren, dya cis Frauen sind und Begriffe für andere suchen, mit denen jene dann doch bitte zufrieden zu sein haben. Die Personen, die sie damit mitmeinen wollen, werden nicht gefragt. Und wenn es doch zu einem Gespräch kommt, gefallen besagten dya cis Frauen die Vorschläge nicht, weil nicht mehr irgendetwas mit weiblich dransteht. Sie versuchen dann irgendetwas zu finden, womit das Label weiblich wenigstens so halb erhalten bleiben kann, aber die Personen, die es betrifft, damit irgendwie leben können. Ein Kompromiss sozusagen. Da die mitgemeint werden sollenden Personen so etwas (fast) nie selbst liefern würden, weil dieses irgendwie Weiblichsein eine gewaltvolle Fremdbestimmung darstellt, suchen sich dya cis Frauen Formulierungen selbst aus, die sie für inklusiver halten und hoffen, dass irgendwann Ruhe ist.
Aber zurück zum Punkt kommend, möchte ich hier Argumente dekonstruieren, die mir genannt werden, warum es okay wäre, ein feministisches Netzwerk auf Frauen zu beschränken.
Das müssen wir erst einmal ausdiskutieren
Ein Argument, das ich halbwegs verstehe. Aber es bringt auch etwas mit sich, was nicht okay ist: Dass darüber diskutiert wird, ob ich tatsächlich Diskriminierung erfahre und ob meine Geschlechtsidentität überhaupt existiere etwa. Am besten noch, während ich dabei bin. Das ist nicht okay. Also unabhängig davon, ob ich dabei bin oder nicht.Ich wäre froh, wenn dieses Argument ein bisschen anders formuliert würde. Etwa: Oh, ja, wir sehen, dass hier Diskriminierung passiert, das ist ein NoGo. Wir machen ein Statement, dass unsere Darstellung gerade im Umbau ist und kümmern uns um das Problem. Magst du uns dabei helfen? Wir suchen auch Rat von anderen genderqueeren Personen.
Die Umstellung stellt einen großen Aufwand dar
Auch das Argument verstehe ich. Leider wird es häufig als Ausrede gebraucht. Denn die Umstellung selbst besteht neben der Debatte vor allem aus dem Umformulieren von Texten. Bisher hat es in Umfeldern, in denen dieses Argument gefallen ist, immer Personen gegeben, die sich um eine Umformulierung kümmern würden. Nicht zuletzt mich, wenn man mich lässt. Und nein, ich würde es nicht einfach auf meine Art tun. Auch ich würde meine Entwürfe anderen trans, inter* und nicht-binären Menschen vorlegen und fragen, ob die Formulierung so alles abdeckt, oder ob ich etwas übersehen habe.Viele trans, inter* und nicht-binäre Menschen würden diese Aufgabe gern übernehmen, wenn man sie ihnen bereitwillig gibt.
Wenn das Netzwerk für nicht weibliche Personen geöffnet wird, ist es kein Safe Space mehr
Das ist ein häufiges Argument. Aber es ist terf as slik. Es geht hier nicht darum, das Netzwerk einfach für dya cis Männer zu öffnen. Ja, es gibt sicher auch eine Berechtigunag, darüber zu reden, aber dya cis Männer sind üblicherweise tatsächlich im Zusammenhang mit ihrem Geschlecht systematisch privilegiert.Es ist ein sehr hässliches Argument. Es impliziert nicht nur, dass trans, inter* und nicht-binäre Menschen, die nicht weiblich sind, eine Gefahr darstellen, sondern sagt aus, dass uns auch kein Schutzraum dieser Art zusteht.
Während da draußen die Welt für Frauen, Lesben, inter*, trans, nicht-binäre und agender (FLINTA) Menschen brennt (Patriarchat, Sexismus), und für Lesben, inter*, trans, nicht-binäre und agender Menschen noch einmal mehr (Transfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit, Nicht-binär-Feindlichkeit, Biologismus), bauen Frauen sich Schutzräume, aber lassen uns draußen im Feuer stehen, weil, Moment, weil wir zusätzlich (nicht stattdessen sondern außerdem) von Transfeindlichkeit oder Queerfeindlichkeit betroffen sind? Und deshalb euer Raum nicht mehr safe ist?
Trans maskuline Menschen und trans Männer erleben ja nur einen Teil des Sexismus
Manchmal wird dieses Argument auch auf nicht-binäre und inter* Menschen übertragen, die nicht weiblich sind. Es besteht die weitverbreitete Annahme, dass Sexismus auf Menschen geworfen wird, und zwar, je weiblicher, desto mehr. Also auf der Geschlechtsskala (schlechte Metapher, Geschlechter sind nicht linear anordbar) Menschen mehr Sexismus erleben, je weiter sie auf der weiblichen Seite sind. Es wurde auch schon mit Colorism verglichen, - Colorism bedeutet etwa, dass Schwarze Menschen weniger schlimmen, teils aber auch anderen Rassismus erleben, je heller ihre Hautfarbe ist. Das ist ein Thema mit dem ich mich beschäftigt habe, aber worüber ich sicher noch viel mehr lernen kann und muss.Was ich aber sicher sagen kann: Eine Abstufung bezüglich Sexismus, wenn es sie gibt, lässt sich nicht auf diesen Fall übertragen. Trans maskulinen, nicht-binären oder inter* Personen, nicht-binären, inter* oder trans Männern geht es nicht irgendwie besser. Zum einen gibt es diesen abfallenden Verlauf von Sexismus nicht, der sieht dann höchstens etwas anders aus. So wie Sexismus anders aussieht für Frauen, die auch noch eine Behinderung haben, oder Frauen, die männlich gelesen werden. Sexismus ändert sich natürlich etwas dadurch, was für weitere Faktoren zutreffen, aber er wird in keinem Fall weniger, zumindest für die meisten von uns nicht. Diese Annahme spricht dafür, dass Lebensrealitäten von trans und inter* Männern, trans maskulinen, inter* und nicht-binären Personen nicht betrachtet wurden, sondern einfach durch eine zu rasche Logik geschlossen wurde. Zum anderen kommt aber eben Trans- und Interfeindlichkeit und Nicht-binär-Feindlichkeit als noch einmal viel schlimmere Formen von Diskriminierung oben drauf, die aber alle auch mit Sexismus in Zusammenhang stehen. Trans- und Interfeindlichkeit und Nicht-binär-Feindlichkeit, auch Biologismus sind lediglich besondere Formen von Sexismus, die aber dya cis Personen weniger schlimm verletzen.
Trans Männer haben durch ihren Namen Male Priviledge
...und ähnliche Argumentationen, die die Sexismus-Probleme herauspicken, die bei trans Männern vermeintlich gelöst sind, wodurch ihnen ihre Sexismus-Erfahrungen abgesprochen werden. Meistens handelt es sich dabei um Scheinargumente. "Ein Buch wird mit einem männlichen Namen einfacher verlegt" ist zum Beispiel wahr, aber ein Pseudonym hat den gleichen Effekt. Sagen wir, es gäbe gelegentlich einen Vorteil dadurch, mit einem männlich gelesenem Namen aufzutreten, dann steht dem Transfeindlichkeit aber immer noch gegenüber. Oder das "weiblich gelesen" Werden. Das Argument geht weit an der Realität vorbei.
Wenn ein stealth (so viel cis Passing erreicht, dass Leute nicht merken, dass die Person trans ist) lebender trans Mann zu uns wollte...
Wenn das Netzwerk ein FLINTA-Netzwerk wäre, läge bei jedem Mann, der Teil des Netzwerks ist, nahe, dass er trans, inter* oder nicht-binär wäre. Das ist eine Entscheidung, die er beim Betreten des Netzwerkes fällt, und nichts, worum sich das Netzwerk in dem Fall groß kümmern müsste. Der Fall, dass tatsächlich ein stealth lebender trans Mann eintreten wollte und nicht wollte, dass publik wird, dass er trans ist, ist ein Sonderfall, der sehr unwahrscheinlich eintritt. In dem Fall kann dann immer noch mit der entsprechenden Person darüber geredet werden, was ein guter Ansatz wäre. Mit diesem Argument gegen eine Öffnung des Netzwerks zu argumentieren, ist scheinheilig und tut weh.
Das Netzwerk kümmert sich um Diskriminierung von Weiblichkeit
Das ist ein verzwicktes Argument. Angefangen mit der Frage, was das eigentlich genau sein soll. Ich nehme an, dass da die Wahrnehmungen verschieden sind, aber analysiere mal ein bisschen:Patriarchat beschreibt ein System, in dem jede Person benachteiligt wird, die "nicht männlich genug" ist. Das gilt für visuell nicht männlich gelesene Personen - die dann meistens weiblich gelesen werden, weil etwas dazwischen nicht passiert, aber auch für zum Beispiel soziale Eigenschaften, die nicht männlich kodiert sind. Zum Beispiel gelten Romanzen häufig als weibliches Literaturgenre. Diskriminierung von Weiblichkeit wäre dann vielleicht die Diskriminierung, die weiblich Kodiertes unsichtbar macht oder negativ bewertet. Ich würde diese Ablehnung und Abwertung ungern Diskriminierung von Weiblichkeit nennen, weil in diesem Zusammenhang der Kodierung eine Berechtigung gegeben wird. Einer Kodierung, die binäres Denken reproduziert und oft transfeindlich ist. Aber davon abgesehen wäre es auch kein Argument, etwa trans Männer auszuschließen. Tatsächlich wäre es eher ein Argument dafür, auch dya cis Männer einzuladen, die diese Form von Weiblichkeit unterstützen, weil sie zum Beispiel auch Romance oder über Personen mit weiblich kodierten Eigenschaften schreiben.
Ein fragwürdiges, zu reflektierendes Argument dagegen könnte sein, dass die meisten dya cis Männer diese Eigenschaften wegen ihrer Sozialisierung nicht gut repräsentieren könnten. Aber das ist wieder etwas, was auf trans, inter* und nicht-binäre Menschen nicht zutrifft.
Wenn es bei dem Begriff Weiblichkeit nicht um weiblich kodierte Eigenschaften geht, die positiv und mit Pride getragen werden mögen, dann bezieht sich das wahrscheinlich auf ein tatsächliches Geschlecht von Personen. Was daran diskriminierend ist, habe ich schon einige Male ausgeführt, denke ich.
Das Argument ist aber zusätzlich auch noch wieder häufig ein Scheinargument. Ich zumindest habe noch nie ein Netzwerk erlebt, dass gesagt hätte, es bezöge sich nur auf die Diskriminierung von Weiblichkeit, sich aber nicht maßgeblich und hauptsächlich für die Sichtbarkeit, gleiche Bezahlung, Plattformen, Repräsentation von Frauen eingesetzt hätte, und es ist so unfair, als nicht-binäre, trans oder inter* Person von diesem Kampf ausgeschlossen zu werden. Das hat nichts mehr mit Kampf gegen Diskriminierung von Weiblichkeit im Spezifischen zu tun, sondern ist Kampf gegen Seximsus, der uns alle betrifft, nur eben nicht für alle.
Würden wir nicht, wenn wir unser Netzwerk für trans Männer öffnen, jene diskriminieren, weil wir ein Frauennetzwerk sind?
Ja. Solange es ein Frauennetzwerk ist, ja. Aber darum geht es gerade, um das Umstrukturieren der Beschreibungen, sodass unter anderem auch inter*, nicht-binäre oder trans Männer darin repräsentiert werden. Dann nicht mehr.Natürlich bleibt die Frage, ob sich inter*, nicht-binäre oder trans Männer in einem Netzwerk wohl fühlen, zu dem sie Zutritt haben, aber dya cis Männer nicht. Das ist sicher nicht für alle der Fall. Für viele ist aber das Transsein Teil der Identität. Trans zu sein heißt auch, mit dem Geschlecht zusammenhängend, - zum Beispiel mit der ständigen fälschlichen Zuweisung -, marginalisiert zu sein.
Letztendlich gilt hier aber auch wieder, nicht für Personen zu entscheiden, sondern nachfragen.
Ich als trans nicht-binäre (mindestens etwas trans maskuline) Person kann sagen, dass ich mich sehr unwohl in Räumen fühle, in denen alle Männer ausgeschlossen werden, aber gut damit leben könnte, Teil eines FLINTA-Netzwerkes zu sein.
Die richtig toxischen Argumente
Im letzten Absatz ging es um Argumente, die ich häufig höre. Jedes davon verletzt. Manche mehr, manche weniger. Ich kann mit vielem davon trotzdem umgehen, wenn es auf dem Weg mal zu so einer Aussage kommt. Ich denke, beim Umstrukturieren und Reden sind Verletzungen dieser Art vorprogrammiert. Wenn der Wille besteht, daran zu arbeiten, lebe ich gern damit, bin nicht nachtragend. Ich habe den Willen nur noch fast nirgends gefunden. Und das verletzt arg.Leider muss man aber auch immer auf Argumente eines andere Kalibers vorbereitet sein. Dies sind Argumente, die ich auch schon erlebt habe, oder die trans maskuline Menschen oder trans Männer erlebt haben, die ich direkt kenne:
- Trans männlich/maskulin/nicht-binär sein ist ein Verrat an Frauen, weil man Weiblichkeit dadurch als etwas Schlechtes darstellt.
- Dein trans Sein ist ein Akt von Mysogynie. Oder: Du bist trans, weil du Mysogynie internalisiert hast und dich deshalb dagegen wehrst, eine Frau zu sein.
- Du schadest Frauen damit, dass du trans bist.
- Du hast dir das so ausgesucht, du hättest ja nicht transitionieren müssen.
- Trans Männer sind scheiße, ich habe mal einen erlebt, der war sehr aggressiv in seinem Ton, nachdem ich ihm all seine Befindlichkeiten abgesprochen habe.
- Du bist ja okay, aber wenn wir das Netzwerk öffnen, dann müssten wir auch die schlimmen trans männlichen/maskulinen/nicht-binären Menschen aufnehmen, die sich schlecht benehmen.
- Wir würden dich solange aufnehmen, bis du ein richtiger Mann bist, aber bis dahin, kannst du dich ja ruhig auch Frau nennen.
- Einerseits von einem Frauennetzwerk Unterstützung abzwacken wollen, andererseits aber männliche Privilegien genießen wollen. Finde ich nicht okay.
- Wenn wir trans Männer mit aufnehmen, nimmt uns niemand mehr ernst.
- Wenn wir trans Männer aufnehmen, ziehen wir Ärger auf uns, oder sind öffentlich angreifbarer.
Aber ich kann nicht mehr. Ich kämpfe diesen Kampf in vielen Umfeldern seit über sieben Jahren. Ich schreibe Artikel, mit denen andere Argumente an die Hand kriegen, wenn sie wollen. Aber ich höre auf, zu versuchen, sie persönlich dort hinzutragen, wo sie eigentlich hinmüssten.
Warum sich der Gedanke, ein Frauen-only Netzwerk zu erweitern, unangenehm anfühlt
Abschließend noch etwas Analyse und ein Lösungsvorschlag.Wenn ich ein solches Gespräch anfange zu führen, stoße ich auf viel Ablehnung und vielleicht auch Angst. Der Angst, dass etwas genommen werden könnte. Dabei geht es um Safe Spaces. Viele Frauen fühlen sich in Frauen-only Spaces geschützter. Es ist leichter über Sexismus zu reden und gewisse Übergriffigkeiten passieren fast nie.
Wenn ich in einen Gruppenchat in der Chaos-Szene
gehe, und irgendjemand leakt, dass ich irgendwie "weiblich wahrgenommen" werde, dann
passiert es zügig, dass mich drei bis vier dya cis Männer im Privatchat anschreiben
und es stellt sich fast immer heraus, dass sie das machen, weil sie mich für
eine potentielle Beziehung für in Frage kommend halten und mich anbaggern. Stellt
sich heraus, dass ich kein Interesse habe, zählt das häufig nicht, solange, bis ich
behaupten würde, dass ich schon in einer Beziehung wäre. Mit einem anderen dya
cis Mann am besten. Manchmal reden sie auch mit mir, weil sie mir besonderen
Schutz zukommen lassen wollen und mir alles erklären wollen. Stichwort Mansplaining. So
etwas passiert in Frauen-only Netzwerken fast nicht.
Ein Frauen-only Netzwerk bietet einen Raum, in dem über Sexismus, Menstruation und
ähnliches auf eine Weise geredet werden kann, ohne dass bestimmte Sprüche
einen Raum haben, ohne, dass erst einmal viel erklärt werden müsste und ohne, dass
zufällige Leute einem das einfach absprechen.
Einen Frauen-only Raum zu öffnen, fühlt sich dann für manche so an, als würde dabei dieser
Safe Space beschränkt werden, als wäre der dann nicht mehr möglich. Und
Safe Spaces sind wichtig!
Was geht denn verloren, wenn wir Netzwerke für FLINTA-Personen öffnen?
FLINTA steht für Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans und agender Menschen. Die Abkürzung deckt privilegierte dya cis Männer nicht mit ab. Die Abkürzung ist nicht von mir. Soweit ich informiert bin, stehen Lesben in dieser Abkürzung extra aufgeführt, weil Lesbe zu sein für manche eine Identität darstellt, und zum Beispiel manche Lesben nicht Frauen sind. Darum soll es aber nicht im Spezifischen gehen. Letztendlich gilt ja immer, dass wir ständig zuhören und dazu lernen sollten. Vielleicht stellt sich irgendwann heraus, dass Menschen sich wünschen, dass die Abkürzung FLINTA abgeändert werden sollte.Jedenfalls wird mit der Erweiterung eines Frauennetzwerkes auf ein FLINTA-Netzwerk dieser beschriebene Schutzraum aus dem vorherigen Absatz nicht angerührt. Im Gegenteil. Eigentlich deckt das Label FLINTA viel präziser ab, welche Personen eine Notwendigkeit für einen solchen Schutzraum haben.
Ein FLINTA-Space ist immer noch kein Schutzraum bezüglich Transfeindlichkeit. Das ist genauso wenig automatisch gegeben, wie ein feministisches Netzwerk ohne Beschränkungen in Bezug auf Geschlecht ein Schutzraum für zum Beispiel Frauen wäre. Transfeindlichkeit ist tief internalisiert, so wie das mit Sexismus der Fall ist. Aber das ist trans Menschen, die einen FLINTA-Raum betreten, bewusst. Selbes gilt für inter* Menschen und Interfeindlichkeit. Aber in einem FLINTA-Space sind Trans- und Interfeindlichkeit wahrscheinlich reduziert, weil immerhin die Awareness dafür da ist, dass Trans- und Interfeindlichkeit eine Sache ist, dass diese Feindlichkeiten ziemlich übel sind und den Alltag von trans, inter* und nicht-binären Personen bestimmen.
Eine These, die ich für wahr halte: Ein Netzwerk kann nur für Frauen sein, oder (intersektional) feministisch, nicht beides zugleich
Ich fing damit an, dass dieser Artikel erklären würde, wie arg unsolidarisch Frauen-only Netzwerke eigentlich sind, und dass es ebenfalls terfig ist, wenn sie sich feministisch nennen. Ein Netzwerk kann nur für Frauen sein, oder (intersektional) feministisch, nicht beides zugleich. Ich sagte bereits, dass Transfeindlichkeit, Nicht-binär-Feindlichkeit und Biologismus Formen von Sexismus sind, von denen trans, inter* und nicht-binäre Menschen eben mehr betroffen sind, als dya cis Frauen. Wenn wir uns viele Formen von Sexismus anschauen, dann sind trans, inter* und nicht-binäre Personen diejenigen, die am meisten davon abbekommen. Für mich ist Feminismus, der diese Personen nicht mindestens gleichbehandelnd mit in den Kampf einschließt, trans, inter* and nonbinary exclusionary feminism, - terfig.Wenn sich aus irgendwelchen Gründen Frauen irgendwo getrennt von allen anderen Geschlechtern treffen wollen, ist das zwar merkwürdig, eventuell binäres Denken reproduzierend, aber ich kann das gut akzeptieren. Wenn das aber eine feministische Vereinigung darstellen soll, dann ist der Ausschlus trans, inter* und nicht-binärer Menschen, egal welcher, eine politische Aussage, die Leute beim Kampf gegen Sexismus und das Patriarchat außen vor lassen, die ungefähr am meisten von den Nachteilen betroffen sind.