Kamira ist an Bord für Konfliktmanagement, psychischen Beistand und Barrierabbau zuständig. Er hat am Anfang den Nixen-Anteil der Crew zusammengesetzt und Smjer gefragt, ob er das Vize-Kommando übernehmen würde.
Content Notes:
BDSM, Ausliefern, Atemnot, Aufgeben, Verlieren, Erektion.
Tauchen
Kamira
Er saß mit Marah auf der Reling, die Fluken hinter die Streben gefädelt. Eine angestrengte Haltung, nicht zum Entspannen gedacht, sondern für einen Sprung in die Tiefe. Es war eine sternenklare Nacht mit hellem Mondlicht, eine Nacht vor Vollmond. Der Wind blies kühl von der Seite, vermischte sich aber mit dem Fahrtwind zu einem, den sie von schräg vom Bug her fühlten. Das Schiff krängte etwas. Sie saßen auf der zum Wasser geneigten Seite. Kamira roch die feinen Tröpfchen, die jedes Mal aufgewirbelt wurden, wenn der Bug der Schattenmuräne in eine neue der vom Wind abgeschnittenen Wellen stampfte. Ein vergleichsweise zartes Stampfen heute. Kamira liebte es, wie sich über den größeren Wellen unzählige kleinere Wellen bewegten, die die See dunkler erscheinen ließen. Er atmete noch einmal sehr bewusst die Tröpfchen ein, um sie auf den Schleimhäuten zu schmecken, und richtete dann den Blick auf Marah neben sich, ein Schmunzeln im Gesicht verteilt.
Marah hatte Kamira nach ihrem letzten Überfall gebeten, ob sie tauchen üben könnten. Marah, diese Person, die auf der See daheim war, wie keine andere, hatte ihm gestanden, dass sie es mit der Angst zu tun bekam, wenn sie zu lange unter Wasser war, sodass sie merkte, dass ihr die Luft ausginge. Kamira hatte langes Luftanhalten und Techniken dafür geübt und war bereit, das Wissen weiterzugeben. Allerdings hatte sich das Gespräch anders entwickelt als geplant.
Während Kamiras einleitendem Vortrag hatten beide zunehmend festgestellt, dass sich das Thema, die damit verbundenen Ängste und anderen Gefühle für ein Spiel eigneten. Da waren nämlich andere Gefühle.
“Bereit?”, fragte Kamira mit einem fiesen Grinsen. Zumindest versuchte er ein fieses Grinsen. Ihm war gelegentlich mitgeteilt worden, dass er eigentlich gar nicht fies grinsen könnte.
Marah holte einige Male tief Luft und nickte dann. “Auf drei?”
Eine angenehme Aufregung kribbelte durch Kamiras Körper. Er zählte. Die ‘drei’ betonte er überzeugt und sie stießen sich so sehr ab, dass die ganze Schattenmuräne erzitterte. Hoffentlich wachte davon niemand auf. Stürzten sich ins dunkle Wasser, dicht nebeneinander. Der Schwung und ihre schweren Körper beschleunigten sie in die Tiefe. Es brauchte nur wenige Momente, bis sie die Stille des Meeres und die Dunkelheit umschloss, die sie selbst mit geöffneter Nickhaut schon als dunkel wahrnahmen. Und er umschloss Marah mit den Armen. Marah merkte es sofort und kämpfte dagegen an. Ein Machtkampf, während sie weiter in die Tiefe trudelten. Marah war geschickt, und Kamira ein wenig stärker, vor allem größer. Ihre Arme waren überall, ihre Finger drückten sich schmerzhaft in Druckpunkte in seinen Händen und Armen, sodass er seine Kraft nicht so gezielt einsetzen konnte. Er liebte das Gefühl zu gewinnen und zu verlieren gleichermaßen. Er ließ nicht locker, sortierte seine Arme um, versuchte, sie mit seinem Fischschwanz zu umwickeln. Weiter sanken sie in die Tiefe dabei, es wurde dunkler, der Wasserdruck stärker. Der Kampf war eine ganze Weile einigermaßen ausgeglichen, mal glaubte er, er würde es schaffen, ihre Arme zu fixieren, und dann war doch wieder einer frei, ihre Hand irgendwo an seinem Hals. Bis unvermittelt ihr Körper schwächer wurde. Zeitgleich rann ein Zittern durch den Körper, den er halb umschlungen hatte. Ein Zittern, von dem er sehr wohl wusste, dass es Ausdruck ihrer Erregung war, weil sie aufgeben musste.
Sie hätte Rot sagen können, auf Sirenu. Die Sprache eignete sich dafür, so etwas unter Wasser zu sagen. Aber stattdessen sagte sie “Luft”. Sie wehrte sich kaum dagegen, als er ihre Arme unsanft umklammerte und in einer ausweglosen Position auf ihrem Rücken fixierte, bevor er die Bewegungsrichtung wechselte, – wieder nach oben. Kein kurzer Weg. Ausreichend, um auszukosten, dass er sie nun besaß. Für eine Weile. Es war ein Genuss, nicht nur für ihn. Er hatte, kurz bevor er sie umgedreht und ihr unters Kinn gepackt hatte, um ihren Kopf an seiner Schulter zu fixieren, ihre Erektion gegen seinen Bauch pressen gespürt. Er biss ihr zart in den Hals. Ein Schaudern durchlief ihren ganzen Körper. Und dann sprach er Worte, in Sirenu, die sie hören wollte, die sagten, dass sie verloren hatte, und die sie beide physisch unter der Haut spürten. Marah gab ein genussvolles Fiepen von sich.
Später in der Nacht sprachen sie darüber. Jentel verweilte nachtsüber wie immer im Mastkorb, hatte vielleicht eine Idee, was sie gemacht hatten, aber sagte nichts dazu. Smjer war früh aufgestanden, um Routen zu planen. Also hatten Kamira und Marah das Nixendeck für sich.
“Dieser Augenblick, in dem ich realisiert habe, dass ich zwar vielleicht irgendwann gewinnen könnte, aber Angst hatte, dann nicht genug Luft zum Auftauchen zu haben, war anders als erwartet, aber sehr schön.”, sagte Marah leise. “Ich hatte mich auf verlieren eingestellt, nicht auf aufgeben.”
Kamira strich ihr zärtlich über den Arm. Marah erwiderte die Geste. “Gab es irgendetwas, was nicht gut für dich war?”, fragte Kamira.
Marah schüttelte den Kopf und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. “Ich hatte ein bisschen Angst, ob ich es dir zu leicht gemacht habe durch das Aufgeben.”, sagte sie. “Dass du dabei, wie hast du es beschrieben, das Besitzen nicht so stark wahrnehmen konntest.” Sie grinste. “Und da ist sie wieder, die Erregung.”
“Besessen werden, hm?”, fragte Kamira.
Marah kicherte und stimmte zu. “Sehr.”
“Der Moment war genau richtig für mich. Mit ‘Luft’ hast du mir perfekt mitgeteilt, warum du dich mir dann leider überlassen musstest.” Kamira brachte gespielte Ironie in seinen Ausdruck. Dann streichelte er nachdenklich ihr Gesicht. “Würdest du jetzt gern noch einmal besessen werden?”