Jentel ist die Mastkorb-Nixe. As verbringt sowohl Zeit mit Janasz beim Essen im Mastkorb, als auch mit Marah zum Singen

Content Notes:

Keine bisher.


Beobachten

Jentel

Jentel hatte noch nie zuvor einen Menschen gesehen. So aufregend war das jetzt auch nicht. Der Menschheits-Anteil seiner Anwesenheit war es nicht. Wie er an Bord gekommen war, war durchaus eine mysteriöse Frage. Jentel war sich schon einigermaßen sicher, dass an ihm nicht so leicht eine Person vorbeischleichen könnte. Das bedeutete, dass diese Person entweder durch das Tauchdeck hineingekommen war, oder tagsüber. Und dass sie auch bis jetzt höchstens tagsüber an Deck gewesen war. Sindra hatte nur eben mitgeteilt, der Mensch wäre schon etwa drei Tage unbemerkt an Bord gewesen. Über mehr hatte sie as nicht informiert, als sie den Menschen gerade aus ihrer Kajüte aufs Deck geleitet und zum Warten aufgefordert hatte. Lediglich darüber, dass da nun eine Person mehr an Bord wäre, damit as keinen Alarm schlagen würde. Und sie hatte as gefragt, ob ihm nicht doch irgendetwas auffällig vorgekommen wäre. Ihm war nichts auffällig vorgekommen und das war gewissermaßen unheimlich.

Nun stand dieser Mensch, von dem Jentel nicht einmal wusste, wie er hieß, also einfach an Deck, vor niemandem versteckt. Nur Janasz hatte schon zuvor etwas bemerkt. Oder sie beide wussten noch nichts davon, dass jemand anderes auch etwas bemerkt hatte. Zudem hatten sie auch nicht geahnt, dass es sich um eine unbekannte, heimliche Person an Bord handelte, sondern nur, dass etwas Merkwürdiges vor sich ging. Etwas, das sich nun so erklären konnte: Der Mensch hatte sich sehr unauffällig Essen stibitzt. Es war für Jentel überraschend gewesen, dass Janasz ihn über die Unheimlichkeiten eingeweiht hatte. Janasz hatte Angst. Und er glaubte, die Kapitänin nähme das alles zu locker. Sie hatten sich darüber unterhalten, dass sie ihn nicht unbedingt in all ihre Pläne eingeweiht haben musste, mit der sie gedachte, die Sicherheit der Crew zu garantieren. Und dass Sindra eben ohnehin selten Beunruhigung zeigte.

Jentel drehte sich im Mastkorb im Kreis, um gründlich Ausschau zu halten, bevor as sainen Blick wieder auf die Gestalt senkte, die dort verloren allein an Deck hockte und in die Ferne blickte. Genauso wie as beobachtete sie die dunklen Wolken, die den Himmel überdeckten, aus denen es noch nicht regnete, aber feinste Tröpfen lagen bereits in der Luft, legten sich auf sain Gesicht. Jentel hatte gehofft, dass die Wolken auch Wind bringen würden, aber ungewöhnlicherweise taten diese es nicht. Am Horizont waren sie wunderschön. Jentel vermutete, dass die Person dort unten das auch so empfand, oder wenigstens das es sie beruhigte, in die Ferne zu blicken. Von hier oben könnte sie weiter blicken, dachte Jentel trocken. As beobachtete sie nun schon einer Viertelstunde. Sie blickte gelegentlich zu ihm hinauf. Nicht mit so einem Blick wie Kanta, nicht, weil sie saine Aufmerksamkeit suchte, sondern eher als routinierte Kontrolle, um as im Blick zu behalten. So wie as immer wieder über das Meer blickte.

Jentel mochte die Kleidung der Person: Praktische, enge Kleidung mit Verzierung, die Haare unter einem Kopftuch verborgen, weiches Schuhwerk. Jentel mochte manche Schuhe sehr, und das war der einzige, alberne Grund, aus dem sich Jentel je überlegt hätte, dass Füße auszuprobieren auch ganz spannend sein könnte. Die Kleidung an diesem Menschen war sehr ordentlich gepflegt und achtsam getragen. Die Bewegungen waren unscheinbar und doch perfekt, als durchdachte die Person jede davon. Fast als versuchte sie mit den Schatten zu tanzen. Jentel wusste nicht so genau, was as zu der Entscheidung brachte, die Person heraufzuwinken, als ihr Blick das nächste Mal in saine Richtung schweifte.

“Ich muss hier warten.”, lehnte sie ab, gerade so laut, dass der zarte Wind ihre Worte zu Jentel wehte. “Aber vielleicht bald!”