Bildbeschreibung:

Eine Haarspange in Form eines Schmetterlings. Er hat Glitzersteine und viele Schnörkel in den Flügeln.

Content Notes:

Mord, Blut, Blutarmut, Genitalien, Erregung, Erotik, psychologisches Sadismus-Spiel, Fixieren, Ausgeliefertsein.


Der Schneefuchs und der Schmetterling

Luna und Sonja

Im Geisterwald. Der Wind schüttelt die dünnen Äste kahler Birken. Die gespenstisch weiße Borke schimmert im letzten Abendlicht. Nebel wabert im seichten Bodenwind durchs Unterholz.

Sonja ist leise. Sie hat Luna natürlich bemerkt. Und eigentlich hat sie vermutet, dass es dadurch für sie gelaufen wäre. Aus. Lunas Fähigkeiten im Wald aufzuspüren, wer nicht hineingehört, sind besser als Sonjas. Wenn Sonja Luna bemerkt hat, gar nicht so weit von ihr, dann hat Luna auch Sonja bemerkt. Aber aus Sonja unbekannten Gründen wird sie nicht sofort angegriffen.

In ihrer Schneefuchsform schleicht sie zum nächsten Waldesrand. Nun, nicht ganz zum nächsten, denn der endet direkt an einer Klippe in die tosende Nordsee. Dann doch lieber einem Vampir zum Opfer fallen. Oder ist es doch nicht die bessere Wahl und sie mag bloß die Nässe nicht? Oder sie mag Luna?

Als Sonja schon nah am Waldrand ist, dort, wo ein Wanderweg ihn begrenzt, hält sie noch einmal inne. Etwas stimmt nicht. Mit Luna stimmt etwas nicht. Sorge. Sonja nimmt menschlichere Gestalt an. Es verändert nichts an ihren Sinnesorganen, außer, dass sie nun höher liegen. Es verändert etwas in ihrem Denken. Oder eher andersherum, das Denkuniversum, in dem sie sich gerade befindet, beeinflusst unterbewusst ihre Form? In der Schneefuchsform ist jedenfalls immer ein Teil ihres Denkens etwas tranceartig. Nun, in menschlicherer Form erhofft sie sich, besser herausfinden zu können, was nicht stimmt.

Ein Rascheln im Hintergrund erschreckt sie. Der Fluchtreflex setzt ein, sie versucht, zum Waldrand zu rennen, aber ihr nach der Vermenschlichung langes Haar verfängt sich in Birkenborke, so sehr, dass sie nicht weiterweiß.

“Kann ich dir helfen?” Lunas Stimme ist ruhig und dunkel.

Man könnte meinen, Luna klinge freundlich. Aber Sonja liest aus der Uneiligkeit, dass Luna weiß, wie sehr sie überlegen ist, und nicht zögern wird, es auszunutzen, wenn ihr danach ist. “Du möchtest mich töten”, flüstert sie.

“Schon”, sagt Luna, mit der selben Ruhe wie eben.

Sie hat sich überhaupt so leise genähert, dass Sonja es kaum mitbekommen hat. Sie weiß nicht genau, wo Luna steht. Es ist unheimlich. (Und es gefällt Sonja. Aber das will sie sich selbst gegenüber nicht so laut zugeben, deshalb ist es in Klammern geschrieben.)

Es raschelt kaum, als sich Luna nähert. Sonja rührt sich nicht. Es ist zu spät. Luna legt den einen Arm um Sonjas Brustkorb, gerade mit so viel Kraft, dass es Sonja vermittelt, dass sie nicht wegkann. Mit der anderen löst sie so sanft und zärtlich Sonjas Haar aus der Borke, dass es auf Sonjas Kopfhaut kribbelt. Und in ihrem ganzen Körper. Kein Haar bleibt zurück. Nun hängt sie nicht mehr hilflos am Baum, sondern wehrlos in Lunas Arm.

Luna berührt Sonjas Hand, in der sich ein glänzender, metallener Gegenstand befindet. “Die Mondklinge also”, raunt sie. Dann streicht sie Sonjas Haar von derem Ohr, um genau hineinzusprechen. “Du bist in meinem Wald.”

Sonja zittert. Ihr liegen viele alberne Sprüche auf der Zunge. ‘Willst du es nicht rasch hinter dich bringen?’ Aber das will Sonja gar nicht. Warum sollte sie es vorschlagen? ‘Muss es so zärtlich sein?’ Aber ist das nicht, warum Sonja überhaupt hier ist? “Hm hm”, sagt sie schließlich bestätigend. Mit dünnem Stimmchen.

“Ich gebe dir eine Wahl”, sagt Luna. “Option 1: Ich nehme dir jetzt die Mondklinge ab und lasse dich einfach aus meinem Wald gehen.”

Was?, denkt Sonja. Das sieht Luna gar nicht ähnlich. So etwas überhaupt zur Wahl zu stellen. “Und Option 2?”

“Option 2: Du bringst die Mondklinge selbst zu meiner Hütte zurück. Ich warte hier eine Weile, solange, bis ich denke, dass du eine knappe Chance hast, zu entfliehen. Dann jage ich dich.”

Sonjas Atem zittert bei dem Vorschlag. Luna ist so ein sadistisches Aas! “Warum sollte ich Option 2 wählen?”, fragt sie, denn eigentlich müsste aus Lunas Sicht für Sonja alle Logik dagegensprechen.

“Ich weiß es nicht”, raunt Luna dunkel. “Weil du das Bedürfnis hast, den Schaden, den du angerichtet hast, selbst wieder in Ordnung zu bringen?”, schlägt sie vor. Und noch viel leiser flüstert sie in Sonjas Ohr: “Komm du ja nicht auf die Idee, dass dir das auch eine Chance geben könnte, den Wald samt Mondklinge zu verlassen. Eine Option, die dir anders nicht offen steht.”

Stimmt, denkt Sonja. Daran hat sie tatsächlich nicht gedacht. “Und was hast du davon?”, fragt Sonja.

“Ich habe meine Gründe”, sagt Luna einfach.

“Du spielst gern mit deiner Beute?”, rät Sonja.

“Das auch”, gibt Luna zu. Gier schwingt in ihrer Stimme mit.

Sonja wird weich in den Knien. Oh, wie sehr sie sich nach Lunas Gier sehnt. Es ist so klar, wie sie entscheiden wird. “Wie viel Chance zu entfliehen lässt du mir bei der zweiten Option?”

“Willst du handeln? Ich steige mit 1% ein.” Lunas Stimme grinst.

“5%?”, schlägt Sonja zitternd vor.

Luna schnaubt. “Ich dachte, ich müsste dich von irgendwas ab 90% runterhandeln. Was sagt das über dich?” Lunas Finger streicht einmal unendlich sachte über Sonjas Hals. “Ich nehme die 5% einfach! Ist das also der Deal? Nimmst du die zweite Option?”

Wie Sonja mit diesen wabbeligen Beinen gleich überhaupt rennen soll, ist ihr nicht klar. Sie hat das Gefühl, gleich umfallen zu müssen, als Luna sie vorsichtig loslässt. Sie stützt sich an einem Baum ab. “Ich habe noch nicht geantwortet”, flüstert sie.

“Ich weiß”, sagt Luna. “Ich habe nicht vor, für dich zu entscheiden. Selbst wenn noch so naheliegend erscheint, was du willst. Aber ich würde eine Richtung, die du jetzt bewusst, also nicht aus Versehen herumstrauchelnd, einschlägst, als Entscheidung werten.”

Sonja ist dankbar darum. Sie will es nicht aussprechen. Sie fühlt sich eh schon emotional entblößt, weil sie sich mit den 5% verraten hat. Wie albern. Luna hat sie längst durchschaut, nur deshalb lässt sie ihr eine scheinbare Wahl. Beziehungsweise durchaus eine echte, eigentlich.

Sonja blickt gen Waldrand. Er dürfte nicht allzu weit sein. Sobald sie einen Schritt dorthin machen würde, würde Luna ihr noch die Mondklinge entwenden, aber sie gehen lassen. Luna hält Wort, das weiß Sonja. Aber dass sie die Mondklinge noch in der Hand hält, realisiert Sonja, ist auch ein Zeichen dafür, dass Luna weiß, was los ist. Wenn sie naheliegender empfunden hätte, dass sich Sonja für die erste Option entschiede, hätte sie ihr die Mondklinge vielleicht bereits abgenommen.

Sonja sieht hinab auf den glänzenden Gegenstand in ihrer Hand. Ein Gegenstand ihrer Begierde. Wenn sie ihn behalten will, ist ihre einzige Wahl, den Weg zu Lunas Hütte einzuschlagen. Aber sie muss dort nie ankommen! Sie kann zügig, nachdem sie den Weg zu Lunas Hütte angepeilt hat, abbiegen, um den Wald samt Mondklinge zu verlassen. Sie wandelt sich wieder in ihre Schneefuchsform, die Mondklinge in einer Pfote, die dafür noch fingerigere Gliedmaßen hat, wie vorhin, und jagt in den Wald hinein.

Das war nicht abgesprochen, denkt Luna. Sie merkt sofort, dass Sonja nicht plant, die Hütte zu erreichen. Sie lässt ihr trotzdem etwas Vorsprung. Sie lehnt sich grinsend an einen Baum. Sie ist müde und zerschunden, aber sie kann sehr wohl noch klar genug denken, sodass sie weiß, was das hier ist. Das Spiel einer Person, die sich ihr ausliefern will, aber den Anschein haben möchte, als wäre es doch nicht freiwillig. Sonja hat genug Wissen und Erfahrungen, dass ihr klar ist, dass Luna ihre Chancen zu entfliehen auf null reduzieren wird, sobald sie den Vertrag bricht, den sie eigentlich haben. Das ist die Absicht dahinter. Sonja rechnet nicht damit, mit der Mondklinge davonzukommen.

Luna setzt ihr nach, als sie nach ihren Hochrechnungen an der Stelle mit dem Mooshügel im Wald auf Sonja treffen wird, der sich besonders gut eignet, Personen auszusaugen. Sie rennt. Sie fühlt sich immer noch, als hätte sie einige Drahtbürsten verschluckt und verdaut, und gleichzeitig so lebendig wie lange nicht mehr. Sie liebt die Jagd. Sie liebt das Zappeln der Opfer. Sie liebt es, den Todeskampf auszulösen und ihm beizuwohnen.

Sonjas Sinne sind geschärft. Dieses Mal hört sie Luna kommen. Irgendetwas stimmt mit ihr gar nicht. Wieder sorgt Sonja sich. Wieso sorgt sie sich um diese Vampirkreatur?

Der Boden unter ihren Füßen wird weicher und lässt sie, wie automatisch, ein wenig langsamer werden. Das wäre ein guter Ort, um…

In diesem Moment passiert es. Sie hat Luna doch gehört, warum die letzte Näherung dann wieder nicht? Wie aus dem Nichts stürzt sie sich auf Sonja und begräbt den Schneefuchskörper unter sich im Moos, die Hand an Sonjas Kehle. Sonja nutzt den kurzen Moment von Raum, den sie noch hat, um die Form wieder in eine menschlichere zu wechseln und Luna lässt sie.

Luna greift ihr noch einmal um die Hüfte und rollt sich mit ihr über das Moos, bis sie an einer Stelle liegen, die weich ist, und abschüssig. Sonjas Kopf zeigt nach unten, ihre Beine liegen weich und erhöht, eingeklemmt zwischen Lunas starken Beinen. “Ist es für erhöhten Blutdruck auf der Halsschlagader?”, fragt Sonja.

Luna nickt. Sie streicht Sonjas langes Haar zurecht, bis es um ihren Kopf verteilt ausgebreitet auf dem Moos liegt.

Wie auf dem Servierteller, denkt Sonja. Sie atmet schneller. Sie will, dass Luna sie noch einmal so unendlich sanft am Hals berührt, mit der Hand, wie vorhin, wie um Darzulegen, was sie tun wird. Wogegen sich Sonja nicht wehren kann. Jetzt nicht mehr. Sie möchte, dass Luna sie zwischen den Beinen anfasst. Aber das ist nicht Lunas Stil.

Luna beugt sich herab und berührt tatsächlich Sonjas Hals mit dieser kaum aushaltbaren Sanftheit, die sich Sonja gewünscht hat, aber mit den Lippen. Und flüstert ihr dann ins Ohr: “Du möchtest also von mir ermordet werden. Damit hatte ich so auch nicht gerechnet.”

“Nicht?”, fragt Sonja. “Muss es so offensichtlich sein, damit du es merkst?”

Lunas Hand um Sonjas Hals wird eine Spur sanfter. “Scheint so”, flüstert sie. Einen Moment wirkt sie dadurch verletzlich. “Es war mir noch nie so bewusst, dass du dich mir freiwillig ausliefern willst und es nicht eher tust, weil du ein etwas unsinniges Risikoverhalten an den Tag legst.”

“Gefällt es dir deshalb jetzt weniger?”, fragt Sonja ängstlich.

“Im Gegenteil.” Lunas Stimme ist ein sanftes, gieriges Flüstern. “Ich mag Konsens. Das waren meine Gründe, dir eine Wahl zu lassen und zu sehen, was du aussuchst.”

Sonja fragt sich, ob sie etwas dazu sagen soll. Ihr Herz pocht schnell. Sie ist feucht. Sie will, dass Luna sie ausnutzt. Dass Luna alles von ihr nimmt. Sie atmet tief ein und riecht, dass Luna sehr anders riecht als sonst. Verwüstet. “Bist du krank? Oder verletzt?”

“Schon, denke ich”, sagt Luna. “Ich glaube, das wird sich legen, wenn ich dich aussauge.”

“Ich möchte dir nicht sagen, dass du es tun sollst”, sagt Sonja. Auch, wenn sie will, dass Luna sie aussaugt. Ganz und gar. Das lässt sie unausgesprochen.

“Das verstehe ich”, sagt Luna. Die Hand an Sonjas Hals wandert auf eine Seite, bohrt ihr einen Daumen unters Kinn und packt zu. Ein feiner Grad zwischen sanft und unsanft. Die Bestimmtheit wiederspiegelnd, die Sonja braucht, und die Zärtlichkeit darin, die Lunas Sadismus ist. “Du möchtest, dass ich über dein Schicksal entscheide und nicht du. Und das werde ich, Sonja, das werde ich!”

Sonjas ganzer Körper bebt, als Lunas Mund sich wieder von Sonjas Ohr entfernt, ihre Lippen sehr langsam ihren überstreckten Hals hinabwandern und an einer besonders empfindlichen Stelle verharren. Luna lässt sich die Zeit, Sonjas Seufzen in sich aufzusaugen, Sonjas hilfloses Verlangen. Sie mag Sonjas Sehnen danach, sich Luna hinzugeben. Luna öffnet den Mund. Ihre Lippen bilden ein unwillkührlich belustigtes Lächeln ab, als das schon wieder ein Fiepsen aus Sonja hervorlockt.

Sie kratzt teasend mit den Zähnen über Sonjas Hals. Es hinterlässt Schrammen, die sofort heilen. Luna riecht das Blut trotzdem. Und das Wissen, dass es ihr gleich so viel besser gehen wird, überwältigt ihre Kontrolle. Ihr ganzer Körper spannt sich an, sie fixiert Sonja unbeweglich und leicht schmerzhaft in ihre Lage und beißt in Sonjas Hals. Sie zittert selbst, als sie das Blut in ihren Mund laufen lässt und in sich hineinrinnen. Sie schließt die Augen. Sie hört Sonjas sehnendes Wimmern, fühlt das Aufgeben des Körpers unter ihr, das Fallenlassen.

Und dann hebt Sonja doch die Hand, streicht zärtlich über Lunas Wange. Luna fühlt sich geliebt. Es ist ein schönes Gefühl. Damit hätte sie nicht gerechnet.

Sonjas Hand fädelt sich in Lunas Haar ein, findet die Spange in Form eines Schmetterlings und entfernt sie aus Lunas Haar. Lunas Haar verselbstständigt sich und kitzelt. Verdattert lässt sie von Sonjas Hals ab, richtet ihren Oberkörper etwas auf und schaut ihrem Opfer ins Gesicht. “Was machst du da?”

Sonja befestigt die Spange in ihrem eigenen Haar. “Darf ich sie haben, bis ich sterbe?”, bittet sie.

Luna ist so perplex, dass sie erst nicht weiß, was sie sagen soll. Einen Moment fühlt sie das Machtgefälle zwischen ihnen nicht. Sie fragt sich, ob sie es völlig aufgibt, wenn sie nun zustimmt. Aber dann kommt ihr der Gedanke albern vor. Sie nickt.

“Ich möchte dir noch etwas sagen, was dir vielleicht unangenehm ist, aber es kommt mir ehrlich vor”, sagt Sonja.

Luna nickt wieder.

“Ich bin erregt”, flüstert Sonja. “Sehr.”

Zu Sonjas Überraschung legt Luna die Hand, die nicht damit beschäftigt ist, Sonjas Hals zu fixieren, an Sonjas Becken. Sie wandert langsam darum herum, gibt Sonjas Beinen ein klein wenig Raum. Auf Sonjas Oberschenkel hält Luna inne. Auf dem Fellkleid, dass Sonja aus dem Körper wächst. Frustrierenderweise bleibt Lunas Hand da einfach liegen. Ist es Teil von Teasen? Kann Luna sich nicht entscheiden?

Sonja hält die Anspannung kaum aus. Sie will, dass Luna zupackt. Dass sie mit ihr macht, was sie will. Und wenn sie sie nicht anfassen will, okay, darum ging es Sonja nicht. Sie will es, aber sie will eigentlich Luna zur Verfügung stehen, mit was immer diese für Bedürfnisse hat, und hat überhaupt nicht damit gerechnet, dass etwas mit Genitalien darunter sein könnte. Sie fand es nur fair, ihr zu sagen, dass es für sie sexuell ist.

Bei dem Gedanken öffnet sie ihre Beine, halb unwillkührlich, halb einladend. Und wie, als hätte die Hand darauf gewartet, wandern Lunas immer noch recht kühle Finger dazwischen. Sortieren zärtlich langes Fellhaar zur Seite, bis sie zwischen Sonjas Vulvalippen glitschen können. Sonja atmet mit einem Mal so schnell, als läge ihre versuchte Flucht erst gerade hinter ihr. Sie blickt Luna an, weiß, dass sie verloren und verlangend aussieht. Luna dagegen lächelt sachte. Sie belässt die Finger zwischen Sonjas Beinen, als sie sich wieder zum Hals hinabbeugt. “Ist nun alles geklärt?”, flüstert sie dunkel.

“Ja”, fiepst Sonja. “Ich habe dich rausgerissen oder?”

Luna küsst Sonjas Hals, was ihr ein weiteres sehnsüchtiges Fiepsen einbringt. “Dafür stecken wir jetzt noch tiefer drin”, raunt sie. “Du hast dich dadurch noch ein Stück mehr ausgeliefert. Und ich mag es, dich so im Griff zu haben.”

Ehe Sonja auf die Idee kommen kann, etwas dazu zu sagen (es wäre etwas Zustimmendes geworden), spürt sie, wie Luna abermals die Zähne in ihren Hals versenkt. Sie liebt den Schmerz. Sie liebt das Saugen. Den Sog. Sie liebt, wie sie den Blutverlust spürt, sich zunehmend weniger rühren könnte, selbst wenn Luna sie losließe. Sie merkt, wie Luna wärmer wird. Sie spürt den warmen Wasserdampf, der sich ausbreitet, den Luna ausstrahlt. Es bedeutet, dass Luna von Sonjas Blut profitiert. Sie spürt Lunas Gier. Ihr wird leicht schwummrig im Kopf. Trinkt Luna so zügig? Auch, ja, aber… da sind auch ihre Finger zwischen Sonjas Beinen. Die nun damit anfangen, ihre Vulvalippen entlangzustreicheln. Sie langsam stimulieren. Sonja hat wirklich nicht damit gerechnet, dass es Lunas Ding ist, aber sie kann gerade ohnehin nichts anderes tun, als sich fallen zu lassen und aufzugeben, zu fiepsen, gegen das Gefühl anzukämpfen, gleich das Bewusstsein zu verlieren, um die Erregung noch etwas länger auszukosten.

Und dann zieht Luna überraschend ihre Zähne aus Sonjas Haut. Sonja vermisst sofort das Sauggefühl, fühlt sich wie verloren. Lunas Mund wandert abermals zu Sonjas Ohr. “Ich bringe es gleich zu Ende”, verspricht sie. “Ich wollte dir nur etwas sagen, damit du es weißt, weil ich es fair finde.”

“Okay”, fiepst Sonja.

“Ich mache das hier”, – Luna bewegt die Finger noch einmal an Sonjas Vulvalippen entlang, so auf der Grenze von nicht genug, so sadistisch –, “weil es dich in einen Zustand der Extase versetzt, in dem dein Herz schneller und länger pumpt und ich mehr Blut aus dir herausbekommen werde.”

Sonja winselt unwillkührlich, stöhnt beinahe auf. Es erregt sie nur umso mehr.

Lunas Mund berührt ihr Ohr, als er wieder nach unten wandert. Auf dem Weg nimmt Luna das Ohrläppchen in den Mund und beißt so brutal hinein, dass Sonja denkt, dass es abfallen müsste. Sie schreit auf, aber mit kaum Kraft. Ein Moment, indem sie versteht, dass Luna mit ihr auch nicht so schöne Dinge machen könnte. Dass sie vollkommen in ihrer Gewalt ist. “Ich liebe dich”, flüstert sie.

Luna lässt sich ihre Verdutztheit dieses Mal nicht anmerken. Sie küsst die blutige Stelle direkt unter dem Ohr, leckt darüber. Merkt, wie das Ohrläppchen schon dabei ist, wieder zu heilen, als sie wieder in den Hals beißt.

Sie lauscht auf Atem und Herzschlag, als sie trinkt. Es war ein langes Spiel, aber gleich ist es so weit. Sonjas Atem ist flach und immer noch sehr erregt. Und in dem Moment, kurz bevor ihr die Sinne wegkippen, lässt Luna zwei ihrer Finger in Sonjas Vagina gleiten.

Sonja verliert das Bewusstsein in einem Moment, der ihr wie der schönste in ihrem Leben vorkommt. Sie fühlt sich gewollt, geliebt und ausgebeutet. Von der einzigen Person, die ihr etwas bedeutet. Sie fühlt die Finger in sich, die Zähne in ihrem Hals und im nächsten Augenblick ist da einfach tiefste Entspanntheit, Schwärze.

Ein weiteres Mal wabert sie doch wieder ins Bewusstsein. Lunas Finger liegen nun unbewegt zwischen ihren Vulvalippen. Luna rechnet nicht damit, dass Sonja noch einmal etwas wahrnimmt. Es wirkt, als wäre Luna einfach zu faul gewesen, sie dort wegzunehmen. Sie hält Sonja nicht mehr so zangenartig fest. Ihre andere Hand liegt liebevoll in Sonjas Haar, während sie genießend und selbstvergessen Blut aus Sonjas Hals trinkt. Vielleicht ist das ein noch schönerer Moment. Weil Luna glaubt, ihn für sich zu haben, und Sonjas Körper wirklich nur dient. Dann kippt Sonjas Bewusstsein entgültig weg.


Der Himmel leuchtet im ersten Tageslicht vor Sonnenaufgang. Dieses magisch wirkende Blau, das noch fast an Nachthimmel erinnert, aber gleichzeitig den Eindruck einer Neonfarbe macht. Das Meer rauscht, der Nordwind weht und bringt Salz mit sich. Sonja fühlt sich so tiefenentspannt, wie lange nicht mehr. Das ist vielleicht das Einzige, in dem sie Luna überlegen ist: Wenn sie vom Tod zurückkommt, ist sie stets ausgeruht, entspannt und erholt. Wenn Luna vom Tod zurückkommt, ist sie am Limit und braucht eine Weile, bis sie wieder ganz Luna ist.

Etwas fühlt sich aber seltsam an Sonjas Körper an. Sie bewegt dem Gefühl folgend ihre Hand zu ihrem Haar, betastet ihren Kopf und findet die Schmetterlingsspange. Luna hat sie ihr überlassen!

Sie richtet sich auf. Sie befindet sich außerhalb des Waldes, auf dem Boden bei der Klippe bei der Bank, wo Luna manchmal Überbleibsel oder Erinnerungen an Tote hinterlässt. In diesem Fall wohl Sonjas ganze Leiche. Sonja blickt zum Waldrand. Dort zwischen den Birken, vielleicht drei große Schritte in den Wald hinein sitzt Luna in einem Schneidersitz und wartet. Sonja nähert sich ihr und setzt sich außerhalb des Waldes auf den Boden. Sie schweigen sich eine Weile an, wissen vielleicht nicht so recht, was sie sagen wollen.

“Du lässt mich gehen?”, fragt Sonja schließlich.

“Ich hoffe, du verirrst dich mal wieder in meinen Wald”, entgegnet Luna.

“Habe ich die Erlaubnis?”, fragt Sonja.

“Niemand kommt lebend aus meinem Wald”, erinnert Luna. “Es ist nicht verboten, mich hier zu besuchen und dabei Sterben in Kauf zu nehmen.”

“Aber ich komme zurück”, murmelt Sonja. “Stört dich das nicht?”

Luna lächelt. “Es fühlt sich weniger nach Mord an, ja”, gibt sie zu. “Aber ich genieße es trotzdem.”

Sie lächeln sich ein paar Momente schweigend an. Bis wieder Sonja die Stille durchbricht. “Geht es dir besser?”

Luna nickt. “War dir irgendwas zu viel? Zu grenzwertig?”

Sonja hebt eine Braue. “Wieso würdest du so etwas fragen? Ist nicht vielmehr Sinn der Sache, dass du machst, was du willst und dich nicht scherst, was ich fühle?”

Luna schüttelt den Kopf. “Zum einen schert es mich, was du fühlst. Das ist Teil von dem, was ich mir einverleibe, was ich genieße”, erklärt Luna.

Sonja kann nicht abstreiten, dass es sie anmacht, und dass es sie sehr berührt.

“Und zum anderen gibt es Grenzen, die ich nicht überschreiten möchte”, sagt Luna. “Ich mache schon bewusst selten sexuelle Dinge. Das ist etwas, was ich nicht machen werde, wenn du es nicht magst.”

“Ich mochte es”, flüstert Sonja. “Sehr.”

“Auch, dass ich dir am Ende offen gelegt habe, dass ich es für den Blutdruck bei dir tue?”, bohrt Luna nach.

Sonja grinst. “Du hast schon krassere Dinge mit mir gemacht, um meinen Blutdruck beim Aussaugen zu erhöhen.” Sie lächeln sich wissend an. “Nein, ehrlich”, fügt Sonja hinzu. “Ich fand gerade den Moment sehr extrem, krass, gut, meine ich.”

Luna grinst und kichert tonlos. “Dann habe ich noch eine Frage übrig. Was soll die Sache mit Paolo? Wärest du bereit, ihn aus dem Spiel zu lassen?”

Sofort verfliegt Sonjas Leichtmütigkeit vollends. “Paolo”, flüstert sie. “Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen, wenn ich dir ein Opfer in den Wald schicke, um das du es nicht schade finden würdest.”

“Nicht so!”, sagt Luna. Sie steht auf, und geht, ohne etwas weiteres hinzuzufügen.

Sonja bleibt wie vom Donner gerührt sitzen. Das Meer rauscht unterhalb der Klippe. Der Wind weht durch ihr Haar. Es war bis gerade die schönste Nacht ihres langen, unsterblichen Lebens. Aber jetzt, mit einem Mal, jetzt hasst sie alles.