21 - AprilKink 2023 - Spielkind (Lore 1)

Content Notes

  • Petplay.
  • Age Play (non-sexuelles).
  • Furry - erwähnt.
  • Nonkonsensionelle Erniedrigung, Vorurteile.

Geschichte

Heute war der Andrang mau. Also, auch sonst konnte nicht von Andrang die Rede sein. Aber wenn Freden hier im Dating-Gemeinschaftsraum saß, fand sich meistens innerhalb von zwei bis drei Stunden eine Person, die mit Freden spielen wollte. Nun war es spät in der Nacht, Freden hatte sich in vis Buch festgelesen und es hatte sich noch immer niemand zu viiv gesetzt.

Vii klappte das Buch zu und ließ es verschwinden, um sich kurz zu sammeln und dann den Raum zu verlassen, als vii ein Augenpaar an einer Stelle bemerkte, wo vii keines vermutet hätte: Ein kleiner Drache beobachtete vii vom Kronleuchter aus. Wie lange der Drache schon dort sachte geschaukelt hatte, wusste vii nicht. Nun ließ er sich kopfüberhängen, wartete nur einen Moment und ließ sich dann fallen. Das Flugmanöver saß routiniert, die Schwingen fanden im Drehen einen Weg sich auszubreiten, sodass der Drache eine sanfte und elegante Landung auf Fredens Tisch hinlegte. (Dem Fee-Tisch.) Der Kronleuchter schwang kaum.

Mit Drachen war das so eine Sache: Es hatte sich noch nie eine Ziege beschwert, wenn jemand ein Ziegenfurry war oder wenn eine Person sich im Spiel vollständig und samt äußerer Erscheinung in eine Ziege hineinversetzte. Drachen schon. Also, es gab Drachen, die es nicht unter jeden Umständen gut fanden, wenn Nicht-Drachen Fetische auslebten, in denen sie einen spielten. Es war eine komplexe Thematik. Es gab nicht so furchtbar viele Drachen. Viele der Drachen interessierten sich nicht für die Kink-Szene (wie das ja auch auf alle anderen Völker zutraf). Manche Drachen fanden es nur schlecht, wenn in Spielen unreflektiert Diskriminierungsaspekte gespielt wurden. Andere fanden wiederum, alle sollten spielen, was ihnen gut tat, nur sollten sie es aus Räumen rauslassen, in denen Drachen willkommen sein sollten (sehr verständlich). Und manche Drachen fanden allgemein nicht so gut, dass sie in der Fetisch-Szene als Fetisch häufiger wahrgenommen wurden als so im allgemeinen Leben.

Freden hatte sich nur oberflächlich damit befasst. Und das war gerade, wo ein vielleicht bloß vermeintlicher Drache mit viiv spielen wollte, nicht so gut. Außerdem hatte Freden keine Ahnung, wie vii herausfinden sollte, ob es sich bei vis Gegenüber vielleicht doch auch im Outernet um einen Drachen handelte. Drachen waren selten da draußen und noch viel seltener besuchten sie Virtualitäten, aber ausgeschlossen war es nicht.

Vii hatte insgesamt nur einmal Kontakt zu einem Drachen gehabt: Eine Ausbildungsperson während vis Ausbildung zu Psychotherapie damals war ein Drache gewesen. Lore hatte damals nicht in einer Virtualität unterrichtet, sondern die Lernenden waren zu sem ins Kreidefelsengebirge, wo sey lebte angereist. Sie hatten sich gut verstanden, aber die Atmosphäre war, wie nannte sich das?, professionell geblieben.

“Hi”, sagte Freden.

“Ja, moin!”, grüßte der Drache zurück.

“Lore!”, entfuhr es Freden. Es war tatsächlich Lore.

“Ich dachte schon, du erkennst mich nicht!” Lore schlang den Schwanz um die Füße.

“Ich kann allgemein Gesichter nicht gut wiedererkennen. Und”, Freden grinste verlegen, “als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du etwa zehnmal so groß wie ich.”

“Hast du schonmal probiert, in den beengten Virtualitäten, die ihr Fußvolk kreiert, in Originalgröße zu fliegen?” Lore rollte mit den Augen. “Natürlich hast du das nicht, du flügelloses Ungeheuer.”

Freden konnte nicht vermeiden, laut aufzulachen. “Ich bin noch nie Ungeheuer genannt worden.”

“Wird Zeit! Gewöhn dich dran!” Lore machte entgegen ihrer bedrohlichen Worte einen gelassenen und harmlosen Eindruck.

Das sagte Freden sem auch. “Ich habe dich jedenfalls an der Stimme erkannt. Aber auch deine Art ist eine ganz andere, viel lockerere als während der Ausbildung.”

Lore seufzte tief. Und dann gleich noch einmal. “Ich würde es mangels individuelleren Begriffs auch als Masking bezeichnen. Du hast mir mal erklärt, dass du eine Menge an sozialer Interaktion nicht richtig verstehst oder sie für dich nicht natürlich kommt, aber weil du nicht als total unhöflich wahrgenommen werden möchtest und weißt, dass es sonst passiert, verhältst du dich, dein Auftreten und deine Mimik in bestimmter Weise. Und das nennst du Masking.”

Freden nickte langsam und gespannt. “Genau. Bedingt dadurch, dass ich neuroatypisch bin.”

“Das bin ich nicht”, sagte Lore. “Also, vielleicht ein wenig? Ich sollte das vermutlich als Ausbildungsperson für Psychotherapie-Dinge über mich wissen.”

Freden zuckte mit den Schultern. “Deine Schwerpunkte liegen woanders. Und wenn es nicht wichtig ist, ist es nicht wichtig.”

“Vielleicht ist es wichtig, aber andere Dinge kommen zuerst dran.” Lore schürzte die Lippen, was bei ihr ein Ausdruck von Nachdenklichkeit war. “Ich jedenfalls bin ein Spielkind. Eigentlich. Wenn einfach nichts dagegen spräche, wäre ich dauernd albern und neckend und würde herumtanzen und Bälle jagen und nun ja, was Leute so mit verspielten Katzentieren verbinden, vielleicht. Und wenn ich mich nicht bewusst anders verhalte, dann erfahre ich eine bestimmte Form von Abwertung. Sie nehmen mich dann tatsächlich so wahr, als wäre ich ein Kind. Bin ich aber nicht.”

Freden nickte. “Ich verstehe”, sagte vii. “Und deshalb legst du eine Art Schauspiel hin, das unnatürlich für deinen Charakter ist und sich fremd anfühlt, damit du die Behandlung mit dem Ernstnehmen erfährst, die du” – Freden zögerte, das richtige Wort suchend, und entschied sich: “verdienst.”

Lore lächelte und nickte langsam. Sey sah überraschend glücklich aus. “Ich habe dich schon damals gemocht. Weil du solche Dinge schnell erfasst.”

“Ich denke, ich kann versprechen, dass ich dich nicht weniger für voll nehmen werde, wenn du alberst und spielst”, versicherte Freden.

“Deshalb komme ich zu dir”, sagte Lore, fast scheu. “Ich habe einen sehr seltsamen Fetisch, der die Sache gefühlt noch komplizierter macht. Und ich würde gern ein Spiel mit einer Person spielen, die sich dabei auf mein Niveau begibt, wenn das Sinn ergibt. Und mich nicht ausversehen als viel jünger wahrnimmt.” Sey blickte Freden erwartungsvoll an. Aber als vii eine Weile nicht antwortete, sondern nur zurücksah, fragte sey: “Magst du? Oder ergibt überhaupt Sinn, was ich sage?”

“Ich glaube, ich bräuchte genauere Vorstellungen, um den Sinn zu verstehen”, sagte Freden. “Aber ich kenne dich. Bisher ergibt alles, was du sagst, relativ zügig dann doch Sinn.”

Lore gluckste. “Ich möchte, dass du ein Kind spielst, aber eines, das nicht zum Fußvolk gehört, vielleicht tatsächlich ein Katzenkind, das mich steigen lässt, im Sinne von Drachensteigenlassen.”

“Wärest du dabei du, oder tatsächlich ein Stoffdrache?”, erkundigte sich Freden. Es hörte sich interessant an!

“Ich bin dabei ich.” Lore legte den Kopf auf die Arme, als würde sey sich sortierter fühlen. Aber vielleicht war die Interpretation auch gewagt. “Mein kindliches Ich, das ich gern mehr ausleben würde, aber was ich mich halt nie traue, weil ich dabei den Aspekt nicht erleben möchte, als weniger verantwortungsbewusst oder weniger psychisch entwickelt oder so etwas betrachtet zu werden. Nicht wie eine Person, auf die du aufpassen müsstest oder für die du verantwortlich wärest. Verstehst du?”

Freden nickte. “Nun ergibt das alles Sinn. Deshalb möchtest du, dass ich ein Katzenkind spiele, weil ich dann nicht verantwortungstechnisch und so über dir stehe, sondern mit dir auf Augenhöhe spiele.”

Lore schloss die Augen halb und lächelte breit. “Und wenn ich tatsächlich an einem Geschirr aufsteige, bin ich physisch über dir.”

“Physisch aber nur?”, versicherte sich Freden.

Lore nickte. “Einfach zwei Kinder, die spielen. Das wäre schön.”