19 - AprilKink 2023 - Zum Anbeißen (Ærenik 3)

Content Notes

  • BDSM.
  • Domination/Submission.
  • Vore, Candy Gore, Kanibalismus.
  • Essen.
  • Tunnelspiel - erwähnt.
  • Dom Drop?

Geschichte

Freden folgte Æreniks Einladung in eine Virtualität, noch während sie sie zu Ende einrichtete. Viele Leute waren nervös, wenn sie so eine völlig neue Umgebung schufen und jemand dabei zusehen konnte. Sie nicht. Es schien viel mehr zu ihren Gewohnheiten zu gehören.

“Ist Bau von Virtualitäten ein Hobby von dir?”, fragte Freden.

“Joah, nicht direkt, aber ich muss es für eins meiner Hobbys ständig.”

In Æreniks Artikulation schlich sich nun das erste Mal sehr deutlich ein nordwest-maerdhischer Dialekt, den Freden bis jetzt nur untergründig wahrgenommen hatte. Interessanterweise verband Freden auch diesen mit Dominanz.

Vii hätte vielleicht noch gefragt, was das denn für ein Hobby war, aber da war Ærenik schon fertig. Es war eine schlichte Virtualität. Sie befanden sich auf einer Blumenwiese mit Picknickdecke in ihrer Nähe. Darauf brannten ein paar Windlichter, es gab verschieden große Teller, verschieden großes Kuchenbesteck und ein paar Servietten. Daneben stand ein großer, gläserner Lebensmitteldrucker, dessen Schläuche unweit vom Drucker in die Erde führten und dort verschwanden. Er hatte eine große Klappe, die Ærenik öffnete und Freden bedeutete, sich hineinzusetzen.

Schon als Freden sich hineinbegab, merkte vii, wie viiv Selbstbestimmung abgenommen wurde. Die Virtualität drängte vii mit sanfter Gewalt dazu, sich in einen Schneidersitz zu setzen – vii hätte vielleicht dem Druck etwas entgegensetzen können, es war wie eine etwas zu starke Führung beim Tanzen, aber vii ließ es zu.

Und dann, als Ærenik die Klappe vor vis Nase schloss, geschah etwas, womit vii nicht gerechnet hätte: Vii sah sich selbst nicht mehr. Vii war sozusagen unsichtbar in der Virtualität. Außerdem beeinflusste die Virtualität das Kraftfeld, sodass vii sich ungefähr um die Hälfte leichter fühlte. Nicht ganz schwerelos, aber ein Teil vis Gewicht trug die Virtualität.

Der Drucker fing zu drucken an. Die Drüsen ragten zunächst durch vis unsichtbaren Körper hindurch, sodass sich Freden noch weniger existent fühlte. Das war krass gemacht! Aber als der Drucker mit dem Kuchenboden begann, der dorthin gedruckt wurde, wo Fredens Körper war, und als gleichzeitig vis Gewicht von dort unten angefangen nicht mehr von der Virtualität getragen wurde, fing das ganze für vii an, völlig immersiv zu werden. Es war nicht mehr eine Virtualität, die etwas mit viiv tat. Vii war ein Geist, nur die Vorahnung einer Form, und wurde von unten nach oben gedruckt, bekam dadurch und durch das Gewicht erst wahre Existenz. Vii blickte an sich hinunter, wie Schicht um Schicht gedruckt wurde. Braune fluffige Masse, die eine Spur nach Monua und Kardamin roch, cremige, weiße Masse, die nicht so sehr roch, aber einen Eindruck von Zitrusgeschmack auf vii machte, und eine fruchtige rot-lila Schicht, die nur ein dünner Layer zwischen den anderen Schichten war. Freden fand den Geruch sehr ansprechend, hätte selbst einen Kuchen dieser Art sicher nicht zu speisen ausgeschlagen und konnte sehr gut verstehen, dass Ærenik sich gerade so einen Kuchen druckte.

Vii fühlte sich ganz weich. Weich in der Psyche, die damit lebte, gleich verspeist zu werden, und weich wie der Kuchen, der vii war. Ein geradezu physisches Gefühl wie lauwarmes Zerfließen rann durch Fredens Kopf, als dieser gedruckt wurde. Vis Gedanken mussten durch Kuchenmasse hindurchgedacht werden, damit vii sie wirklich erfassen konnte. Weich, etwas unwirklich, süß. Vii konnte (und wollte) sich nicht bewegen. Wollte nicht, weil das den Kuchen kaputt gemacht hätte, der für Twists nicht gemacht war. Diese Schönheit! Wollte nicht, weil vii nunmal auch tatsächlich ein Kuchen war und sein wollte.

Zum Abschluss sprühten die Drüsen eine Farbschichtmasse auf Freden, was dazu führte, dass Freden wieder aussah wie Freden. Vii fühlte das Sprühwerk, aber vis Körper fühlte sich dabei weicher und leichter an als Fleisch. Fluffig und zart. Vielleicht war das Abbild eine winzige Spur matter. Zeigte weniger von den winzigsten Falten in der Haut, die wie Fingerabdrücke jene individuell machte. Vielleicht hatte die neue Hautschicht eine etwas andere Beschaffenheit in Hinblick darauf, wie Licht daran brach oder reflektierte.

Ærenik öffnete den Drucker und Dampf quoll hervor. Fredens Duft verteilte sich in der Atmosphäre. Ærenik sog ihn durch die Nase ein und lächelte zufrieden. Für sich selbst. Sie war allein mit sich. Sie wusste nicht, dass der Kuchen sie wahrnahm oder denken konnte.

Auf einem Rollbrett rollte sie den Kuchen auf die Picknickdecke, in die Mitte. Sie betrachtete ihn eine ganze Weile von allen Seiten. Während der Wind mit ihrem Haar durchaus ein wenig spielte – nicht sehr, aber merklich –, war Fredens Kleidung völlig unbewegt.

Ærenik setzte sich zu Fredens Seite, wo vii sie nur im Augenwinkel sehen konnte, weil vii den Kopf nicht drehen konnte. Sie beugte sich vor und legte die Nase sehr sanft an vis Oberarm. Es war so eine weiche Berührung und doch hätte sie vielleicht eine Delle in vis Haut hinterlassen können. Sie atmete tief, sog Fredens Aroma in sich ein und ihr entfuhr ein leises, genießendes “Hmmm”. Ein selbstvergessenes, für niemanden als sich selbst bestimmtes, – sie war ja allein.

Freden fühlte, wie es viiv erregte, nicht unbedingt auf sexuelle Weise. Vis Atemfrequenz konnte sich nicht entscheiden, ob schnell oder ganz flach atmen dran war. Und dann war es plötzlich klar, als Ærenik den Mund öffnete und die Zähne in vii versenkte, – Freden atmete sehr hastig ein und aus. Die Farbschicht zog sanft um vis Brustkorb. Dann hielt Freden wieder ganz still und genoss, genossen zu werden.

Ærenik lehnte sich zurück und kaute langsam, die Augen geschlossen. Im Augenwinkel konnte Freden sehen, wie dort an vis Oberarm nun ein Stück fehlte und die weichen Kuchenschichten hervorlugten. Es war so schön, so krass schön, und so schrecklich zugleich. So ein schöner, ästhetischer Horror!

Ærenik aß nicht mit offenem Mund. Sie nahm sich eine Stoffserviette und rieb sich damit über die Kinnpartie, bevor sie sich um Freden herumbeugte und symmetrisch auf der anderen Seite abbiss.

Wieder atmete Freden hastig, aber nun bemüht, wirklich flach zu atmen, um tunlichst nichts am Kuchen zu beschädigen. Alles für Ærenik ganz zu lassen.

Als nächstes kniete Ærenik sich vor vii, lehnte sich vor, ohne vii zu berühren, und biss viiv genussvoll die Nase ab.

Freden hätte damit gerechnet, irgendwann abbrechen zu wollen, weil es viiv zu viel des Horrors werden würde. Gore war eigentlich nicht so vis. Candy Gore, also so etwas wie sehr üble Verletzungen, aber an verkuchlichten Personen, war schon etwas anderes. Und das Genossenwerden stand einfach über allem.

Jetzt glaubte Freden, am ehesten abbrechen zu müssen, weil vii es nicht aushielt, wie langsam Ærenik vii aß. Vii wollte, dass sie sich in vii hineinstürzte, es nicht mehr aushielte, weil vii einfach zu gut schmeckte, und vii zerfleddern und dabei voller Genuss aufessen würde. Bis nichts mehr übrig wäre. Bis vis ganze Existenz für diesen einen einzigen, großartigen Moment hergehalten hätte.

Das Gesicht ließ Ærenik zunächst außer der Nase unberührt. Nasen waren meist unbewusst im Sichtfeld und es war nun sehr interessant, dass da stattdessen nur ein bisschen angebissener, unscharfer Umriss war. Ærenik wendete sich erst einmal wieder den Armen zu, bei denen sie eine Spur hinab bis zu vis Fingern aß. Dann aß Ærenik die Finger allesamt auf. Das war noch einmal ein sehr krasses Gefühl, denn gerade die Finger, die Hände, waren sonst für so vieles da, wie etwa Notfallgesten. (Die natürlich immer noch gingen, aber einen Moment war Freden davon überzeugt, dass nicht. Einen Moment fühlte es sich dadurch wie ein Tunnelspiel an, und das war sehr geil.)

Freden fühlte sich so unbeschreiblich einem Schicksal ausgeliefert, und gleichzeitig so unbeschreiblich wertvoll. Das war, was diesen Fetisch aus submissiver Sicht für vii ausmachte.

Als Freden irgendwann, nach Stunden?, drohte zu kippen, weil Ærenik so viel von viiv weggegessen hatte, dass vis Stabilität nachließ, sagte Ærenik überraschend “Gelb”.

Freden wollte zunächst nicken, aber das ließ weder Psyche noch Virtualität zu, also sagte Freden “Ja.” Wie seltsam und unpassend sich dieses Wort für vii anfühlte.

“Ich glaube”, Ærenik zögerte, wirkte verhakt, brach ab.

“Du kannst nicht mehr?”, fragte Freden.

Ærenik sagte nichts. Sie starrte Freden bloß an.

“Rot.” Freden hätte es nicht gebraucht, aber Ærenik brauchte gerade Support, schien es viiv, und dazu wäre es gut, wenn Freden ganz und beweglich war. Die Virtualität setzte vii wieder zusammen.

Ærenik atmete tief durch. “Ich weiß auch nicht, ich habe noch nie ein Spiel abbrechen müssen”, sagte sie. “Irgendetwas hat sich in mir verhakt, als ich mir vorgestellt habe, dein Gehirn zu essen. Vielleicht, weil ich mich dabei in dich hineinversetzt habe, und es vielleicht doch nicht so ganz mein Fetisch ist?” Sie grinste schief. “Also, dass jemand mein Gehirn frisst.”

Deshalb hatte sie vielleicht seinen Kopf so lange in Ruhe gelassen, mutmaßte Freden vorsichtig. “Mach dir keine Sorgen, es ist okay”, sagte vii. “Wollen wir uns in eine völlig andere Virtualität gemütlich hinsetzen, eine Weile einfach miteinander sein, vielleicht was anderes machen, und dann nochmal darüber reden?”

Ærenik schnaubte. “Das klingt nach einem erstaunlich guten Rezept.” Allmählich wurde ihre Mimik wieder lebendiger. “Ich wollte doch für dich da sein! Was zum Slik! Nun brauche ich wohl ein bisschen Support. Aber es gilt auch umgekehrt. Wenn du nicht magst, hole ich mir den von woanders. Ich bin gerade zu Besuch bei Marim. Die WG ist gut in Support.”

Sie klang ganz sachlich und sortiert, fand Freden, aber vii spürte schon, dass da eine bestimmte Form von absichtlicher emotionaler Distanzierung drinsteckte. Manche Leute konnten das, innerlich wirklich zerlegt sein, und das nach außen ziemlich locker kommunizieren.

“Ich bin sehr gern für dich da”, versicherte Freden. “Nicht nur, weil ich mich verpflichtet fühlen würde, sondern auch, weil ich denke, dass eine gemeinsame Aufarbeitung auch mir guttun kann.” Es ging Freden eigentlich wirklich nicht um sich selbst. Aber manchmal half es Leuten, die sich gerade neu als Last oder so etwas wahrnahmen, zu hören, dass es auch der anderen Seite gut täte. Vii wusste nicht, wie Ærenik da gestrickt war.

Ærenik nickte. “Ich fände einen Spaziergang bei Regen und Sturm an einer Steilküste mit Leuchtturm ganz gut. Bist du schon ausreichend nicht mehr aus Zucker für so etwas?”