03 - AprilKink 2023 - Machtgefallen (Lele und Noren 1)
Content Notes
- BDSM.
- Domination/Submission.
- Knien.
- Eine Menge Spielzeug erwähnt.
- Liebevolles Gezänk.
Geschichte
Heute stand ein Besuch in einem virtuellen Raum für Kink-Zwecke an, den sich ein Paar für sich eingerichtet hatte. Sie hatten Freden ein überraschend formelles Anschreiben geschickt und gefragt, ob vii auch sozusagen Hausbesuche durchführen würde, weil es Lele in vertrauter Umgebung leichter fiel, zu sprechen. Freden hatte natürlich eingewilligt. Das Phänomen war viiv auch nicht völlig unvertraut. Vii hatte immer wieder Phasen im Leben, in denen es viiv genauso erging.
Als der Tag des Termins herangerückt war, stellte Freden fest, dass die zwei überhaupt nicht geschrieben hatten, worum es gehen sollte. Vii versuchte, sich auf alles mögliche einzustellen. Noren und Lele zu dominieren, von ihnen dominiert zu werden, zwischen ihnen stehen? Irgendwas mit viel Spielzeug? Mehr psychische oder mehr physische Kink-Dinge? Die Möglichkeiten waren allerdings zu endlos. Nun ja, sollte es viiv spontan zu viel sein, würde vii das sagen und einen neuen Termin vereinbaren.
Freden kleidete sich noch in einen grauen Anzug mit Spitze, weil vii da Lust drauf hatte und der Stoff so angenehm weich war, setzte einen passenden Hut dazu auf und folgte dem Einladungslink in die fremde Virtualität.
Der Raum war in den Farben rot und schwarz gehalten, die Freden mit dem Stereotyp von BDSM verknüpfte – was nichts Schlechtes bedeutete. Einiges glänzte. Es gab ein breites Bett mit allerlei Möglichkeiten, Fesseln anzubringen, ein Regal mit Dildos, Strap-Ons, kleinerem Schlagwerkzeug, Masken und vielen weiteren Dingen, die Freden nicht so rasch erfassen konnte. Vor dem Bett befanden sich verschiedene Sitzgelegenheiten.
Im Sessel saß eine Person, ein Lobbud, in einem langen blauen Kleid und zu ihren Füßen kniete ein verhältnismäßig kleiner Elb auf einem Kissen.
“Ich bin Noren und das ist Lele”, stellte der kniende Elb sie vor. Die Pronomen hatten schon in der E-Mail gestanden.
Freden lächelte und lüpfte den Hut. Weil vii jetzt schon merkte, dass viiv die eingestellte Temperatur der Virtualität zu warm war, drehte vii sie rasch für sich herunter. Dann setzte vii sich ihnen gegenüber auf einen schwarzen, glanzbeschichteten Hocker.
Bei Noren und Lele hatte Sinn ergeben, dass sie sich vorstellten, weil sie zu zweit waren und für Freden nicht klar gewesen war, wer wer war. Aber sich selbst vorzustellen, ergab weniger Sinn, oder? Freden entschied, es doch nochmal zu tun, falls jemand von ihnen ein schlechtes Namensgedächtnis hätte. “Ich bin Freden Tumull. Freden reicht. Wenn eine Anrede notwendig wird, teste ich im Moment My aus, wie in mylauden, mylord oder mylady.”
“Oh, wie cool, das will ich auch!”, begeisterte Noren sich. “Das mit der Anrede.”
“Du verdienst keine Anrede”, sagte Lele trocken.
Nach dieser kurzen Konversation trat schon wieder ein Schweigen ein, das sich für Freden nicht unbedingt ultimativ behaglich anfühlte. Freden vermutete in Leles Hinweis zur Anrede einen Teil ihres Spiels, aber sicher war vii sich nicht. Als die Stille viiv zu lang wurde, fragte vii: “Worum geht es denn? Warum bin ich hier?”
“Mein Sub subbt nicht”, sagte Lele.
“Nun ja, ich würde ja sagen, mein Top toppt nicht!” Norens Stimme war sehr schmunzelig, als es sich Lele zuwandte.
“Aber ansonsten versteht ihr euch gut?”, versicherte Freden sich vorsichtshalber. Erst einen Moment zu spät fiel viiv auf, dass die Formulierung vielleicht auf einen Vorwurf oder eine Abwertung viserseits hindeuten könnte, aber wenn es so war, ließen sich die beiden nichts anmerken.
“Prächtig!”, betonte Lele.
Noren nickte energisch. “Wir sind schon seit fünf Jahren in einer Beziehung und die ist wunderschön. Und nun hat Lele ihre dominante Ader entdeckt, aber kriegt mich damit irgendwie nicht. Hast du Ideen, was wir da machen können?”
“Vielleicht eigne ich mich auch einfach nicht als dominante Person, weil ich zu unsicher bin mit allem.” Passend zu dem, was sie sagte, sprach Lele nun leiser, zurückhaltender.
Freden widerstand dem inneren Impuls, einfach sofort zu widersprechen oder etwas Ermutigendes entgegenzusetzen, den vii in sich spürte. Nicht, dass er zwangsläufig fehl am Platz gewesen wäre oder dass vii nicht ermutigen wollte. Vii wollte nur darüber reflektieren, bevor vii bestätigte, weil vii wusste, dass vii da einen Mechanismus hatte, es auch dann zu tun, wenn vii eigentlich nicht wollte. “Meiner Erfahrung nach findet sich für fast jede Dominanz eine Person, die auf sie anspringt. Manchmal ist so eine allerdings schwer zu finden.”
“Willst du damit sagen, dass ich mir ein anderes Sub suchen müsste und mein Sub sich ein anderes Top?”, fragte Lele.
“Nicht ausgeschlossen”, antwortete Freden. Vii mochte die Antwort nicht, aber es war in vis Umfeld schon ein paarmal so vorgekommen. “Es kann auch sein, dass du zwar dominant und Noren submissiv ist, dass aber die jeweiligen dominanten oder submissiven Kinks nicht zusammen passen. Ich kenne euch zu wenig. Wollt ihr ein bisschen erzählen oder vormachen?”
“Das ginge auch.” Lele wirkte nachdenklich und nicht sehr überzeugt. Vielleicht ängstlich.
“Hattest du eine andere Vorstellung, was ich tun würde?”, fragte Freden frei heraus.
Lele atmete tief ein und aus und senkte den Blick. Sie wirkte scheu und Freden konnte nicht vermeiden, dass es vii ansprach. “Ich hatte mir vorgestellt, dass du mein Sub bespielst und ich mir dabei vielleicht was abgucken kann”, gab sie schließlich zu.
“Das hast du mir vorher nicht einmal mitgeteilt!”, beschwerte sich Noren.
“Du musst auch nicht alles wissen!”, monierte Lele zurück.
“Nur, weil ich nicht sicher bin, wie ich das einzuordnen habe: Das gehört zu eurem Spiel, oder?”, versicherte Freden sich. “Es kann auch so rüberkommen, als würdet ihr euch nicht gut absprechen und als gäbe es Konsensprobleme.”
Lele nickte. “Das ist eigentlich abgesprochener Teil des Spiels.”
“Ich weiß das schon, dass das zum Spiel gehört”, bestätigte auch Noren. “Aber es reißt mich irgendwie raus. Ich würde auch gern lernen, ein besseres Sub für Lele zu sein.”
“Aw!” Lele strich Noren mit der Hand über den Kopf.
Den Blick, den die beiden austauschten, konnte Freden nur als sehr liebevoll interpretieren. Vii lächelte.
“Jedenfalls macht es mich noch nervöser, wenn eine fremde Person zuschaut, wenn ich jetzt einfach anfinge, irgendwas Dominantes zu tun, als ich es eh schon immer bin”, erklärte Lele. “Ich fühle mich dann so, als würde mein Spiel beurteilt werden. Worum ich ja quasi auch bitte. Ich habe Angst, nicht genug zu sein.”
“Das ist sehr reflektiert”, hielt Freden fest. “Eine schöne Selbsteinschätzung. Damit können wir vielleicht arbeiten.” Und sich an Noren richtend: “Magst du von mir ein bisschen bespielt werden?”