11 - Kinktober - Verlaufen

Content Notes

Erinnerung: Eine der Challenges, die in die Geschichte einfließen, ist der Kinktober.

  • BDSM.
  • Pinkelfetisch, volle Blase und solche Dinge.
  • In die Hose machen.
  • Gericht.
  • Bestrafen.
  • Demütigung.
  • Verlaufen.
  • Angst.
  • Voyeiurismus.
  • Überwachung.
  • Ekel?
  • Grusel.
  • Wünsche, die nur so semi-gut erfüllt werden.
  • Gespielte Todesdrohung, verharmlosende, lapidare Sprache dabei.

Prompts

  • Labyrinth (#Solarpunktober).
  • Tee (#Phantastober).
  • Exekutive (#writetober2021).
  • Stange (#Kinktober).

Geschichte

Storytime. Das war der unscheinbare Name einer Gruppe Nerds, die auf Wunsch Virtualitäten aller Art herstellten.

Du möchtest gern Mal das Gefühl haben, durch eine große Menge Luftballons zu fallen, aber keiner darf platzen? Nichts leichter als das.

Du möchtest wissen, wie sich eine Hummel in einem Glashaus fühlt? Sie basteln dir mitten in grüne Landschaft einen hässlichen Raum, abgetrennt durch unsichtbare Scheiben, gegen die du rennen kannst. Und du kannst nur rennen, nicht gehen. Sobald du einen Schritt machst, bist du irgendwie gleich zehn Meter weiter. Außerdem brummst du dabei unablässig.

Nun, sicher, ob sich Hummeln so fühlen, ist natürlich niemand. Trotzdem eine witzige Virtualität, die ich ein paar Mal ausprobiert habe. Weil diese Beispielvirtualität allen zur Verfügung gestellt worden ist. Nicht, weil spezifisch diese Virtualität mein Wunsch gewesen wäre.

Meine Wünsche sind, nun, spezieller. Ich hatte schon vor Monaten den Kontakt hergestellt. Macht ihr wirklich alles? Ja, alles, je seltsamer, umso besser. Auch kinky Dinge? Ja, besonders gern. Macht ihr auch Überraschendes? Und ob sie gern kreativ sind und Wünsche möglichst präzise in ihre sonst unvorhersehbaren Werke umsetzen.

Ich hatte darauf gesetzt und ihnen einfach meine Liste an Fetischen geschickt. Und heute ist die Virtualität bei mir eingetroffen. Ich möge verantwortungsvoll damit umgehen. Ich wisse schon, Notfallgeste zum Verlassen ginge wie immer, aber ich solle auch zusehen, dass ich eine Supportperson in der Nähe hätte, wenn etwas zu viel wäre. Sie stellten auch eine Virtualitäts-bezogene KI zur Verfügung, die aus meinen Anfragen, welche Inhaltswarnungen ich vielleicht doch noch bräuchte, eine Antwort generieren würde. Ich hatte ihnen damals auch eine Liste an NoGos dagelassen. Außerdem sollte ich Flüssigkeit mit in die Virtualität nehmen, am besten lauwarmen Tee. Außerdem sollte ich, wenn ich hätte, diese in einer EM-Kanne mitnehmen und auch eine EM-Tasse dabeihaben. EM-Kannen oder -Tassen waren einfach Gefäße, die nicht nur in der Virtualität existierten, sondern eine physische Form außerhalb hatten. Selten war dies nötig, weil es eigentlich vollkommen gleich war, ob die Haptik einer Sache mit einem elektromagnetischen Feld erzeugt wurde, das für die Hände in den dafür geeigneten Anzughandschuhen fühlbar war, während das Bild mit der VR-Brille generiert wurde, oder ob die Tasse tatsächlich auch aus physischem Material bestand, das auch ohne EM-Feld existierte. Aber Tee wäre sonst einfach durch die Tasse hindurchgeflossen, als wäre sie nicht da. Also, Tee, der trinkbar wäre und über die Haptik von Flüssigkeiten hinausging.

Jedenfalls überraschte mich nicht, dass ich eine solche Tasse und Kanne benutzen sollte, und nicht ohne Grund hatte ich so etwas im Haushalt, aber es machte mich besonders neugierig.

Soweit die Vorgeschichte.


Ich betrat die Virtualität. Als erstes blickte ich an mir hinab. Ich hatte einen schlichten, hell grauen Anzug an. Der Stoff war etwas rau. Es fühlte sich nicht so an, als hätte mir die Virtualität Unterwäsche gegönnt. Es befanden sich außerdem an einigen Stellen nur halbherzig ausgewaschene gelbbräunliche Ränder in der Kleidung. Im Schrittbereich. Welch ein Forshadowing…

Ich blickte mich als nächstes im Raum um. Meine Teekanne stand auf einem sterilen Tresen, dahinter zwei uniformierte Personen. Sie hatten hier also tatsächlich NPCs eingebaut – Non Player Characters, Figuren, die nur im Spiel auftauchten und nicht von Personen außerhalb gespielt wurden. Die Wand hinter den NPCs war hell gekachelt und ein sachliches Schild darüber buchstabierte EXEKUTIVE. Ich atmete etwas schneller. Es schrie so nach Strafe. Nach mittelmäßig willkürlicher Strafe. Die Exekutive winkte mich zu ihnen an den Tresen. Ich setzte mich auf den kippeligen Hocker, der davor stand. Mir wurde Tee eingegossen. Eine der Personen lächelte freundlich, als sie mir die Tasse zuschob.

“Du bist in unsere Virtualität eingedrungen, bevor diese veröffentlicht werden sollte!”, sagte die andere Person. “Dafür haben wir eine geeignete Strafe ausgesucht. Du willst so sehr hier drin sein? Das kannst du haben.”

Es ergab keinen Sinn. Also, schon: Die Virtualität gehörte derzeit nur mir, aber sie würde für die Welt veröffentlicht werden. So sollte das ja. Die Willkür war also schon Element. Aber noch belustigte sie mich. Das war immer mein Problem gewesen und Grund für die Anfrage: Ich konnte nie loslassen, mich nie wirklich auf ein Spiel ganz einlassen. Ich hatte gehofft, dass Extreme helfen könnten.

“Trink ruhig.”, meinte die andere Person.

Es funktionierte einfach nicht so richtig. Ich konnte schon trinken, aber ich hätte schon gern mehr Druck dazu gehabt. Ich testete, was die Virtualität täte, wenn ich verweigerte.

Zuckersüß wandte sich die andere Person zu mir. “Du willst doch ordentlich bestraft werden.”, sagte diese. “Wenn du diese Kanne nicht leer machst, dann bleibst du einfach ewig hier bei uns sitzen.”

Es war so sehr absurd. Eine Virtualität sollte nicht wissen, dass ich bestraft werden will. Aber ein klein wenig funktionierte es nun trotzdem: Ich konnte mir aussuchen, ob ich die Strafe wollte, hier sitzen zu bleiben, oder die, die die Virtualität für mich plante. Ich war sehr neugierig auf letztere, auch wenn ich noch nicht so sicher war, ob sie gut würde. Bis jetzt war ich etwas enttäuscht von der Virtualität, außer von den Flecken.

Dennoch, ich trank den Tee. Zeit verging. Niemand sagte etwas. Ich trank einfach. Bis die Tasse leer war und die eine der Personen neu eingoss. Und das so weiter, bis der Tee leer war.

Ich spürte schon jetzt den Harndrang ein wenig.

“Labyrinth.”, sagte die eine der Personen. “Wir verurteilen dich dazu, im Labyrinth ausgesetzt zu werden.”

“Für wie lange?”, frage ich.

“Bis du wieder hinausfindest.”, informierte mich die Person mit erhobeben Brauen. “Die meisten Leute verrecken dort vorher.”

Der Ton, in der sie es so völlig leger sagte, war schön. Trotzdem war ich nur so mäßig überzeugt, bis der Boden plötzlich unter mir nachgab und ich in besagtem Labyrinth landete.


Ich befand mich im selben Anzug plötzlich in einer Bibliothek. Einer ohne Bücher allerdings. Ich wunderte mich einen Moment, wieso ich sie klar als Bibliothek erkannte. Es gab staubige Regale, einen Globus, Karten an der Wand und Buchreklame. Sehr alte. Ich ging durch den Raum. Es gruselte mich schon ein klein wenig. Nicht allzu sehr. Die Stille war gut. Ich ging in den nächsten Raum, der zwar ähnlich aufgebaut war, aber doch unterscheidbar. Von diesem zweigten viele geschlossene Türen ab. Ich suchte mir eine aus und ging hindurch. Kaum ließ ich sie los, krachte sie hinter mir mit einem unheimlichen Dröhnen ins Schloss. Es war das erste Mal, dass ich etwas Angst bekam. Die Tür war leicht, sie hatte sich selbstständig bewegt. Ich drehte mich um und versuchte sie, zu öffnen, aber es ging von dieser Seite nicht. Ich versuchte ruhiger zu atmen und ging den Flur entlang, in dem ich gelandet war. Ich fragte mich, ob das eines dieser Labyrinthe war, die sich veränderten, wenn sie durchschritten wurden. Am Ende des Flurs gab es eine Leiter nach oben und eine Stange nach unten durch ein Loch. Ich mochte Stangen. Ich beschloss, sie hinabzurutschen und gelangte in einen neuen ausgestorbenen Raum. Unten stellte ich fest, dass die Stange zu glatt war, um wieder hinaufzuklettern. Es war also ein 3D-Labyrinth mit Einbahnstraßen. Soweit ich mitdenken konnte, eines der schwierigsten Labyrinthe, die nicht zusätzlich so etwas wie Dimensionsveränderungen zuließen. Labyrinthe haben mir immer ein wenig Angst gemacht, aber dieses schaffte es sogar, leichte Panik auszulösen. In dem Maße, wie ich sie gern mochte. Als Grundstimmung, wenn ich öffentlich pinkeln muss. Nur, war das hier öffentlich?

Ich blickte nach oben durch das Loch, um mir den Weg noch einmal bildlich einzuprägen und blickte in eine Kamera. Ihr rotes Licht blinkte. Ich zitterte, als mir die ersten Tropfen unwillkürlich in den Anzug laufen.

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