01 - Kinktober - Der seltsame Flausch

Content Notes

Erinnerung: Eine der Challenges, die in die Geschichte einfließen, ist der Kinktober.

  • BDSM.
  • Dominition-Submission.
  • Maidkostüm.
  • Rollenspiel.
  • Aufgeben.
  • Überwältigen.
  • Objektivizierung.
  • Beutespiel.
  • Naivität als Fetischelement, das sanistisch interpretiert werden kann. (Ich habe mir was anderes dabei gedacht.)
  • Ekstase.
  • Beißen.
  • Das ganze spielt sachte auf den zweiten Akt von Der Lindwurm und der Schmetterling von Michael Ende an.

Prompts

  • Mondschein (#Solarpunktober).
  • Wald & Wiesen (#Phantastober).
  • Adler (#writetober2021).
  • Uniform (#Kinktober).

Geschichte

Du skandierst:

“Auf einer Wiese nah am Wald

tanzt ein Weißling – ihm ist kalt.”

Es ist in der Tat kalt. Die Nacht bricht herein, ein frischer Wind bläst von der Hangseite zum Wald hin und rüttelt an den Blättern. Und Ästen. Ich fröstele auch. Wie der Weißling im Gedicht. Oder bin ich damit sogar gemeint?

Du sagst schon manchmal verwirrende Sachen. Ich genieße die Verwirrung noch einen Moment und versuche, sie selbst zu entdröseln. Ich blicke mich nach den noch offenen Aspekten des Gedichts um: ob etwas tanzt oder weiß ist. Nichts tanzt. Das einzig Weiße ist das Mondlicht, das langsam heller wird.

“Was ist ein Weißling?”, frage ich.

“Kohl hat nicht ins Versmaß gepasst.”, sagst du trocken.

Ich kichere. “Ein Kohlweißling, der tanzt. Ich verstehe, dass ihm kalt ist. Mir ist auch kalt. Kommt er, sich zu wärmen?”

“Ich glaube, du bist der Kohlweißling.”, sagst du mit einem Grinsen.

Ahnte ich es doch fast. “Wärmst du mich?”

“Erst, wenn du tanzt.”

“Wird das ein D/s-Spiel?”, frage ich.

Dein Kopf, der auf deinen verschränkten Armen liegt, dreht sich mit einem vorsichtigen Grinsen mir zu. “Magst du?”

“Wenn ich der Kohlweißling bin, wer oder was bist du?”, frage ich. “Die Schlange?”

Du schüttelst den Kopf. “Aber die Gedichtvorlage hast du gut erkannt.”

“Ein Lindwurm?”, frage ich als nächstes.

“Keine schlechte Idee, aber ich wäre gern ein Adler.”

Wie funktioniert das bloß? Warum jetzt? Warum noch nicht bei dem Gedanken an einen Lindwurm? Wäre das zu fantastisch gewesen? Oder sind Adler einfach dominanter.

Ich stelle mir vor, wie ich als kleiner, unschuldiger Schmetterling im Mondlicht über die Wiese flattere. Und du mich entdeckst. Eine majestätische Kreatur einer Körpergröße, die in kaum einem Vergleich zu meiner steht. Du siehst mich, findest mich schön, genießt den Anblick. Aber willst mich auch haben.

An dieser Stelle höre ich auf, die Fantasie fortzudenken. Ich will sie ja mit dir erleben. Ich öffne die Augen wieder, habe kaum realisiert, dass ich sie geschlossen habe. Und blicke direkt in dein breit grinsendes Gesicht. Du genießt bereits jetzt den Anblick deines Schmetterlings, dem die Gedanken einfältig davon geflattert sind.

“Adler.”, hauche ich.

“Ich hatte vor, dich in ein weißes Maidkostüm gekleidet im Mondlicht lüstern zu betrachten, bis ich dich niederringe.”, sagst du lässig.

Meine Atemfrequenz verdreifacht sich ohne Vorwarnung. “Wow.”, hauche ich. Und nicke. “Aber wie kommen wir so rasch an eines?”

“Mein Opa müsste noch welche aus seiner Spätjungendzeit herumfliegen haben, die ihm inzwischen vielleicht etwas klein sind. Traust du dich allein, zu fragen?”

Es ist das Haus unter der neuen Windmühle am Fuß des Hangs. Ich nicke. Dein Opa ist lieb. Als ich als Kind meine Kinks kennen gelernt habe, aber noch nicht wusste, an wen ich mich mit Fragen wenden sollte, hat er mir geholfen, mich in diesem Internet und der Welt der Informationen zurechtzufinden, ohne mir je ein unwohles Gefühl zu geben. Ich nicke.

“Grüß ihn, und sag, dass du eines möchtest, das ruhig Grasflecken bekommen darf.”, weist du mich an.

Ich nicke wieder. Und breche auf. Grasflecken. Auf dem ganzen Weg muss ich an Grasflecken denken. Ich mag Kleidung mit Spuren.

Als ich in das weiße Maidkostüm gekleidet bin und kaum weniger friere als vorhin – aber nun ist es gut so –, habe ich alles vergessen. Weiß nicht, wer ich bin, nicht wer du bist. Tanze im Mondschein naiv über die Wiese. Bis du auftauchst, die Picknickdecke in Flügel umfunktioniert, mich jagst, mich umflatterst, mich bewunderst. Aber eine ganze Weile lässt du deine Beute einfach entschlüpfen, woanders tanzen, verzehrst sie nur mit den Augen, und sanften Berührungen im Vorbeifliegen. Ich fühle mich auf genau die Weise begehrt, die richtig ist: Bewundert, aber nicht als Person wahrgenommen. Ich weiß, wie sehr dir das Maidkostüm gefällt. Ich bin ein Mondwesen der Schönheit und zeige sie bewusst. Sonst nichts.

Und dann, wie versprochen und doch völlig unvermittelt, ringst du mich nieder, auf den Boden, nagelst mich dort bewegungsunfähig fest. Ich zappele, gespielt hilflos, überzeuge mich mit dem eigenen Spiel selbst, bis du mir zart in den Hals beißt und ich aufgebe. Durch meinen Körper rauscht ein Gefühl von weicher Ekstase, als ich still unter deinem Körper liegenbleibe. Dein Biss geht über in einen zärtlichen Kuss. Du wickelst die Decke – die Flügel – um uns beide, nimmst mich in den Arm, wärmst mich. Wärmst mich in den Mondabend hinein, bis wir fast schlafen. Kuschelst diesen seltsamen, glücklichen Flausch, der ich bin.

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